Erfolgreich durchgekämpft - die Schweizermeister der ICT-Sparten
TELEKOMMUNIKATION
Eine der grössten Veränderungen im Schweizer ICT-Markt hat sich wohl im Bereich des Fernmeldewesens ereignet. Gegen Ende des Jahres, konkret Anfang November, konnte der britisch-amerikanische Kabelgigant Liberty Global als Besitzer des Schweizer Kabelnetzbetreibers UPC bekannt geben, dass er faktisch alle Aktien der zweitgrössten Fernmeldegesellschaft der Schweiz, Sunrise, übernommen hat und eine Verschmelzung der beiden Telekom-Provider anstrebt. Als Teil der grössten Akquisition in der Schweizer Telekom-Geschichte hatte Liberty Global 5 Milliarden Franken in bar an die Sunrise-Aktionäre bezahlt. Inklusiv Schulden wurde Sunrise mit 6,8 Milliarden Franken bewertet.
Der Zusammenschluss führt auch zu Verschiebungen in der Top-500-Liste von Computerworld. So kann die gemergte Sunrise UPC mit einem interpolierten Jahresumsatz von schätzungsweise 3,1 Milliarden Franken einen Platz wettmachen. In der Spartenausmarchung kommt der fusionierte Provider nun auf Platz zwei und erlaubt es Salt, auf den dritten Rang nachzurücken, der im Vorjahr noch von UPC allein gehalten wurde.
Die Zuwächse und Aufstiege dank Übernahme zeigen aber ein geschöntes Bild des Telekommunikationsmarkt der Schweiz. Setzt man die rosarote Mergerbrille ab, so zeigt sich, dass das Geschäft in diesem Bereich rückläufig ist. So schrumpfte der Gesamtumsatz von Swisscom um 3,1 Prozent auf 11,1 Milliarden Franken. Zum Vergleich: Ein Jahr davor betrug das Minus noch 2,2 Prozent. Noch schlechter gehts im rein inländischen Geschäft: Hier musste Swisscom noch mehr Federn lassen, der Umsatz verringerte sich um 3,5 Prozent auf 8,3 Milliarden Franken.
Auch in der Bilanz von Sunrise war mit einem Minus zu rechnen. Im letzten publizierten Geschäftsbericht kommunizierte das Unternehmen in Sachen Umsatz einen Ausblick auf das Gesamtjahr 2020 zwischen 1840 und 1880 Millionen Franken. Dies hätte gegenüber dem Vorjahr einem Minus zwischen 2,5 und 0,4 Prozent entsprochen. Kein Wunder also, dass auch bei Salt, dem drittgrössten Telekom-Dienstleister der Schweiz, die Erlöse um 1,1 Prozent zurückgingen.
Dass der Schweizer wie der globale Telekom-Markt eher Mühe hat und einem knallharten Wettbewerb ausgesetzt ist, zeigt schliesslich auch die eingangs erwähnte EITO-Marktstudie. Diese sieht 2020 das Schweizer Fernmeldegeschäft um 2,3 Prozent schrumpfen und damit kräftiger als in den Vorjahren, als das Minus bei 1,0 und 0,6 Prozent lag. Immerhin: Im Vergleich zu anderen westeuropäischen Ländern nimmt sich das helvetische Minus noch gnädig aus, beträgt dieses laut EITO-Berechnung 3,8 Prozent. Zudem dürfte sich die Situation im laufenden Jahr entspannen. So gehen die Auguren 2021 für die Schweiz von einem vergleichsweise geringen Minus von 0,5 Prozent aus.
Glasfasernetz braucht Investitionen
Trotz sinkender Umsatzzahlen ist die Branche nach wie vor investitionsfreudig. Nicht zuletzt in den Netzausbau wird kräftig Geld gebuttert. Das ist im Fall der Glasfaserversorgung auch bitter notwendig. Denn hier macht die Schweiz im Vergleich zu anderen europäischen Ländern eine eher schlechte Falle. Gemäss einer Analyse des Bundesamts für Kommunikation (Bakom), die unter dem Titel «Le marché suisse des télécommunications en comparaison internationale: analyse descriptive» nur auf Französisch erschienen ist, ist speziell die landesweite Abdeckung mit Glasfaser bis in die Gebäude (Stichwort: FTTH; Fibre to the Home) in der Schweiz mit einem Anteil von 30,3 Prozent weniger weit fortgeschritten als in den meisten anderen europäischen Ländern. Deren 20 weisen gemäss Bakom einen höheren Abdeckungsgrad auf als die Schweiz, darunter Staaten mit deutlich geringerer Pro-Kopf-Wirtschaftskraft als unser Land wie Bulgarien und Rumänien.
Immerhin will die Branche diesen desolaten Zustand ändern. So hat sich Swisscom das Ziel gesetzt, die Glasfaserabdeckung bis 2025 gegenüber dem Jahr 2019 zu verdoppeln. Das bedeutet, dass dannzumal 50 bis 60 Prozent der Haushalte und Geschäfte eine Bandbreite von bis zu 10 Gigabit pro Sekunde werden nutzen können.