13.06.2011, 06:00 Uhr

Hüter der Daten

Je mehr eine Bank über die Bedürfnisse ihrer Kunden weiss, umso persönlicher kann sie diese beraten. Die Genfer Privatbank UBP hat sich zum Ziel gesetzt, diesen Schatz zu heben.
Bild: PD
Die Autorin ist Field Marketing Manager Deutschland und Schweiz bei Sybase. Nicht erst seit der jüngsten Finanzkrise ist im Bankgeschäft eine aktuelle, konsistente Datenbasis unabdingbar. Die Kunden erwarten eine schnelle und kompetente Beratung auf der Grundlage aller relevanten Informationen. Im wettbewerbs­intensiven Financial-Services-Sektor (FSI) ist dies oft die einzige Möglichkeit, sich gegen die Konkurrenz zu behaupten. Für Privatbanken wie die Genfer Union Bancaire Privée (UBP), eine der grössten ihrer Art in der Schweiz, gilt das ganz besonders. Ihre 1200 Mitarbeiter verwalten in weltweit über 20 Geschäftsstellen die Vermögen privater wie institutioneller Kunden. In diesem Umfeld ist die uneingeschränkte Verfügbarkeit sowohl aktueller als auch historischer Daten entscheidend, um Kunden optimale Beratungsdienstleistungen anbieten zu können.

Zentralisierung als oberstes Ziel

Mit den Jahren nahm bei der UBP der Umfang der zu verarbeitenden Geschäftsdaten exponentiell zu. Die riesigen und stetig wachsenden Datenmengen stellten die IT der Bank vor die Herausforderung, den verstreuten Schatz der Kundendaten neu zu organisieren. Sowohl historische als auch aktuelle Daten aus heterogenen Systemen (z.B. aus Oracle-, Microsoft- und Sybase-Datenbanken) sollten in einer einzigen Datenbank im IT-Hauptsitz in Genf archiviert werden. Auf diese neue Datenbank mussten alle existierenden und zukünftigen Reporting- und Data-Warehousing-Anwendungen zugreifen können. Zudem sollten die Daten einfach und schnell ohne eine Begrenzung für hohe Datenvolumina für das gesamte Unternehmen zugänglich sein. Nach einer Abwägung alternativer Lösungen anderer Anbieter und der anschliessenden Testphase entschied sich die Bank schliesslich für Sybase IQ. Neben der guten Integrierbarkeit in die bestehende Reporting-Infrastruktur gab dabei die Performance des spaltenbasierten Analyseservers den Ausschlag. Der entscheidende Vorteil einer spalten-basierten Analyse besteht in der Granularität, mit der die Zugriffe erfolgen. Im Gegensatz zu zeilenorientierten Datenbanken können so alle Spaltenindizes einer jeden Tabelle innerhalb jeder Abfrage kombiniert und eine wesentliche bessere Ausführungs-geschwindigkeit erreicht werden. Dank der implementierten Bitmap-Indexierungstechnik wird nur auf die Daten zugegriffen, die für die spezifische Abfrage wirklich relevant sind. So werden erheblich weniger Hardware-Ressourcen (CPUs und Plattenbedarf) benötigt, was die Gesamtkosten (TCO) deutlich senkt.

Reibungslose Integration

Innerhalb von fünf Tagen wurde im Rahmen eines Proof of Concepts, einem Testlauf mit echten Kundendaten, alle Schritte für die Implementierung der neuen Reporting-Plattform umgesetzt. Das IT-Team der Bank wurde dabei von Sybase-Beratern unterstützt. Die Implementierung an sich sowie die Datenintegra­tion führte dann das Datenbankadministra­tionsteam der UBP alleine durch. Ein wichtiger Aspekt für die reibungslose Integration war der unterstützte ANSI-SQL-Standard, der eine einfache Migration aller Daten ermöglichte. Für die Migration von Oracle- und MS-SQL-Serverdaten war zudem keine Schemamodifikation notwendig. Die vorhandenen Datenmodelle konnten ohne arbeits- und kostenintensiven Administrationsaufwand 1:1 übernommen werden. Die Sybase-Lösung liess sich auch unkompliziert in die bestehende IT-Infrastruktur einfügen, die aus Business Objects, Cognos, MS SSI und Ad-hoc-Queries mit Sybase, Oracle- und MS-SQL-Datenbanken bestand. Die Applikationen konnten an einem Tag in das System integriert werden und sind über Gateways konnektiert. Da die bestehenden Datenbanken erhalten bleiben und die darin enthaltenen operationellen Daten über ETL-Prozesse (Extract, Transform, Load) in die neue Datenbank überführt werden sollten, bestand die grösste Herausforderung darin, die beste Lösung für das Laden der Daten zu finden, denn die meisten ETL-Produkte bieten keinen extra IQ-Konnektor. Die Entscheidung fiel daher auf das Open-Source-Produkt Talend, das als einzige ETL-Lösung diese Anforderung erfüllte.

Schnelle Analysen und Reportings

Da die Komprimierungsrate ca. 70 Prozent beträgt, wurden für die 1 TB Rohdaten aus den verschiedenen Quellsystemen nur 300 GB Disk Space benötigt. Die gespeicherten Daten enthalten Buchhaltungs-, Finanz- und Preisinformationen, die über das ETL-Tool Talend periodisch in das Data Warehouse fliessen. Heute sind rund 200 Nutzer an die neue Datenbank angebunden. Mittels unterschiedlicher BI-Tools werden online bzw. in periodischen Batch-Läufen Financial-Account-Berichte erstellt. So entstehen heute Analysen und Berichte, die bisher unmöglich oder schlicht zu teuer waren. Insgesamt nahm das Projekt lediglich drei Monate Zeit in Anspruch. Geholfen hat dabei, dass die Mitarbeiter von UBP bereits zuvor umfangreiche Erfahrungen mit Sybase sam­meln konnten. Das Unternehmen setzt bereits seit einiger Zeit Sybase ASE 15 und PowerDesigner Enterprise ein. Intensive Unterstützung durch den Hersteller war daher nicht erforderlich, ebenso wenig eine umfangreiche Mitarbeiterschulung. Kurz nach der Implementierung verzeichnete die UBP sichtbar positive Resultate: Mit dem Laden der Daten aus heterogenen Systemen in eine einzige, zentrale Datenbank sind Informationen nun aus verschiedensten Quellen zugänglich. «Für uns ist es ein ungeheurer Vorteil, dass wir über eine einzige Plattform alle Unternehmensdaten zentral bereitstellen können – und das in bester Performance», sagt Christian Michon, IM-DBA-Manager bei der UBP. Der spaltenbasierte Ansatz sorgt dafür, dass Daten in kürzester Zeit – ohne langwierige Indexierung – abgerufen und dementsprechend detaillierte und akkurate Berichte erstellt werden können. Inzwischen ist ein einziger Server in der Lage, die Geschäftsanforderungen des Unternehmens zu erfüllen. Die Anwender profitieren hauptsächlich vom Performance-Gewinn: «Informationen, für deren Extraktion man vorher Minuten brauchte, sind jetzt in Sekundenschnelle verfügbar», berichtet Michon. Auch Reports auf der Basis von historischem Datenmaterial entstehen heute in wesentlich kürzerer Zeit. 2000 Dateien konnten darüber hinaus vom Subsystem gelöscht werden. Die verringerte Datenmenge wirkt sich wiederum positiv auf die Performance aus. Die bisher erzielten positiven Resultate lassen die IT-Verantwortlichen bei der UBP schon über weitere Einsatzbereiche nachdenken: In Zukunft plant man die Nutzung des Analyse­servers für quantitative Auswertungen und Risikoanalysen.
Das Projekt
Anforderung  Aufbau einer zentralen Datenbank im IT-Hauptsitz in Genf mit Datawarehouse-Funktion für das gesamte Unternehmen Anzahl Benutzer  200 Verwendete Software  Sybase IQ (Version 12.7) in einer .NET-Umgebung, Business-Intelligence-Lösungen von Business Objects und Microsoft SSAS (für OLAP Cubes), Talend für die Datenintegration Verwendete Hardware  Intel-Server mit CoreTM2-Quad-Prozessoren auf Basis von Linux Red Hat 4, Datenspeicherung auf HP EVA 8000 San Disks Projektdauer  3 Monate von der Planung über die Testphase bis zur Implementierung, andauernde Aktualisierung Beteiligte Personen  ein Datenbank-Administrator, zwei Entwickler


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