11.08.2005, 10:37 Uhr
Mehr Qualität von A bis Z
Fehler bei der Softwareentwicklung sind unvermeidlich. Application Lifecycle-Management kann sie jedoch im Rahmen halten.
Es ist eine Binsenweisheit, dass fehlerhafte Sofware die Anwenderunternehmen Jahr für Jahr Milliardensummen kostet. Umso wichtiger ist es, über den ganzen Softwareentwicklungsprozess zu versuchen, potenzielle Fehlerquellen zu minimieren.
Gleich zu Beginn ist es äusserst wichtig, alle Beteiligten am Projekt - Anwender wie IT-Mitarbeiter - an einen Tisch zu bringen, damit sie den Funktionsumfang der künftigen Applikation bestimmen. Verschiedene Marktstudien kommen nämlich zu dem Ergebnis, dass 60 bis 70 Prozent der Fehler in dieser Definitionsphase angelegt werden und die daraus resultierenden Qualitätsmängel durch das ganze Folgeprojekt mitgeschleppt werden.
Aus diesem Grund müssen die Beteiligten sich anfangs über die Zielsetzungen einigen. Das reicht bis zu Details wie die Abfolge der einzelnen Screens und die Bezeichnung der einzelnen Eingabefelder. Tester, Analysten und Programmierer erhalten somit eine bis ins Kleinste festgeschriebene Vorstellung davon, was sie abliefern sollen.
«Eigentlich leuchtet das Konzept des Application Lifecycle- Managements (ALM) jedem ein», meint Gartner-Analystin Theresa Lanowitz. «Trotzdem können meiner Erfahrung nach rund 90 Prozent der Firmen ALM nicht richtig umsetzen.»
Woran hapert es also? «Die meisten Anwenderunternehmen haben unzureichende Geschäftspraktiken. Es gelingt ihnen nicht, alle Anforderungen umzusetzen und darüber hinaus kommen sie bei der Termintreue in Verzug. Ausserdem überschreiten sie den Kostenrahmen und halten die Qualitätsrichtlinien nicht ein», ist Lanowitz" Erfahrung.
Mehr Qualität von A bis Z
Als weitere potenzielle Fehlerquelle erweist sich die verbreitete Unsitte, Änderungen im Code oder auch die verschiedenen Codeversionen nicht sauber zu protokollieren beziehungsweise nicht zu dokumentieren.
Des weiteren ist es unabdingbar, den Code immer wieder Testverfahren zu unterziehen. Zwar versteht sich von selbst, dass selbst geschäftskritische Applikationen sich nie vollumfänglich austesten lassen - dem stehen begrenzte Finanzen sowie Manpower im Weg. Doch können Tools für automatische Testroutinen einige Arbeit übernehmen. Silktest von Segue Software, Startest von Star Quality oder Empirix" E-Test Suite sind solche Helferlein.
Ist die Applikation schliesslich operativ, muss sie überwacht und gewartet werden. Auch hierzu gibt es Tools, unter anderem von Mercury Interactive und Compuware.
Einige Softwareanbieter wollen gar Produkte parat haben, die den gesamten ALM-Prozess aus einer Hand abdecken: IBM mit Rational etwa, aber auch Mercury, Compuware, Computer Associates und Segue erheben diesen Anspruch. In der Praxis zeigt sich allerdings, dass niemand eine wirklich integ-rierte ALM-Plattform anbieten kann. Die Anwender kommen also nicht darum, sich die nötigen Life-Cycle-Tools selbst zusammen zu picken.
Fünf Schritte zum gelungenen Application Lifecycle Management (ALM)
1. Vorbereitung: Der erste Schritt der Entwicklungsarbeit, der Anforderungskatalog, ist entscheidend. Business- und IT-Seite müssen so lange miteinander reden, bis allen klar ist, was die Software abdecken soll.
2. Regeln und Prozesse: Zwar kochen Entwickler gern ihr eigenes Süppchen und setzen sich dabei über generell geltende Richtlinien hinweg. Dennoch muss es in der Programmierabteilung fest definierte Prozesse und Regelwerke geben, die alle befolgen.
3. Qualität: Die Qualität muss im Laufe der Entwicklungsarbeit kontinuierlich überprüft werden, nicht erst an der fertigen Applikation.
4. Change-Management: Änderungen und Anpassungen des Codes sind detailliert zu dokumentieren, um später eventuell nötige Korrekturen gezielt vornehmen zu können.
5. Zeitrahmen: Zu ehrgeizig gesteckte Termine provozieren Software-Bugs geradezu.
Catharina Bujnoch