Google
14.03.2013, 11:07 Uhr
Snapseed und Reader sind Geschichte
Eine böse Überraschung kommt nicht allein: Die beliebte Effektsoftware fällt einem «Frühlingsputz» zum Opfer, genauso wie der Reader-Dienst.
Google Reader wird per 1. Juli 2013 eingestellt. Für die Unkundigen: Der Dienst verwaltet RSS-Feeds unter einem Dach und erlaubt damit die schnelle Sichtung der wichtigsten Schlagzeilen – zumindest von jenen Sites, deren RSS-Feeds man abonniert hat. Zugegeben: Die Oberfläche von Google Reader ist hässlich wie die Nacht und die Bedienung bestimmt keine Freude. Trotzdem dürfte die Schliessung bei RSS-Anhängern zu Sorgenfalten führen. Denn oft wurde der Dienst von iOS- und Android-Apps als zentrale Anlaufstelle verwendet, um die gesammelten News-Feeds anzuzapfen. Durch diese Zentralisierung war es ein Leichtes, die abonnierten Feeds auf mehreren Geräten und Apps zu synchronisieren. Wie die Verwaltung der Feeds nach der Schliessung vonstattengeht, werden die App-Programmierer in naher Zukunft zeigen (müssen).
Adieu, Snapseed!
Der zweite Verlust wird so manchen Hobby-Fotografen schmerzhaft treffen: Snapseed für Mac und Windows wird ebenfalls eingestellt. Die Effektsoftware wurde Teil des Google-Universums, als der Internet-Riese im letzten Jahr den Software-Hersteller Nik übernahm. Ziel der Begierde waren nicht etwa die vielgepriesenen Photoshop-Filter, sondern die iPhone-App Snapseed. Sie wurde von Google dringend benötigt, um der Instagram-Übernahme durch Facebook etwas entgegenzusetzen. Unterdessen geniesst die App auch unter Android hohes Ansehen.
Kommentar:
Heute zeigt einmal mehr, dass oft nichts Gutes dabei herauskommt, wenn Google eine Firma aufkauft – jedenfalls nicht für die bestehenden Kunden. Nach dem exzellenten E-Mail-Client Sparrow ist Snapseed bereits die zweite Vorzeige-Anwendung für den Mac, die von der Bildfläche verschwindet. Dass Snapseed seit der Übernahme kostenlos verteilt wird, ist auch kein Trost; die bescheidenen 10 Franken wurden von unzähligen Fotografen gerne bezahlt. Eine solche Übernahme ist zwar schön für die Programmierer und absolut nachvollziehbar, denn sie haben für den Rest des Lebens ausgesorgt; wer könnte da widerstehen? Andererseits wünscht man sich, dass auch Apple ab und zu auf Einkaufstour geht, um solche Software-Juwelen ins eigene Portfolio zu übernehmen und damit zu erhalten. Das wäre zwar nicht im Interesse des kreativen Wettbewerbs, doch darum geht es heute auch nicht mehr. Stattdessen dreht sich alles um die Frage, welcher Internet-Gigant seine Portokasse zuerst öffnet, um sich die besten Start-ups unter den Nagel zu reissen.