Kulturgut 15.08.2024, 10:52 Uhr

Berühmter St. Galler Globus mit neuen Internet-Features

Der berühmte St. Galler Globus mit seinen Seemonstern und legendären Inseln aus dem 16. Jahrhundert lässt sich nun im Internet noch besser betrachten: Die kostenlose Online-Version ist um animierte Inhalte und zahlreiche Erklärungen ergänzt worden.
(Quelle: 3dglobus.ch)
Neu werden beispielsweise auf dem Online-Globus die Geschichte und die Funktionen des Globus unterhaltsam erklärt und damals unternommene Entdeckungsreisen erläutert. Und dank einer stark erhöhten Auflösung lassen sich Erde und Himmel, wie man sie sich im 16. Jahrhundert aus westeuropäischer Sicht vorstellte, bis ins kleinste Detail erkunden.
Dank des Relaunch des Online-Globus sind im kommenden Jahr auch Forschungsprojekte möglich, bei denen die Bevölkerung mithelfen kann, wie die Zentralbibliothek Zürich, die Stiftsbibliothek St. Gallen, das Schweizerische Landesmuseum und die Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) am Dienstag gemeinsam mitteilten.
So sollen über die Plattform die Orts- und Gewässernamen im Kartenbild erforscht werden. "Dadurch ergibt sich ein Beitrag zum Verständnis der Anfänge der Globalisierungs- und Kolonialgeschichte, und es resultiert ein wichtiger Diskussionsbeitrag zur Erforschung der damaligen europäischen Wahrnehmung von Überseegebieten", heisst es in der Mitteilung.

Streit um den Globus

Der St. Galler Globus gehört zu den bedeutendsten kulturhistorischen Objekten der Schweiz. Der Kosmograph und Bibliothekar Tilemann Stella konzipierte den Globus. Um 1576 wurde das 2,3 Meter hohe Instrument fertiggestellt, das Himmel und Erde auf derselben Kugeloberfläche kombiniert.
Der Globus gelangte 1595 in den Besitz des St. Galler Fürstabts Bernhard Müller. 1712 wurde er im Toggenburger Krieg von Zürcher Truppen geraubt. Nach einem Kulturgüterstreit in den 1990er-Jahren kam es schliesslich zu einer Einigung: Der Kanton St. Gallen erhielt 2009 eine originalgetreue Replik, die heute in der St. Galler Stiftsbibliothek steht. Das Original blieb in Zürich und ist im Landesmuseum Zürich ausgestellt.
Bei der Übergabe der Replik vereinbarten das Schweizerische Nationalmuseum, die Stiftsbibliothek und die Zentralbibliothek, gemeinsam weiter über den Globus zu forschen. Daraus entstand das Projekt des Online-Globus, der in Zusammenarbeit mit der Forschungsgruppe Knowledge Visualization der ZHdK entwickelt wurde.


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