Augmented Intelligence 21.04.2021, 05:53 Uhr

Mensch und KI arbeiten Hand in Hand

Business Intelligence wird mit Künstlicher Intelligenz erweitert - zum Nutzen des Menschen. Gerade der Mittelstand muss neue Wege der Entscheidungsfindung zu gehen.
(Quelle: Golden Sikorka / shutterstock.com)
Im Zuge der Digitalisierung ist menschliche Expertise ein kostbares Gut geworden; der Fachkräftemangel spitzt die Situation weiter zu, erst recht in Pandemie-Zeiten. Besonders hart trifft es die KMUs, wenn erfahrene Fachkräfte mit spezialisiertem Know-how den Hut nehmen oder krankheitsbedingt längere Zeit ausfallen.
Wenn es nach den Anbietern kognitiver Systeme geht, dürfte die Wissensdürre bald ein Ende haben. Das notwendige Instrumentarium zum Ergänzen menschlicher Kompetenzen durch maschinelles Wissen und Lernen sollen KI-gestützte Tools liefern. Die aktuell dritte Generation von Werkzeugen für Business Intelligence macht sich zu diesem Zweck erstmals Augmented Intelligence zunutze. Solche Lösungen versetzen ihre Nutzer in die Lage, in die eigenen Entscheidungsprozesse Erkenntnisse miteinzubeziehen, die einschlägigen KI-/ML-Systemen entstammen. Diese Tools können das Fachwissen der menschlichen Belegschaft erfassen und abbilden sowie eigenständig in Echtzeit aus Sensordaten neue handlungsleitende Erkenntnisse schöpfen. Sie können externe und interne Datenquellen aggregieren und analysieren, verständlich aufbereiten und den Entscheidungsträgern mit Handlungsempfehlungen und Prognoseszenarien bereitstellen.

KI hilft Mensch

Praxis: Den grössten Appetit auf KI in deutschen Unternehmen haben IT, Vertrieb und Kundenservice.
Quelle: VdTÜV, „Künstliche Intelligenz in Unternehmen“ (Oktober 2020)
Gartner definiert Augmented Intelligence als «Designvorlage» für ein «auf den Menschen ausgerichtetes Partnerschaftsmodell, bei dem Menschen und KI zusammenarbeiten, um die kognitive Leistung zu verbessern». Das Modell umfasse «Lernen, Entscheidungsfindung und neue Erfahrungen». Es befreie menschliche Mitarbeiter von monotonen Datenaufgaben und gebe ihnen die Zeit, dem Kunden personalisiertere Dienstleistungen anzubieten.
«Augmented Intelligence ist eine der aufregendsten und bedeutendsten technologischen Entwicklungen unserer Zeit», kommentiert David Benigson, CEO von Signal AI, Anbieter von Datenintelligenz-Lösungen. Aus seiner Sicht verändert sie bereits «die Art und Weise, wie wir Entscheidungen treffen». Ganz selbstlos ist diese Aussage nicht. Signal AI stellt nämlich mit der gleichnamigen KI-Plattform Augmented Intelligence als Dienst bereit. Die KI-Engine von Signal AI durchforstet Millionen Datenquellen und kann dem Nutzer über die daraus gewonnenen Erkenntnisse berichten, Fragen beantworten und dabei auf besondere Wünsche individuell eingehen (bisher nur auf Englisch). «Welche Patente haben unsere Mitbewerber dieses Jahr registriert?», «Was gibt es an Neuerungen im Steuerrecht, die uns betreffen?», «Was brodelt so in der Gerüchteküche unserer Lieferanten auf Social Media?» - Problemstellungen dieser Art sind eine Spezialität der KI-Engine von Signal AI. Zu den Nutzern der Plattform zählen unter anderem das Fintech Innovation Lab von Accenture und das Consulting-Unternehmen Deloitte.
Augmented Intelligence ersetzt dabei keineswegs die menschliche Intelligenz. Davon geht zumindest Marc Suidan vom Analystenhaus PwC aus. Die Idee sei vielmehr, das Urteilsvermögen menschlicher Experten freizusetzen, damit sie sich nicht «in dem Versuch verlieren, alle in der heutigen Welt vorhandenen Daten selbst zu analysieren». Ähnlich äussert sich Amaresh Tripathy, Analytics Business Leader bei Genpact, einem globalen Anbieter professioneller Dienstleistungen rund um die digitale Transformation. Für ihn dreht sich bei Augmented Intelligence «alles um die Verschmelzung maschineller Intelligenz mit menschlichem Urteils­vermögen».
Einige der leistungsstärksten und nützlichsten KI-Systeme sind bereits heute jene, die menschliche Expertise ergänzen statt sie zu ersetzen: Sie können erfahrene Fachkräfte bei monotonen Routineaufgaben wie der Datenerfassung entlasten, Neuzugängen bestimmte Fertigkeiten beibringen und aggregierte Wissensbestände auf Abruf zugänglich machen. Sie stehen den Entscheidern beratend zur Seite, indem sie aus trockenem Zahlenmaterial Handlungsanweisungen ableiten, ohne dass hierzu spezialisierte Datenwissenschaftler am Pult sitzen müssten.



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