Blockchain-Technologie: Hype oder Heilsbringer?
Noch einige Hürden für Blockchain
Bryan Ford, Professor an der EPFL in Lausanne, sieht noch Verbesserungsbedarf, damit eine flächendeckende Verwendung überhaupt möglich ist:
Heutige Blockchains böten teilweise nur wenig Privatsphäre für die Nutzer, sagte er auf Anfrage. Blockchains würden zwar die Vollständigkeit der Daten gewährleisten, da sie jedem Teilnehmer der Kette eine Kopie überliessen - gleichzeitig schaffe dies aber ein potenzielles Datenschutzproblem.
Ein weiterer Nachteil der Blockchain könne sein, dass sie auf gut verbundene Teilnehmergeräte angewiesen sei, die ständig online seien. Auch beim Thema Energieeffizienz gebe es Raum für Verbesserung.
Trotz dieser Vorbehalte sieht Ford die Blockchain-Technologie beim E-Voting in den Bereichen Registrierung, Stimmenzählung, Authentifizierung und Auswertung im Vorteil:
Sollte sich Blockchain, trotz aller potenziellen Schwächen - zum Beispiel bei der Anonymität-, im Bereich der Wahlen und Abstimmungen als Hilfstechnologie etablieren, könne auf dieser Grundlage die demokratische Teilhabe an sich erweitert werden, so Ford. Blockchain sei dabei aber nie «die alleinige Antwort», sondern funktioniere nur im Zusammenspiel mit anderen Technologien.
«Flüssige Demokratie» am Horizont
Mehrere amerikanische Technologie-Portale berichteten in diesem Herbst über eine Anwendung namens «Sovereign», die auf Grundlage der Blockchain-Technologie die demokratische Mitbestimmung neu ausrichten will. Es soll mit ihr im Sinne der «Liquid Democracy» möglich werden, direkt im Netz zu einem bestimmten Thema abstimmen zu können, und wenn gewünscht, eine Stimme an jemanden weiter zu delegieren. Auf diese Weise könnte die Demokratie an sich verbessert werden, so die Hoffnung der Gründer.
Sie wollen damit Demokratieverdrossene und Jungwählerinnen und -wähler ansprechen. In ihrer Zukunftsvision soll es zum Beispiel möglich werden ein «Ja» oder «Nein» in der Abstimmung an Bedingungen zu knüpfen - schwarzweisse «In or out»-Voten wie bei der Brexit-Abstimmung oder einigen Volksabstimmungen in der Schweiz gehörten damit der Vergangenheit an.