Microsofts Browser auf Chrome-Basis
09.04.2019, 15:04 Uhr
Viel Chrome, wenig Edge
Microsofts neuer Edge-Browser auf Chromium-Basis steht nun als Vorabversion zum Download bereit. Zum Start wird lediglich Windows 10 unterstützt, weitere Plattformen sollen folgen.
Ende vergangenen Jahres hatte sich Microsoft von seiner selbst entwickelten Rendering-Engine EdgeHTML losgesagt. Als Ersatz soll ein Chromium-Unterbau zum Einsatz kommen, wie das etwa auch bei Opera, Vivaldi und Brave der Fall ist. Chromium bildet die Open-Source-Basis für Googles Chrome-Browser.
Jetzt stellt Microsoft die ersten Vorabversionen des Chromium-basierten Edge-Browsers für Windows 10 zum Download bereit. Weitere Varianten für Windows 7, 8, 8.1 und macOS sollen folgen. Zum Start stehen interessierten Nutzern die zwei Build-Varianten Dev und Canary zur Verfügung. Dev ist dabei die etwas stabilere Version, die wöchentlich mit Updates versorgt wird. Canary stellt hingegen den aktuellen Entwicklungsstand dar und wird fast täglich aktualisiert.
Der neue Edge-Browser kann seine Herkunft nicht leugnen: Allein schon die Nutzeroberfläche erinnert stark an Google Chrome. Nach der Installation haben Anwender die Möglichkeit, gesicherte Passwörter, Lesezeichen und dergleichen aus anderen Browsern zu übertragen oder per Sync-Funktion wiederherzustellen. Hierauf kann man sich an die Gestaltung der Seite für neue Tabs machen. Hier stehen insgesamt drei Varianten zur Auswahl bereit, die auf Wunsch mit Zusatzinformationen in Form von Newsberichten oder mit schicken Hintergrundbildern ausgestattet sind. Wie nicht anders zu erwarten war, kommt Bing als Standardsuche zum Einsatz - in den Einstellungen kann der Anbieter angepasst werden.
Wie gewohnt lässt sich der Browser mit verschiedenen Erweiterungen ausbauen, wobei die derzeitige Auswahl an Add-ons nicht ansatzweise an die Vielfalt des Mozilla oder Google Stores heranreicht. Mit dem Update auf die Chromium-Basis beherrscht Edge nun aber auch das unkomplizierte Anlegen von Webdiensten als Progressive Web App (PWA) auf dem Desktop.
Erster Eindruck: Viel Chrome, wenig Edge
Aktuell sind die Parallelen zu Google Chrome noch an allen Ecken und Enden zu erkennen. Dagegen sind lieb gewonnene Features wie die Notiz-Funktion samt Pen-Support sowie die Funktion zum schnellen Anpinnen wichtiger Tabs weggefallen. Vielleicht reicht Microsoft diese Tools noch nach, ansonsten würden wichtige Alleinstellungsmerkmale der Lösung verloren gehen.
Und auch optisch wäre eine deutlichere Distanzierung zu Google Chrome wünschenswert. Ansonsten droht Edge in der schieren Masse an mehr oder weniger nützlichen Chromium-Ablegern unterzugehen. Ein Paradebeispiel, wie sich eine eigenständige Nutzererfahrung auf dem Google-Fundament realisieren lässt, stellt etwa Vivaldi dar. Der Browser spricht in erster Linie Poweruser an und stellt diesen Unmengen an integrierten Tools zur Verfügung. Zu nennen wäre etwa eine anpassbare Seitenleiste, ein Splitscreen-Modus, Mausgesten sowie ein umfangreiches Tab-Managemenet.