Cyberangriff auf Rolle
03.09.2021, 15:04 Uhr
Waadt wehrt sich gegen Vorwürfe
Die Waadtländer Regierungspräsidentin Nuria Gorrite (SP) hat nach dem Hackerangriff auf die Gemeindeverwaltung von Rolle VD Vorwürfe zurückgewiesen, wonach der Kanton ungenügend gegen Cyberattacken gerüstet sei.
Die Waadtländer Regierungspräsidentin Nuria Gorrite (SP) hat nach dem Hackerangriff auf die Gemeindeverwaltung von Rolle VD Vorwürfe zurückgewiesen, wonach der Kanton ungenügend gegen Cyberattacken gerüstet sei.
(Quelle: zvg)
Das Abwehrsystem sei nicht veraltet, aber die Behörden seien heute mit neuen Arten von Kriminalität konfrontiert. «Die Waadt war der erste Kanton in der Schweiz, der über ein Security Operations Center (SOC) verfügte, wir sind also ziemlich weit vorne», sagte die für Digital- und Informationssysteme zuständige Staatsrätin in einem am Freitag veröffentlichten Interview mit der Freiburger Tageszeitung «La Liberté».
Zudem werde der Kanton Ende des Jahres seine Datenpolitik und -strategie vorstellen, fügte Gorrite hinzu. Sie hält es allerdings für notwendig, dass den Gemeinden in ihrem Kampf gegen Cyberkriminalität geholfen wird. Dies habe der Angriff auf die Gemeindeverwaltung von Rolle von Ende Mai aufgezeigt.
Nach der Attacke landete eine grosse Menge an teils sensiblen Daten von rund 5500 Einwohnern von Rolle wie Name, Adresse, Geburtsdatum, AHV-Nummer usw. im Darknet.
Verdoppelung der Ransomware-Fälle
Die Staatsrätin zeigte sich vom Cyberangriff auf Rolle nicht überrascht. «Im Waadtland haben wir in den letzten 10 bis 15 Jahren eine Verdoppelung der Ransomware-Fälle verzeichnet», sagte die Staatsrätin der Zeitung. Vor dem Angriff auf die Stadtverwaltung von Rolle seien die Gemeinden nicht ins Visier von Cyber-Kriminellen geraten. «Jetzt sind sie es», sagte Gorrite.
Die Staatsrätin erinnerte aber daran, dass die Abwehr von Cyberangriffen in der Verantwortung der einzelnen Gemeinden liege. «Wir müssen die Gemeinden auffordern, diese Frage selbst in die Hand zu nehmen.»
Für die gesamte Dimension der Vorbeugung von Cyber-Risiken, für Schulungen und technologische Entscheidungen könne der Kanton den Gemeinden Ratschläge geben. «Wir können auch Unterstützung bei Notfalleinsätzen leisten», sagte Gorrite weiter. «Es ist jedoch problematisch, wenn nicht gar unmöglich, sich vorzustellen, dass der Staat die vollständige Kontrolle übernehme.»
Höhere Kosten
Die Staatsrätin rechnet auch damit, dass die Kosten für die Cybersicherheit für die lokalen Behörden steigen werden. «Wir sind auf dem Weg zu grösseren Budgets für diese Themen», sagte sie.
Die Gemeinde Rolle hatte die Schwere des Datendiebstahls von Ende Mai zunächst falsch eingeschätzt. Nachdem Recherchen von mehreren Medien, darunter Watson.ch, «Le Temps» und «NZZ», ab Mitte August das wahre Ausmass des Hackerangriffs aufzeigten, räumte die Gemeindeverwaltung öffentlich Fehler im Umgang mit der Cyberattacke ein.