17.01.2008, 08:34 Uhr

IBM Lotus Expeditor 6.1 im grossen Praxistest

Mit dem Lotus Expeditor von IBM als Entwicklungswerkzeug und Ausführungsumgebung lassen sich unterschiedlichste Anwendungen realisieren, zentral verwalten und verteilen. Unter anderem für Lotus Notes.
Der Lotus Expeditor ist eine leistungsfähige Entwicklungsumgebung für die Realisierung von verwalteten Anwendungen.
Der Lotus Expeditor deckt den gesamten Zyklus einer Anwendung ab. Er enthält Entwicklungswerkzeuge, bietet eine Laufzeitumgebung und kümmert sich um die Aktualisierung und Verteilung. IBM bezeichnet diese Art von Programmen als «managed applications», also verwaltete Anwendungen. Sie sind für die «managed clients» gedacht, also Desktop-Systeme, die zentral verwaltet und auf denen Applikationen lokal ausgeführt werden. Die Rechner sind dabei eng mit einem zentralen Server gekoppelt, der Aktualisierungen und Konfigurationsanpassungen durchführt. Gleichzeitig profitieren die Anwendungen von der Performance und der Leistungsfähigkeit der Benutzerschnittstellen einer lokal betriebenen Software. Wenn man so möchte, stehen die «managed clients» also zwischen den «thin clients» auf der einen und den «fat clients» auf der anderen Seite.

Die Komponenten

Beim Lotus Expeditor muss man zwischen drei Komponenten unterscheiden.
Die Serverkomponente sorgt für die Verteilung von Anwendungen. Sie kann unter anderem mit dem WebSphere Portal Server und dem Workplace als einer Anwendungs-orientierten Erweiterung des Portal-Servers eingesetzt werden.
Der Lotus Expeditor Client ist für die aktuellen Windows- und Linux-Versionen, aber auch für mobile Endgeräte verfügbar. Er stellt die Dienste für das Management und den Betrieb von Anwendungen auf dem Desk-top bereit: Die Managed Client Services für die stabile Ausführung lokaler Komponenten in einer Java Virtual Machine, das Platform Management für die Verwaltung von Anwendungen, die Access Services für das Zusammenspiel zwischen lokalen und auf dem Server liegenden Komponenten und die Interaction Services für die Realisierung leistungsfähiger Benutzerschnittstellen. Der Client muss bei Bedarf installiert werden.
Das Lotus Expeditor Toolkit ist eine Entwicklungsumgebung für die Erstellung von Anwendungen, die in verschiedenen Konstellationen genutzt werden kann. Die Grundlage bildet das Eclipse-Framework, für die Basisfunktionen wird zudem das Web Tool Project (WTP) benötigt. Beide Komponenten lassen sich über das IBM Callisto Simultaneous Release Projekt als Paket herunterladen. Für komplexe Anforderungen bei der Softwareentwicklung kann das Toolkit auch gemeinsam mit dem WebSphere Application Server Toolkit, mit dem Rational Software Architect oder dem Rational Application Developer eingesetzt werden.
Interessant dabei ist, dass mit dem Toolkit Anwendungen für eine ganze Reihe verschiedener Umgebungen erstellt werden können. Zu diesen gehören neben den Programmen die auf Eclipse aufsetzen, auch Webanwendungen mit Portalintegration und Applikationen für Lotus Notes 8 sowie Lotus Sametime 7.5.1 und höher. Bei den beiden letztgenannten Gruppen handelt es sich um «composite applications», die einerseits spezifische Funktionen von Lotus Notes/Sametime und andererseits beispielsweise Web Services nutzen können. Das erlaubt die Realisierung SOA-basierter Anwendungen.
Das Lotus Expeditor Toolkit entpuppt sich also auch als Entwicklungsumgebung für Lotus-Notes-Applikationen, die zudem über die Funktionen der Serverkomponente auf die einzelnen Rechner verteilt werden können. Überdies ist beim Zusammenspiel mit Lotus Notes und Sametime kein Expeditor-Client nötig, da die entsprechende Funktionalität in diesen Systemen bereits integriert ist.
In jedem Fall wirkt sich positiv aus, dass man in einer vielen Entwicklern vertrauten Eclipse-Umgebung arbeitet. Wie sich aber die Arbeit letztlich gestaltet, hängt sowohl von den genutzten Entwicklungsumgebungen als auch von den Zielsystemen ab.

Installation und Konfiguration

Die Vorgehensweise bei der Installation des Toolkits hängt davon ab, für welche Umgebung es eingerichtet wird. Generell verlaufen Installation und Konfiguration aber recht einfach und erfreulich reibungslos.
Soll das Toolkit in Verbindung mit Lotus Notes oder Sametime eingesetzt werden, sind die entsprechenden Anwendungen zuvor lokal zu installieren. Für beide Systeme gibt es vordefinierte Zielumgebungen, mit denen bereits eine Basiskonfiguration der Anwendungen umgesetzt wird, was den Entwicklungsaufwand deutlich reduziert.
Überdies müssen in jedem Fall die Entwicklungsumgebungen, mit denen eine Integration gewünscht ist, ausgeführt werden. Ansonsten gibt es nur wenige Hürden bei der Installation - sofern man den auf IBM DeveloperWorks verfügbaren Anleitungen folgt.
Die Konfiguration des Toolkits gestaltet sich ebenfalls einfach. Hier macht sich die Reife der Eclipse-Plattform bemerkbar, in die das Toolkit vollständig integriert ist. Damit können die wichtigsten Konfigurationsanpassungen über die Präferenzen innerhalb der Eclipse-Umgebung mit wenig Aufwand vorgenommen werden.
Beim Einstieg ins Toolkit helfen zudem eine Reihe von Beispielanwendungen, die als Basis auch für eigene Applikationen genutzt werden können. Allerdings lassen sie sich nur bei Integration mit den Rational-Tools wirklich einfach nutzen. Durch die vordefinierten Zielkonfigurationen beispielsweise für Lotus Notes ist aber auch hier der Einstieg relativ einfach.

Interessante Erweiterung

Gerade im Zusammenspiel mit Lotus Notes bietet der Lotus Expeditor eine interessante Option für die Realisierung von Anwendungen, die über die bisherige Funktionalität von Notes hinausgehen. Wenn die Integration solcher Applikationen mit anderen Systemen im Vordergrund steht, sollte man sich den Lotus Expeditor anschauen. Zu diesem sei noch angemerkt, dass das Werkzeug trotz der hohen Versionsnummer 6.1 gerade für die Realisierung von Notes-Anwendungen noch recht frisch ist. Denn Notes unterstützt entsprechende Applikationen erst ab der Version 8.
Martin Kuppinger