Software 15.02.2024, 19:38 Uhr

Temenos-Aktie nach Vorwürfe von US-Shortseller Hindenburg abgesackt

Die Aktie des Genfer Bankensoftware-Herstellers Temenos sind am Donnerstag massiv abgesackt. Hintergrund ist ein Bericht des Shortsellers Hindenburg Research, in welchem von schwerwiegenden Unregelmässigkeiten in der Rechnungslegung von Temenos die Rede ist.
(Quelle: pd)
Der Verwaltungsrat hat die Vorwürfe derweil scharf zurückgewiesen.
Hindenburg Research sprach in dem Bericht, der am Donnerstagmittag mitten im Börsenhandel veröffentlicht wurde, von schwerwiegenden Unregelmässigkeiten in der Rechnungslegung von Temenos - so etwa Anzeichen von manipulierten Gewinnen. Mit Blick auf die Unregelmässigkeiten ist die Rede von "Beweisen für Roundtrip-Einnahmen, Scheinpartnerschaften, übermässigen Vorverlegungen von Vertragserneuerungen, rückdatierten Verträgen, übermässiger Kapitalisierung von scheinbar nicht existierenden F&E-Investitionen und anderen klassischen buchhalterischen Warnsignalen."
Hindenburg stützte sich dabei nach eigenen Angaben auf Gesprächen mit 25 ehemaligen Mitarbeitern von Temenos. Diese Buchhaltungspraktiken seien bei vielen ehemaligen Mitarbeitern wohl ein offenes Geheimnis gewesen, schrieb der Shortseller weiter. Verschiedene der Gesprächspartner hätten angegeben, dass Interims-CEO Andreas Andreades diese Praktiken gefördert und dazu beitragen habe, die Unzufriedenheit der Kunden mit den Produkten und die Fluktuation zu verschleiern.
Am Ende des mehrseitigen Berichts verwies Hindenburg Research allerdings auch auf die Tatsache, dass man in den Aktien von Temenos "short" sei, also auf fallende Kurse zu setze.

Vorwürfe scharf zurückgewiesen

Temenos hat die Vorwürfe nach stundenlanger Wartepause am späten Donnerstagnachmittag kurz vor Börsenschluss mit Nachdruck zurückgewiesen. Der Bericht von Hindenburg enthalte sachliche Ungenauigkeiten und analytische Fehler sowie falsche und irreführende Behauptungen, erklärte der Verwaltungsrat des Genfer Unternehmens in einer Stellungnahme. Die Aktie war kurz zuvor vom Handel ausgesetzt worden.
Der Verwaltungsrat gab sich in der Stellungnahme zuversichtlich in Bezug auf die Stärke des Geschäfts, die finanzielle Leistung und die Liquiditätslage von Temenos. Am kommenden Montag werde Temenos nach Börsenschluss wie geplant die Geschäftszahlen für 2023 vorlegen. Die geprüften Ergebnisse würden mit den bereits am 19. Januar 2024 angekündigten Vorab-Zahlen übereinstimmen, hiess es.
So würden die jährlich wiederkehrenden Umsätze die Prognosen übertreffen. Auch die gesamten Softwarelizenzen und der Betriebsgewinn EBIT fielen deutlich über den Mindestprognosen aus. Der freie Cashflow sei um 26 Prozent auf 242,6 Millionen Dollar gestiegen. Zudem erwarte die Konzernleitung, dass der freie Cashflow in den kommenden Jahren weiterhin stark wachsen werde.
Um 17.15 Uhr wurde der Handel wieder aufgenommen. Die Aktie blieb aber im Loch und beendete den Börsentag mit einem Minus von 28,2 Prozent auf 63,54 Franken. Im Tagestief war der Kurs mit 58,50 Franken gar unter die Marke von 60 Franken und damit auf den tiefsten Stand seit März 2023 abgestürzt.


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