Ein Turbo für das Machine Learning
Open Source, Cloud, kommerziell?
Unternehmen, die MLOps einführen möchten, haben mehrere Optionen. «Generell können MLOps und DevOps als prozessorientierte Konzepte gleichermassen mit Open-Source- und kommerziellen Tool-Stacks umgesetzt werden», sagt Alexander Rode von BARC. Laut der erwähnten Studie des Beratungshauses haben Nutzer von kommerziellen Werkzeugen seltener Probleme mit der Komplexität, wenn sie Machine-Learning-Modelle operationalisieren, als User von Open-Source-Werkzeugen. Generell rät Rode, mit unterschiedlichen MLOps-Tools zu experimentieren. Dabei sollten Anwender aktuelle und künftige Anforderungen berücksichtigen.
Zu den bekanntesten Open-Source-Werkzeugen zählt MFlows, eine Plattform, mit der Nutzer den Lebenszyklus von Machine-Learning-Modellen verwalten können, inklusive Test und Implementierung. Weitere Open-Source-Plattformen sind Kubeflow von Google, Metaflow vom Streaming-Spezialisten Netflix sowie MLReefs. Zudem können MLOps-Fachleute auf eine breite Palette von Werkzeugen für spezielle Aufgaben zurückgreifen. Beispiele sind etwa MLRun für das Entwickeln und Implementieren von ML-Modellen und AutoKeras, eine Library für Automated Machine Learning (AutoML). Auf AutoML greift eine weitere Lösung zurück: H2O für die Optimierung von Machine-Learning-Prozessen.
“Machine-Learning-Modelle werden mit MLOps in Bezug auf das Lifecycle-Management und die Entwicklung wie Software behandelt und verwaltet.„
Joseph George
Vice President Product Management bei BMC Software
Vice President Product Management bei BMC Software
Für Unternehmen ist es sicherlich eine Herausforderung, aus vielen Komponenten eine MLOps-Umgebung zusammenzustellen. Vor allem dann, wenn es an Fachleuten mangelt, etwa Data Scientists und Machine-Learning-Spezialisten. Mit Kubeflow steht jedoch nach Einschätzung der deutschen IT-Beratung Viadee eine Open-Source-Plattform bereit, die das Potenzial hat, sich zur dominierenden MLOps-Lösung zu entwickeln.
Eine weitere Option sind Plattformen und Frameworks, die Anbieter wie BMC Software, Mphasis oder Data Robot offerieren. Sie stellen teilweise Funktionen bereit, die über MLOps hinausreichen. Das ist beispielsweise bei BMC Helix Operations Management mit AIOps der Fall. Eine Komponente ist ein Operations-Management, eine weitere sind KI-gestützte Analyse- und Automatisierungsfunktionen für den IT-Betrieb.
Pace-ML von Mphasis dagegen kombiniert Model Deployment Pipelines und ein Monitoring von ML-Modellen auf einer Plattform. Dies vereinfacht nach Angaben des Anbieters die Versionskontrolle und die Wartung der Modelle. Auch bekannte Unternehmen aus dem IT-Bereich wie IBM und HPE haben Plattformen wie HPE Ezmeral und IBM Cloud Pak for Data um Machine Learning Operations erweitert. Hilfreich ist, dass Nutzer bei einem Teil der Lösungen diese wahlweise in einer Public Cloud oder im eigenen Rechenzentrum implementieren können.
Eine weitere Option sind cloudbasierte MLOps-Plattformen von Anbietern wie AWS, Microsoft (Azure) und Google (Google Cloud Platform, GCP). Sie ergänzen KI- und Machine-Learning-Services dieser Cloud-Service-Provider. Für Unternehmen, die bereits solche Dienste nutzen, ist es daher eine Überlegung wert, auch die MLOps-Komponente beim betreffenden Provider zu buchen.
“Unsere Lösung übernimmt die Implementierungs- und Inferenzschritte, um die Integration und Ausführung zu beschleunigen.„
Johan den Haan
Chief Technology Officer bei Mendix
Chief Technology Officer bei Mendix
Allerdings gibt Joseph George von BMC Software eines zu bedenken: «Vor allem grosse Unternehmen sind selten reine Cloud-Shops, sondern eine Mischung aus Multi-Cloud- und On-Premises-Infrastrukturen sowie Mainframe-Umgebungen.» Daher sei es wichtig, dass cloudgestützte MLOps-Lösungen Daten aus solchen hybriden Umgebungen verarbeiten können.
Christoph Nützel von Futurice wiederum rät dazu, die Entscheidung für MLOps-Tools an die IT-Strategie anzupassen. Wichtig bei der Auswahl einer Lösung sei vor allem, «wie ich Daten, ML-Modelle und Features versionieren kann». Die Antworten darauf geben die Richtung vor. Nötigenfalls sollten Anwender auf die Expertise herstellerneutraler Beratungsunternehmen zurückgreifen.