Wie die Schweiz vom Krypto-Boom profitiert

Blockchain als Wettbewerbsvorteil

Was würde das für die Schweizer Volkswirtschaft bedeuten? «Das hätte keinen direkten Einfluss auf die Schweiz», sagt Raffael Huber, Head of Research des Zuger Finanzdienstleisters Bitcoin Suisse. Viel wichtiger sei, dass die Schweiz gegenüber der Blockchain-Technologie offen bleibe. Sie kann laut Huber nämlich vielerorts die Effizienz steigern, etwa im Bereich der Settlements von Finanztransaktionen. Gelinge es der Schweiz, diese Vorteile zu nutzen, werde sie sich im Vergleich zu anderen Ländern weiter stärken. Das zeige auch der Erfolg des Crypto Valley in Zug, in dem Blockchain-Start-ups zahlreiche Arbeitsplätze schaffen.
Die Bank Cler, die bis Ende 2021 Produkte für den Handel und die Verwahrung von Bitcoin und Ethereum anbieten will, bezeichnet die Schweiz gar als globale Vorreiterin der Branche. Als historisches Bankenland mit den Innovationsschmieden ETH und EPFL sei die Schweiz der ideale Ort für Innovation auf Blockchain-Basis, heisst es auf Anfrage.
“Die Marktkapitalisierung von Bitcoin dürfte in Kürze die des Schweizer Frankens übertreffen„
Reto Stiffler, Crypto Consulting
«Fintechs sind eine ernsthafte Konkurrenz für die Grossbanken», sagt auch Stiffler. Die Banken müssten immer mehr Risiken eingehen, weil ihnen die Erträge dahinschmelzen. Die Schweizer Volkswirtschaft hänge aber stark vom Finanzsektor ab. Darum ist es ihm zufolge umso wichtiger, dass die Schweiz bei Blockchain- und Kryptotechnologien eine führende Rolle einnimmt.

DLT-Gesetz zündet nächste Phase

Im Februar 2021 ist der erste Teil des «Bundesgesetzes über die Anpassung des Bundesrechts an Entwicklungen der Technik verteilter elektronischer Register» in Kraft getreten. Das Gesetz, das sich um Distributed-Ledger-Technologien (DLT) dreht, wird auch DLT-Gesetz genannt. Es liefert die gesetzliche Grundlage, um das Potenzial der Asset-Tokenisierung in der Schweiz auszuschöpfen – also der digitalen Abbildung von Vermögenswerten. Das sei ein grosser Schritt nach vorn, sagt Gunilla Zedigh, Managerin bei Crypto Finance. Die Zuger Firma, die auf Handel und Verwahrung digitaler Anlagen spezialisiert ist, vergleicht den Krypto-Boom mit dem Aufkommen des Internets. Die Branche schaffe viele Arbeitsplätze und der Schweizer Finanzsektor komme gar nicht mehr darum herum, sich mit der Blockchain auseinanderzusetzen, sagt Zedigh. Die Schweiz habe nun die einmalige Chance, sich international als Tokenisierungs- und Custody-Hauptstadt zu etablieren. Trotzdem ist Zedigh der Meinung, dass es noch viel Aufklärung und Zeit brauche, bis digitale Währungen eine breite Akzeptanz geniessen.
Swissquote sagt auf Anfrage, dass man im März 2021 rund 1,8 Milliarden Franken an Kundenvermögen in Kryptowährungen aufbewahrt habe. Und seitens der Bank Cler heisst es: «Ein Portfolio ohne Bitcoin ist risikoreicher als ein Portfolio mit Bitcoin.» Selbst verzichte man allerdings auf eigene Handels- und Anlageaktivitäten im Markt. Wobei auch hier gelte: Never say never again!



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