«The Merge»
05.09.2022, 16:03 Uhr
Grosses Öko-Update für Krypto-System Ethereum - mit Risiken
Die Etherum-Community steigt auf ein umweltfreundlicheres System um. So soll der Strombedarf der Blockchain um 99,95 Prozent gesenkt werden. Nicht alle Besitzer der Kryptowährung sind vom Schritt begeistert.
Die Kryptowährung Etherum soll schon bald wesentlich umweltfreundlicher werden
(Quelle: Hasan Nasim/Pixabay)
Kryptowährungssysteme wie Bitcoin und Ethereum verbrauchen Unmengen von Strom, weil sie auf einem energiehungrigen Absicherungsverfahren aufbauen. Nun wagt zumindest die Ethereum-Community einen Umstieg auf ein umweltfreundliches System. «The Merge» ist aber riskant.
«Super-Crash», «Krypto-Winter», «Milliarden-Werte vernichtet»: Die aktuellen Schlagzeilen zur Kryptowährungsbranche in diesem Jahr verbreiten unter den Investoren schlechte Stimmung. Doch nicht nur die sinkenden Kurse für Bitcoin und Ether, der Währung der Ethereum-Blockchain, sorgen für Kopfschmerzen.
Angesichts der drohenden Klima-Katastrophe und der allgemeinen Energieknappheit wird der riesige Strombedarf für den Unterhalt der beiden wichtigsten Kryptosysteme von der Politik und Umweltaktivisten immer entschiedener in Frage gestellt. Zumindest für Ethereum ist aber eine drastische Öko-Wende in greifbarer Nähe.
Senkung des Strombedarfs um 99,95 Prozent
Voraussichtlich am Dienstag (6. September), wird die letzte Stufe des Umstellungsprozesses «The Merge» eingeleitet, mit dem der Strombedarf der Ethereum-Blockchain um 99,95 Prozent gesenkt werden soll. Möglich wird dies durch einen Austausch des sogenannten Konsensfindungssystems, das beispielsweise verhindert, dass eine Krypto-Münze mehrfach ausgegeben werden kann. «The Merge» wäre das bisher grösste Upgrade einer Blockchain in der Kryptowelt.
Die Ethereum-Blockchain ist eine öffentlich einsehbare Datenbank, die Informationen und Transaktionen auf kryptografisch sichere Weise speichert und verifiziert. Ether ist die Kryptowährung, die über die Ethereum-Blockchain getauscht wird. Sie steht in der Kryptowelt hinter dem Bitcoin an zweiter Stelle, was den Gesamtwert angeht.
Im Gegensatz zur Bitcoin-Blockchain können bei Ethereum nicht nur virtuelle Werte gespeichert und übertragen werden. Ethereum-Erfinder Vitalik Buterin wollte 2013 ein System schaffen, das komplexere Formen des Austausches ermöglicht, etwa das Leihen und Verleihen von Kryptogeld. Ethereum bildet aber auch das technische Rückgrat für den Austausch von digitalen Sammlerstücken, die als Non-Fungible Token (NFT) bekannt sind.
Hoher Energiebedarf durchs «Mining»
Bitcoin und Ethereum stehen vor der Herausforderung, Transaktionen auf der Blockchain fälschungssicher zu validieren. Bislang wird bei diesen Systemen das Verfahren «Proof of Work» eingesetzt. Dabei müssen komplizierte kryptografische Rätsel gelöst werden. Wer das Rätsel zuerst knackt, darf den nächsten Eintrag in die Blockchain schreiben und erhält dafür eine Belohnung in Form von Ether beziehungsweise Bitcoin. Dieser Vorgang wird auch «Mining» genannt, weil dadurch neue Krypto-Münzen «geschürft» werden.
Beim «Mining» konkurrieren viele Akteure untereinander, aber nur einer kommt letztlich zum Zuge. Das ist der eigentliche Grund, warum bei diesem Verfahren so viel Strom verbraucht wird. Schätzungen des Krypto-Experten Alex de Vries zufolge verbraucht allein die Ethereum-Blockchain bislang so viel Strom wie Österreich.