Missstände bei Foxconn
19.12.2012, 12:16 Uhr
Reportage klärt auf
Seit Beginn des Jahres sorgen die Arbeitsbedingungen in der asiatischen Technologiebranche für Diskussionen. Besonders im Visier: Foxconn. Ein Undercover-Video zweier Journalisten sorgt jetzt dafür, dass der Apple-Auftragsfertiger noch mehr unter Druck gerät.
Als zu Beginn des Jahres Gerüchte aufkamen, Foxconns Arbeitsbedingungen wären derart brutal, dass Mitarbeiter Selbstmord begehen würden, gewährte das Unternehmen einem Journalistenteam Eintritt in die Fabrik Die Journalisten berichteten, was sich Foxconn erhoffte: Die Arbeitsbedingungen sind für westliche Standards hart, aber die Menschen arbeiten freiwillig und die Kritik von Menschenrechtsorganisationen und Medien wird ernst genommen. Doch schon kurz nach der Veröffentlichung wurde vermutet, dass die Journalisten wären an der Nase herumgeführt worden sind und das Gezeigte inszeniert war. Dabei blieb es vorerst, immer wieder tauchten jedoch Meldungen auf, dass bei Foxconn nach wie vor vieles nicht so läuft, wie sich das die amerikanischen Auftraggeber erhoffen. Und die geraten jetzt noch stärker in Verlegenheit, denn es ist eine weitere Foxconn-Reportage aufgetaucht. Diese wurde allerdings ohne Erlaubnis gedreht, Journalisten des Magazins «Envoyé Spécial» drehten mit versteckter Kamera und stellten das Video online Darin erzählen die Reporter, dass Arbeiter in Baracken wohnen müssen, die noch nicht fertig gebaut sind und weder Elektrizität noch fliessendes Wasser haben. Man hätte sich bei Foxconn zuerst auf die Fertigstellung der Fabrik konzentriert, die Wohnungen der Arbeiter kämen danach, heisst es in der Reportage. Zudem seien die Lohnerhöhungen, die Foxconn werbewirksam bekanntgegeben hatte, nur Fassade. Denn das Unternehmen würde das Geld für die Unterbringung, Versicherung und Verpflegung zurückfordern. Und für psychologische Gutachten, die gefordert werden um Selbsttötungen vorzubeugen, würden 7 US-Dollar verlangt. Mitarbeiter verdienen scheinbar 290 Dollar im Monat. Auch die Vorwürfe, dass Minderjhrige dort arbeiten müssten und Studenten ausgebeutet werden, wurden wiederholt. So sollen laut den Journalisten 15 000 der Arbeiter als Praktikanten arbeiten, Foxconn kommentierte die Zahl nicht, gemäss Apple sind es dreimal weniger. Die temporären Arbeitskräfte holt sich der Auftragsfertiger von Universitäten und laut Aussagen von Studentinnen würde dies gegen ihren Willen geschehen. Gehorchen sie nicht, würden sie kein Diplom erhalten. Ihre Eltern würden nicht wollen dass sie dort arbeiten, aber sie könnten nichts machen. Foxconn beschäftigt rund 1,4 Millionen Arbeiter und ist der grösste private Arbeitgeber des Landes. Zu den Kunden gehören nebst Apple auch Dell, Microsoft und HP.