Fachkräftemangel in der IT 26.04.2024, 10:00 Uhr

Entwickeln Sie noch oder kreieren Sie schon?

Die IT-Branche beklagt sich schon lange über den Fachkräftemangel. Mit dem Rückzug der Babyboomer-Generation wird sich das Problem verstärken. Lösungen werden in Politik und Wirtschaft zwar diskutiert, allerdings ohne nachhaltigen Erfolg. Gefragt sind kreative Ansätze.
(Quelle: Shutterstock/Urbanscape)
In der Schweiz, bekannt für ihre innovative Wirtschaft und Hightech-Industrie, stösst die Dynamik der IT-Branche auf ein bedeutendes Hindernis: den Fachkräftemangel. Auch die Swiss IT Studie zeigt, dass der Bedarf an qualifizierten IT-Fachkräften die verfügbaren Talente bei weitem übersteigt. Dieses Ungleichgewicht lähmt nicht nur die IT-Abteilungen, sondern beeinflusst auch die Gesamtentwicklung von Unternehmen und Wirtschaft.

Fachkräftemangel bremst die IT-Abteilungen aus

Der Mangel an IT-Fachkräften führt zu verlängerten Projektzeiten, steigenden Kosten und erhöhten Sicherheitsrisiken. Für Schweizer KMUs bedeutet dies, dass Projekte verzögert werden und die Innovationstätigkeit gehemmt wird. Als Gegenmassnahmen, um Ressourcen zu rekrutieren, bieten sich verschiedene Möglichkeiten an:
  • Ausbildung und Weiterbildung: Eine Schlüsselstrategie ist die Investition in Ausbildungsprogramme. Partnerschaften zwischen Unternehmen und Bildungseinrichtungen können dazu beitragen, dass die Lehrpläne den Bedürfnissen der Industrie entsprechen. Lebenslanges Lernen und Weiterbildungsmöglichkeiten helfen dabei, die Fähigkeiten der bestehenden Belegschaft zu aktualisieren.
  • Anwerbung und Diversifizierung: Um den Talentpool zu vergrössern, setzen Unternehmen zunehmend auf die Anwerbung internationaler Fachkräfte und die Förderung von Diversität. Quer- und Wiedereinsteiger, ältere Personen oder Talente aus weniger traditionellen Bereichen können frischen Wind in die IT-Abteilungen bringen.
  • Innovative Arbeitsmodelle: Flexible Arbeitszeiten und die Möglichkeit, aus der Ferne zu arbeiten, machen Unternehmen für potenzielle Mitarbeitende attraktiver. Diese Modelle eröffnen den Zugang zu Talenten, die ausserhalb der traditionellen Arbeitsstrukturen liegen.
  • Outsourcing und Freelancing: Viele Unternehmen greifen auf Outsourcing oder die Zusammenarbeit mit Freelancern zurück, um Engpässe zu überwinden. Dies bietet Flexibilität, kann jedoch auch Herausforderungen in Bezug auf Qualität und Kommunikation mit sich bringen.
  • Automatisierung und künstliche Intelligenz: Die Automatisierung von Routineaufgaben und der Einsatz von KI können die Effizienz steigern und die Abhängigkeit von menschlichen Fachkräften verringern. Dies ermöglicht es den verbleibenden Mitarbeitenden, sich auf komplexere und wertschöpfendere Tätigkeiten zu konzentrieren.
  • Agile Projektmanagementmethoden: Agile Methoden fördern Flexibilität und Effizienz in den Teams. Durch die Anpassung dieser Methoden können KMUs mit weniger Ressourcen mehr erreichen und gleichzeitig die Mitarbeiterzufriedenheit verbessern.
“Letztlich geht es darum, die IT als ein dynamisches, interdisziplinäres Feld zu präsentieren, in dem Kreativität und Technologie Hand in Hand gehen.„
Charlotte Guttweiler

IT als kreative Wissenschaft positionieren

Parallel zum Generationenwechsel durchläuft die Informationstechnologie eine bemerkenswerte Transformation, weg von dem traditionellen Image einer rein technologiezentrierten Disziplin hin zu einem Feld, das zunehmend Kreativität und innovatives Denken in den Vordergrund stellt. Diese Neupositionierung der IT als kreative Wissenschaft öffnet die Tür für ein breiteres Spektrum an Talenten, insbesondere für Frauen und kreativ veranlagte Menschen, die vielleicht bisher gezögert haben, einen Weg in dieser Branche einzuschlagen. In einer Ära, in der KI und fortschrittliche Softwareentwicklungs-Tools die Branche prägen, geht es nicht mehr nur darum, Code zu schreiben oder Systeme zu warten. Es geht darum, komplexe Probleme zu lösen, die Nutzererfahrung zu verbessern und innovative Produkte zu gestalten. Diese Dimension der IT spricht jene an, die sich für Design, Psychologie, Kunst und Technologie gleichermassen begeistern.
Quelle: NMGZ

Arbeitsmodelle überdenken

Der Fachkräftemangel in der IT ist eine signifikante Herausforderung für die Schweizer Wirtschaft, bietet aber auch die Chance, bestehende Arbeitsmodelle zu überdenken und innovative Lösungen zu entwickeln. Durch die Kombination von Ausbildungsinitiativen, der Öffnung für internationale Talente, flexiblen Arbeitsmodellen und der Nutzung neuer Technologien können Schweizer KMUs die Herausforderungen bewältigen und weiterhin an der Spitze der Innovation stehen. Das Aufzeigen der kreativen und gestalterischen Aspekte von IT erlaubt es Unternehmen und Bildungseinrichtungen, eine vielfältigere Gruppe von Talenten ansprechen und die multiplen Karrieremöglichkeiten in der Digitalisierung aufzuzeigen. Letztlich geht es darum, die IT als ein dynamisches, interdisziplinäres Feld zu präsentieren, in dem Kreativität und Technologie Hand in Hand gehen, um innovative Lösungen für die Herausforderungen unserer Zeit zu entwickeln.
Die Autorin
Charlotte Guttweiler
NMGZ
Charlotte Guttweiler verfügt über ein Masterdiplom in Software Engineering und hat mehrere Jahre in Deutschland, Südafrika und in den USA in den Bereichen Softwareentwicklung und IT-Projekte gearbeitet.




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