19.01.2010, 06:00 Uhr
Strom aus!
Wenn es darum geht, Strom zu sparen, denken IT-Verantwortliche zuerst an energiesparende Arbeitsplatzrechner und Server. Dabei bieten auch weniger prominente IT-Komponenten wie Netzwerk-Switches und IP-Telefone ein hohes Sparpotenzial.
Jörg Hofmann ist Country Manager Schweiz bei Extreme Networks
Die IT-Branche verursacht heute zirka zwei Prozent des weltweiten CO2-Ausstosses, was immerhin annähernd den CO2-Emissionen der gesamten Luftfahrt entspricht. Die Minimierung der Umwelt- und Klimabelastungen, welche die IT-Hardware über ihren gesamten Lebenszyklus verursacht, wird daher zu einem zentralen Thema der kommenden Jahre werden. Abseits von energie-effizienten Prozessoren oder innovativen Kühlsystemen in den grossen Rechenzentren (siehe Seite 16) können Unternehmen aber noch an ganz anderen Stellen Strom sparen.
Strom sparen beim Telefonieren
Ein gutes Beispiel ist das Netzwerk einer Firma, Behörde oder Organisation. Sparpotenzial ergibt sich einerseits bei den Netzwerk-Switches selbst. Gute, weil Strom sparende Werte sind beispielsweise Leistungsaufnahmen von 10 Watt pro 10-Gigabit-Ethernet-Port bzw. 2 Watt pro 1-Gigabit-Ethernet-Port.
Andererseits können auch Komponenten wie IP-Telefone, die über das Netzwerk mit Strom versorgt werden, dazu beitragen, den Stromverbrauch nachhaltig zu reduzieren. Denn in einem typischen Bürobetrieb wird das Telefon am Arbeitsplatz nur an fünf Tagen in der Woche für rund acht Stunden genutzt. Das bedeutet, dass jedes Telefon, das rund um die Uhr läuft, zirka 75 Prozent der Zeit ungenutzt he-rumsteht - und dabei Strom frisst.
Hierzu ein einfaches Rechenbeispiel: Angenommen, ein Unternehmen setzt 500 VoIP-Telefone ein, die jeweils zirka 15 Watt verbrauchen und sieben Tage à 24 Stunden am Netz hängen. Dann entstehen dort allein durch die Telefoninstallation Stromkosten in Höhe von rund 10483 Franken pro Jahr. Wenn nun dasselbe Unternehmen den Stromverbrauch dieser 500 Telefone so optimiert, dass es diese Endgeräte nur noch acht Stunden pro Tag und nur noch an fünf Bürotagen pro Woche mit Strom versorgt, erzielt es allein dadurch eine Kosteneinsparung von zirka 7987 Franken pro Jahr. Legt man den Schweizer Energiemix mit einem CO2-Ausstoss von 143 g/kWh zugrunde, können damit zudem jährlich bis zu 7 Tonnen CO2 bei der Stromerzeugung eingespart werden.
Da die Telefone über die Switches mit Strom und Netzwerkzugang versorgt werden, muss deren Betriebssystem - um den Stromverbrauch zu regeln - zeitgesteuert auf einzelne Ports sogenannte Power-over-Ethernet-Profile anwenden können. In diesen Profilen legt der Administrator dann fest, an welchem Tag zu welcher Uhrzeit ein bestimmter Port Strom und Netzwerkzugang erhält und wann nicht.
Switches intelligent verknüpfen
Noch einen Schritt weiter gehen Unternehmen, wenn sie die Portprofile ihrer Switches von Drittsystemen, etwa einer Zeiterfassungsanlage am Unternehmenseingang, steuern lassen. Diese könnte dann beispielsweise einem Switch den Befehl geben, das Telefon eines Mitarbeiters erst dann mit Strom zu versorgen, wenn dieser sich bei der Zeiterfassung angemeldet hat. Verlässt der Mitarbeiter später das Gebäude und meldet sich bei der Zeiterfassung wieder ab, erhält der Switch wiederum das Kommando, das Telefon des Mitarbeiters auszuschalten. So spart das Unternehmen nicht nur nachts und am Wochenende, sondern auch bei Ferien, Krankheit oder Dienstreise der Mitarbeiter Strom.
Voraussetzung ist auch dafür wieder ein intelligentes Switch-Betriebssystem. Dieses muss sich zudem über Befehle von aussen steuern lassen, ohne dabei jedoch Kompromisse bei der Zuverlässigkeit und Stabilität einzugehen. Drittanbieter können über diese Schnittstellen dann entsprechende Funktionen in ihre Produkte integrieren.
Damit Energiesparen nicht auf Kosten der Sicherheit geht, muss es in solchen Installationen natürlich weiterhin die Möglichkeit geben, rund um die Uhr Notrufe abzusetzen. In der Praxis hat es sich bei entsprechend ausgestatteten Unternehmen bewährt, an zentralen Stellen mit einer roten Abdeckung gekennzeichnete Apparate aufzustellen und diese kontinuierlich mit Strom zu versorgen.
Green IT Award
Der WWF Schweiz, das Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften ÖBU, Exhibit & More sowie business campaigning Switzerland verleihen seit 2009 an der Community 36 (vormals Orbit) den Green IT Innovation Award in folgenden drei Kategorien:
- IT-Lösung für eine effizientere IT
- IT-Lösung für eine effizientere Welt
- Bestes Green-IT-Projekt eines Start-ups
Weitere Infos zum Green IT Award 2010:
www.green-it-award.ch
Der WWF Schweiz, das Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften ÖBU, Exhibit & More sowie business campaigning Switzerland verleihen seit 2009 an der Community 36 (vormals Orbit) den Green IT Innovation Award in folgenden drei Kategorien:
- IT-Lösung für eine effizientere IT
- IT-Lösung für eine effizientere Welt
- Bestes Green-IT-Projekt eines Start-ups
Weitere Infos zum Green IT Award 2010:
www.green-it-award.ch
Jörg Hofmann