27.08.2004, 00:00 Uhr
SIZ schickt leere Hülle in Konkurs
Die Genossenschaft Schweizerisches Informatik-Zertifikat (SIZ) hat Konkurs angemeldet. Kurz bevor die Bücher deponiert wurden, erwarb die neu gegründete SIZ AG aber noch schnell sämtliche Assets wie Möbel, Computerequipment und die Rechte an den Prüfungen. In Konkurs steht somit eine leere Hülle. Die Genossenschafter fühlen sich über den Tisch gezogen.
Aufgrund finanzieller Turbulenzen musste die SIZ-Genossenschaft die Bücher deponieren. Die neugegründete Trägerschaft SIZ AG, die unter der Führung der drei grossen Wirtschaftsverbände SGV (Schweizerischer Gewerbeverband), SAV (Schweizerischer Arbeitgeberverband) und Swico (Schweizerischer Wirtschaftsverband der Informations-, Kommunikations- und Organisationstechnik) steht, wird die Geschäfte der bisherigen SIZ-Genossenschaft weiterführen. Diese lapidaren Fakten, die vergangene Woche von der SIZ AG im Rahmen eines offiziellen Pressecommuniqués in Umlauf gebracht wurden, schreckten die früheren Genossenschafter auf. Viele von ihnen fühlen sich über den Tisch gezogen, um ihre Anteile geprellt.
Denn wie sich nachträglich herausstellte, hat die SIZ AG, kurz bevor die SIZ-Genossenschaft Konkurs anmeldete, noch schnell die wesentlichen Assets zu einem Schnäppchenpreis herausgelöst und der neuen SIZ AG übertragen. Unter diesen Werten befinden sich etwa die Büromöbel, das Computerequipment, aber auch die Rechte an den Prüfungen. In den Konkurs geschickt wurde somit eine leere Hülle. Laut dem zuständigen Konkursverwalter muss zuerst festgestellt werden, ob ein ordentliches Konkursverfahren überhaupt durchgeführt werden kann. Denn wo keine Aktiva sind, da kann auch nichts gewaltet werden.Von aussen betrachtet wirkt das Ganze wie eine Schmierenkömodie. Denn im Verwaltungsrat der neuen SIZ AG sitzen wieder genau diejenigen Leute, die am Desaster der früheren SIZ Genossenschaft mitverantwortlich sind. Ausserdem wurde Swico-Präsident Jürg Stutz wieder in den Verwaltsrat geholt, obwohl er bei der Generalversammlung der Genossenschaft vom 3. Juni abgesetzt wurde.
Die Genossenschafter können es nicht nachvollziehen, dass die SIZ AG für die materiellen und immateriellen Werte der Genossenschaft, die am 3. Juni noch mit einer guten Million Franken taxiert wurden, nur ein besseres Trinkgeld in Höhe von 200000 Franken hinblättern musste. Genossenschafter, die vier- und fünfstellige Summen in die Genossenschaft eingebracht haben, prüfen daher rechtliche Schritte gegen die neue Gesellschaft beziehungsweise deren Trägerschaft.
Am Umstand, dass der Geschäftsführer der SIZ AG, Bruno Gloor, für eine 40-Prozent-Stelle 15 000 Franken löhne, beweise, dass die neue SIZ AG auch aufs Abzocken setze und sich durch nichts vom Selbstbedienungsladen unterscheide, wie ihn bis April dieses Jahres SIZ-Gründer Peter Albrecht und dessen Finanzchef Peter Atzenweiler gepflegt hatten. Rechnet man nämlich das Salär Gloors auf eine 100-Prozent-Anstellung hoch, so entspräche dies einem Bruttolohn von rund 40000 Franken. Etwas happig für eine Institution, die ausgehöhlt erscheint und deren Ruf immer mehr zerbröselt.
Enttäuscht sind auch die Informatik-Schulen, die einmal mehr nicht in eine gemeinsame Lösungsfindung eingebunden wurden. So bleibt vorerst als einziges Positivum, dass die Prüfungen weitergeführt werden.