30.05.2011, 06:00 Uhr

Das fliegende Klassenzimmer

Man muss nicht mehr im selben Raum, ja nicht einmal im selben Land sein, um als Team effektiv zusammenzuarbeiten. Bestes Beispiel ist die Schweizer Talentschule Surselva. Dank moderner Collaboration-Technologie bringen dort junge Talente Training und Ausbildung unter einen Hut.
Bilder: PD
Der Autor ist Intel Regional Business Manager Education Schweiz und Italien Ob im Sport oder in der Kunst: Am Anfang jeder Karriere besteht die wichtigste Aufgabe darin, hervorragende Leistungen zu fördern und gleichzeitig die beste akademische Ausbildung zu ermög­lichen. Die Talentschule Surselva tut dies in beispielhafter Art und Weise»: Mit diesen Worten fasste der Schweizer National-Goalie Diego Benaglio an der Eröffnungsfeier die Ausbildungsziele dieser ungewöhnlichen Bildungseinrichtung zusammen. Die öffentliche Talentschule Surselva liegt in der Bündner Gemeinde Ilanz im Surselva-Gebiet. Sie wurde 2009 mit dem Ziel gegründet, ausgewiesenen Talenten aus musischen und sportlichen Bereichen eine Möglichkeit zu geben, ihr Potenzial voll auszuschöpfen. Erreicht wird dies durch die Kombination einer Lernumgebung mit spezialisierten Fachkräften für sportliche Aktivitäten bzw. Musik und qualitativ hochstehendem Schulunterricht.
Die Schülerinnen und Schüler der Talentschule, junge Nachwuchsathleten und -künstler, legen oft lange Distanzen zwischen ihrem Zuhause, der Schule und den Trainings- bzw. Auftrittsörtlichkeiten zurück. Zudem müssen sie auch fern von der Schule mit ihrer Ausbildung fortfahren können, zum Beispiel während auswärtiger Wettkämpfe oder Aufführungen. Weil Proben und sportliche Trainings den Nachwuchstalenten so viel abverlangen, ist es besonders wichtig, die wenige verfügbare Zeit effektiv zum Lernen einzusetzen – im Klassenzimmer wie auch ausserhalb. Damit das auch möglich ist, schuf die Surselva-IT eine technologisch geprägte Lernumgebung auf Basis von Intels Learning Series, welche die Ausbildung vor Ort im Unterricht wie auch unterwegs unterstützt, vereinfacht und verbessert. Die Talentschule arbeitet dabei eng mit der Schweizer Novia AG zusammen. Diese stellt IT und Netzwerk-Support bereit, damit die Infrastruktur stimmt und alle Systeme richtig konfiguriert sind. Der Dienstleister hilft ausserdem dabei, die passenden Software-Anwendungen zu finden und stellt den Lehrpersonen Trainings zur Verfügung.

Effektives, ortsungebundenes Lernen

Alle Studenten besitzen einen «Intel-powered convertible Classmate PC», den sie überall, auf dem Schulgelände und unterwegs, benutzen können. Diese robusten Netbooks sind speziell für das gemeinschaftliche und interaktive Lernen ausgerüstet. Sie können durch das Drehen des Bildschirms zudem einfach in einen Tablet-PC mit Touchscreen verwandelt werden. Im Klassenzimmer wird eine interaktive Wandtafel (Smart Board Interactive Whiteboard) mit entsprechender Software eingesetzt. Die integrierte Lösung fördert in Verbindung mit den PCs der Schüler das Lernen im inter­aktiven Klassenzimmer. Die Lehrpersonen organisieren über die «Smart Classroom Suite» ihr Klassenzimmer, wodurch das Vorbereiten und Zustellen von Lektionen wie auch die Beurteilung der Studenten während der Lektion deutlich effizienter abläuft als mit der traditionellen Methode.
Schüler können Multimedia-Inhalte kreieren und organisieren, Notizen schreiben sowie Arbeiten und Dokumente gemeinsam nutzen. Um biologische und geografische Prozesse in der virtuellen Realität zu demonstrieren, wird zum Beispiel eine Bildungs-Software eingesetzt, die über interaktive 3D-Tools das Betrachten und Bearbeiten der Modelle an der inter­aktiven Wandtafel unterstützt. Wenn die Studenten nicht an der Schule sind, setzt die Talentschule eine spezielle Konferenzlösung ein. Dank «Smart Bridgit conferencing» nehmen die Schülerinnen und Schüler dann auch von unterwegs an den Lektionen teil. Ein Skirennfahrer, der einen Teil des Tages auf der Piste verbringt, verfolgt dann beispielsweise über seinen Classmate-PC in der Skihütte mit, was der Lehrer im Klassenzimmer an die interaktive Tafel schreibt. Er kann sogar an Diskussionen im Klassenzimmer teilnehmen. Zudem können Schüler und Lehrer einander ihre Schreibtischinhalte zur Verfügung stellen. So bleiben die Studenten auf dem Laufenden und halten beim Schulstoff mit – trotz ihres anspruchsvollen Termin- und Trainingsplans. Auch die gemeinsame Arbeit an Gruppenprojekten ist möglich, selbst wenn nicht alle Gruppenmitglieder am selben Ort sind.

Modernes Technikverständnis

Quasi nebenbei eignen sich die Schüler auch noch Fertigkeiten im Umgang mit modernen Technologien an. Das wird in Zukunft sehr wertvoll sein, egal ob in der Ausbildung, im Praktikum oder im Job. Die Erfahrungen mit diesem Unterrichtsstil zeigen, dass die Lernenden den Unterrichts­inhalt besser verstehen und behalten. Die Technologien werden in allen Unterrichtsfächern eingesetzt, aber vor allem in Sprachfächern, im Geschichts- und Geografieunterricht. Die Lehrpersonen berichten, dass sich durch die eLearning-Einrichtung das Präsentieren von Gruppenlektionen wie auch von individuellen Aufgaben verbessert hat. Zudem können die Lehrer auf die einzelnen Bedürfnisse jeder Studentin und jedes Studenten viel besser eingehen. Das erste Jahr des Pilotprojekts war dermassen erfolgreich, dass die Talentschule für die neuen Schüler im Jahr 2010 zusätzliche Classmate-PCs und interaktive Whiteboards erworben hat. Die Ausbildungsmethode hat sich also bewährt: Im ersten Jahr nach der Schuleröffnung waren 16 Studentinnen und Studenten eingeschrieben, im zweiten akademischen Jahr konnte die Talentschule bereits eine zweite Klasse aufnehmen.


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