08.07.2011, 09:02 Uhr

Sicherheitsnetz für den Notfall

Auch KMU springen auf den Virtualisierungszug auf. Viele übersehen dabei aber, dass dies nicht per se für mehr Sicherheit sorgt. Erst ein angepasstes Backup-Konzept erhöht die Verfügbarkeit der Daten.
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Die Autorin ist Director Product Management EMEA bei Acronis. Laut einer vom Ponemon Institute im Herbst 2010 durchgeführten Umfrage unter IT-Verantwortlichen aus kleinen und mittelständischen deutschen Unternehmen sind inzwischen rund ein Drittel aller produktiven Server virtualisiert. Im Laufe des Jahres 2011 soll diese Zahl auf 50 Prozent steigen. Angesichts der Vorteile, die sich aus der Virtualisierung ergeben, ist das nicht weiter überraschend: bessere Auslastung vorhandener Hardware, mehr Flexibilität und prinzipiell eine höhere Verfügbarkeit. Denn virtuelle Maschinen (VM) lassen sich von einer physischen Plattform auf eine andere bewegen und dort wieder starten. Damit diese Vorteile hinsichtlich der Verfügbarkeit aber auch tatsächlich zum Tragen kommen, ist es mit dem blossen Einrichten virtueller Maschinen längst nicht getan. Denn auch in virtualisierten Umgebungen sind die IT-Verantwortlichen nicht von der Pflicht befreit, sich um Backup und Disaster Recovery (DR) zu kümmern. Hier gibt es aber offenbar noch Nachholbedarf, wie die Ponemon-Studie belegt: Ein Drittel der befragten IT-Verantwortlichen gab zu Protokoll, dass die Virtualisierung keinen Einfluss auf die Art und Weise habe, wie Backup und Disaster Recovery verwaltet werden. 20 Prozent sichern virtualisierte Server sogar weniger oft als physische. Dabei ist eine Disaster-Recovery-Strategie, insbesondere im Zusammenhang mit virtuellen Maschinen, noch wichtiger als in althergebrachten IT-Konzepten. Denn fällt ein physischer Server aus, sind davon gleich mehrere Betriebssysteme beziehungsweise die darauf laufenden, meist geschäftskritischen Anwendungen betroffen. Auf der nächsten Seite: Problem erkannt, Lösung gesucht

Problem erkannt, Lösung gesucht

Um jedoch den Aufwand zum Absichern eines solchen VM-Hosts in Grenzen zu halten, empfiehlt sich eine sorgfältige Abwägung der tolerierbaren Wiederanlaufzeiten beziehungsweise der sogenannten Recovery Time Objectives (RTO). Eine Hochverfügbarkeitslösung, die permanent im Hot-Stand-by läuft, ist nicht in jedem Fall zwingend erforderlich. Auf Basis einer Imaging-Software optimieren mittlerweile zahl­reiche Unternehmen jeder Grössenordnung ihre Storage-Ressourcen. Fällt der aktive Server aus, kann mithilfe der Image-Backups und eines intakten Zweitservers schnell eine funktionierende Umgebung geschaffen werden. Oftmals unterliegen auch nicht alle VMs denselben Anforderungen an die Wiederanlaufzeit, sodass es genügt, zunächst die jeweils wichtigsten vir­tuellen Maschinen wiederherzustellen. Dies spart Zeit beim Wettlauf um die zurückzugewinnende Produktivität.
Unbedingt zu beachten sind auch trans­aktionsintensive Anwendungen wie Datenbanken. Sie verlangen nach besonderen Backup-Mechanismen, da die Daten unter Umständen lange im Cache bleiben, bevor sie auf den Datenträger geschrieben werden. Hier ist ein zweistufiges Backup zu empfehlen, das regelmässig ein Image erzeugt und zusätzlich in kürzerem Abstand mit einer auf Datenbanken spezialisierten Backup-Funktion die Konsistenz der Daten sicherstellt. Auf der nächsten Seite: Sonderbehandlung für VMs

Sonderbehandlung für VM

Zum Sichern von VMs gibt es typischerweise vier verschiedene Wege: ein Backup der virtuellen Maschinen auf Ebene des Dateisystems, agentengesteuerte Backups, Hypervisor-basierte Sicherungen und im Falle einer VMware-Umgebung das VMware Consolidated Backup. Die Sicherung der virtuellen Maschinen auf Dateiebene des Hostsystems erfordert einerseits den geringsten Konfigurationsaufwand, ist aber auch am wenigsten leistungsfähig. Denn für ein vollständiges Backup der VMs müssten diese in den Suspend-Modus versetzt werden. Andernfalls fehlen in der Sicherung eventuell Änderungen an relevanten Daten. Eine produktive VM derart auszubremsen, ist aber für viele IT-Umgebungen keine Option. Unternehmen bevorzugen in der Regel Backup-Lösungen, die alle Wege beherrschen und gleichzeitig mit verschiedenen Hypervisoren (HV) kompatibel sind. Relevant bei der Anschaffung einer Backup- und Recovery-Lösung für virtualisierte Umgebungen ist in jedem Fall das Lizenzmodell der Sicherungs-Software. Am kostengünstigsten fahren Unternehmen, wenn sie nur eine Lizenz pro Host erwerben müssen und damit eine unbegrenzte Anzahl virtueller Maschinen sichern können. Auf der nächsten Seite: umfassende Lösung

Umfassende Lösung

Welchen der vier oben genannten Backup-Wege ein Unternehmen für seine virtuellen Maschinen wählt, entscheiden schlussendlich die individuellen Anforderungen im Unternehmen selbst. Am vielseitigsten ist sicherlich das Backup auf Hypervisor-Ebene. Die jeweilige Backup-Software integriert sich hierzu in den HV – bei VMware über eine sogenannte Virtual Appliance – und kann so direkt auf die einzelnen virtuellen Maschinen zugreifen. Vorteil dieses Wegs: Es müssen keine Agenten in den einzelnen VMs installiert werden. Ein ebenfalls nicht zu vernachlässigender Aspekt bei der Auswahl der Backup-Software ist die Tatsache, dass sehr oft neben einem VM-Host noch dedizierte physische Server vorhanden sind. Es würde den Managementaufwand erheblich erhöhen, wenn für virtuelle und physische Systeme jeweils eine eigene Backup-Lösung zuständig wäre. Zu guter Letzt sollte nicht übersehen werden, dass von Anwendungen erzeugte Nutzerdaten nicht zwingend auf den gleichen Festplatten oder Servern gespeichert werden, auf der auch die App-likation läuft. Im Fall von entferntem Speicher muss die Backup-Lösung natürlich auch in der Lage sein, diese mit ins Backup zu integrieren. Auf der nächsten Seite: Virtualisierung auf dem Desktop

Virtualisierung auch auf dem Desktop

Inzwischen wird auf verschiedenen Wegen auf Desktop-PCs und Notebooks virtualisiert. Eine dieser Spielarten ist der sogenannten Consumerization geschuldet: Unternehmen erlauben ihren Mitarbeitern die private Nutzung der Geräte. Dies hat dazu geführt, dass den Mitarbeitern für private Zwecke eine virtuelle Maschine auf ihren PCs bereitgestellt wird. In dieser können sie nach Belieben schalten und walten. Ähnlich einem virtualisierten Server sind auch hierbei im Schadensfall mehrere Betriebssysteme samt Nutzdaten betroffen. Nachdem sehr oft Notebooks als Grundlage für die VM-Konstrukte dienen, sollte eine Backup-Lösung auf jeden Fall auf verschiedene Speichermedien (USB-Festplatten, interne Partition, Netzlaufwerke) sichern können. Nur so kann je nach Aufenthaltsort des Endgeräts der passende Speicher gewählt werden. Ausserdem ist eine automatische Synchronisierung zwischen lokalen und Netzwerk-Backups Pflicht, sobald sich das Gerät im Intranet befindet. Viele Unternehmen wollen die privaten VMs zudem nicht mit ins Backup aufnehmen. Zum einen, um rechtlichen Problemen aus dem Weg zu gehen. Zum anderen, um das Volumen der Datensicherungen nicht immens ansteigen zu lassen. Denn oft landen ja speicherhungrige Dateien wie Videos, hochauflösende Bilder oder MP3-Sammlungen auf den Maschinen. Die Backup-Lösung sollte also auch flexibel genug sein, beim Sichern und Wiederherstellen einzelne Bereiche auszulassen – je nach Anforderung des Unternehmens und selbst dann, wenn Images der kompletten Partition erzeugt werden. Obwohl virtualisierte Umgebungen hinsichtlich der Datensicherung ein wenig Umdenken erfordern, sollten Unternehmen die Vorteile der Technik dennoch nicht ungenutzt lassen. Denn unter dem Strich sind die Kosten- und Managementvorteile grösser. Um auch die Themen Backup und Disaster Recovery möglichst effi­zient und umfassend zu erledigen, empfehlen sich Lösungen, die eine automatische und zent-ral steuerbare Sicherung und Wiederherstellung von Servern ermöglichen. Dabei sollte kein Unterschied gemacht werden müssen zwischen virtuellen und physischen beziehungsweise homogenen oder heterogenen Umgebungen. Denn nur wenn die Backup-Lösung all diese Bereiche abdeckt, können kleine und mittlere Unternehmen hinsichtlich ihrer IT-Infrastruktur weiterhin beweglich bleiben.


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