Schweizerische Bankiervereinigung
24.09.2018, 09:59 Uhr
Leitfaden für Banken zum Umgang mit Blockchain-Firmen publiziert
Die Schweiz hat in den letzten Jahren zahlreiche Blockchain-Unternehmen angezogen. Zur Eröffnung von Konti für solche Firmen hat die Schweizerische Bankiervereinigung nun einen Leitfaden veröffentlicht.
Banken sehen die Blockchain-Technologie als Chance mit vielfältigen Möglichkeiten für den Finanz- und Technologiestandort Schweiz. Der Zuwachs an Blockchain-Unternehmen und die Nachfrage dieser Firmen nach Konti stelle Schweizer Banken aber auch vor Herausforderungen, teilte die Schweizerische Bankiervereinigung (SBVg) mit. Besonders wenn diese sich Kapital über einen ICO – also die Ausgabe von Tokens – beschaffen, sei eine sorgfältige Prüfung unerlässlich. die Banken bei einer Kontoeröffnung genau hinsehen. Die Bankiervereinigung hat dazu nun einen Leitfaden veröffentlicht.
Höhere Anforderungen bei ICOs
Dieser soll Banken laut Angaben der SBVg unterstützen, bei der Kontoeröffnung differenziert vorzugehen – das heisst, Unternehmen je nach Finanzierungsart zu unterscheiden. Der Leitfaden unterteilt dabei in zwei grundlegende Kategorien: Blockchain-Unternehmen mit und ohne ICO. Die SBVg empfiehlt den Banken in ihrem Leitfaden, an Unternehmen, die auf Basis der Blockchain-Technologie über die Herausgabe von Token öffentlich Kapital für unternehmerische Zwecke beschaffen, höhere und zusätzliche Anforderungen zu stellen. So sollen sie die relevanten Schweizer Standards bezüglich Mittelherkunft (KYC) und Geldwäscherei (AML) anwenden.
Wenn das Geschäftsmodell zwar Berührungspunkte zur Blockchain-Technologie hat, diese aber nicht zur Unternehmensfinanzierung genutzt wird, sollen Firmen grundsätzlich nicht anders behandelt werden als andere KMU-Kunden, die ein Konto eröffnen wollen, schreibt die SBVg.
Blockchain Taskforce begrüsst den Leitfaden
Gemäss der Blockchain Taskforce sendet der Leitfaden ein «wichtiges Signal» aus. Die Blockchain Taskforce ist eine Initiative, die sich für den Erhalt un den Ausbau der Attraktivität und der Konkurrenzfähigkeit des Blockchain-Standorts Schweiz einsetzt. Sie wurde Ende 2017 unter dem Patronat der Bundesräte Ueli Maurer und Johann N. Schneider-Ammann ins Leben gerufen.
Der Leitfaden bringe einen Grundkonsens der Schweizer Banken zum Ausdruck, schreibt die Initiative in einem Communiqué. Auf dieser Basis seien nun stabile Geschäftsbeziehungen zwischen Blockchain-basierten Unternehmen und Finanzinstituten möglich – besonders für Firmen, die sich nicht über ein ICO finanzieren wollten. «Solche Signale, wie der veröffentlichte Leitfaden der Bankiervereinigung, sind auch bezüglich der internationalen Ausstrahlung von Bedeutung, da die Schweiz im Wettbewerb mit anderen Standorten um eine internationale Spitzenposition steht», wird Lorenz Furrer, Co-Initiator der Blockchain Taskforce, in der Mitteilung zitiert.
Eine halbe Milliarde in einem halben Jahr
Die Schweiz und vor allem das Crypto Valley um die Region Zug gehört zu den weltweit bedeutendsten Zentren für ICO. Laut einer Studie des Beratungsunternehmens PwC haben solche ICO in der ersten Jahreshälfte in der Schweiz 456 Millionen US-Dollar eingesammelt. Für ICO gab es allerdings lange keine spezifische Regulierung, anders als etwa bei der Kapitalbeschaffung über einen Börsengang.
Die Finanzmarktaufsicht Finma hat denn auch schon verschiedentlich die Investoren vor den Risiken solcher ICOs gewarnt. Sie geht zudem gegen Unternehmen vor, die aufsichtsrechtliche Bestimmungen umgehen oder verletzten. Im März veröffentlichte sie eine Wegleitung zu ICOs.
Der Leitfaden der Schweizerischen Bankiervereinigung zur Eröffnung von Firmenkonti für Blockchain-Unternehmen kann unter diesem Link heruntergeladen werden.