Aduno Gruppe
25.10.2012, 11:30 Uhr
Windows 8 im Aussendienst
Die Aduno Gruppe standardisiert ihre IT-Systeme. Dabei ist kein Widerspruch, dass neben Windows-7-Clients künftig auch Windows-8-Tablets im Aussendienst unterwegs sind.
Alle Welt migriert aktuell von Windows XP auf Windows 7. Auch dieAduno Gruppe wechselt. Der Finanzkonzern bietet Dienstleistungen rund um den bargeldlosen Zahlungsverkehr an. So weit, so unspektakulär. Das Projekt ist allerdings durchaus ambitioniert. Denn im Zuge der geplanten Migration werden zwei bislang getrennte Systeme in einer einheitlichen IT-Infrastruktur zusammengeführt. Die Zweiteilung stammt noch aus Zeiten, in denen die ursprünglich eigenständige und später übernommene Cashgate Credit & Leasing eine separate Infrastruktur besass – was ein reibungsloses standortübergreifendes Arbeiten erschwerte. Auch war jeder Mitarbeiter an den Account auf seinem Client gebunden – eine nicht mehr zeitgemässe Lösung, insbesondere mit Blick auf Trends wie Consumerization und Bring Your Own Device. Das wird nun anders: Künftig haben alle Gesellschaften der Aduno Gruppe eine einheitliche IT, sodass es keine Rolle mehr spielt, von welchem Standort oder Client ein Angestellter der drei Gesellschaften arbeitet. Mit dem neuen Konzept soll zudem der Aussendienst aller Unternehmen besser unterstützt werden.
Virtuelle Apps für Windows 7
Die Systeme vereinheitlichen, Informatik verschlanken und natürlich Kosten senken waren Ziele des Migrationsprojekts bei der Aduno Gruppe. Anders als bei vielen anderen Unternehmen stand das Ende des Produktlebenszyklus von Windows XP im April nächsten Jahres nicht im Vordergrund, war aber natürlich ein limitierender Faktor. Denn der Wechsel einer Client-Infrastruktur mit rund 700 Computerarbeitsplätzen benötigt Zeit. Die Aduno Gruppe entschied deshalb Anfang Jahr, Windows 7 auf allen Clients auszurollen. Windows 8 war vorläufig noch kein Thema für Stefan Kämpfer, Head Business Management und Mitglied der Direktion der Aduno Gruppe. Mittlerweile hat er seine Meinung geändert: «Wir liebäugeln damit, mit begrenztem Engineering-Aufwand auch Tablets mit Windows 8 in unser Netz integrieren zu können.» Künftige Benutzer der Tablets sollen hauptsächlich die Aussendienstmitarbeiter sein. Die mobilen Angestellten betreuen über 20'000 Vertragspartner mit rund 50'000 Verkaufspunkten in der ganzen Schweiz. Nächste Seite: Systeme für Windows 7/8 Bis zur produktiven Umstellung für die internen Mitarbeiter als auch den Aussendienst Anfang nächsten Jahres ist noch einiges zu tun, weiss Daniel von Büren, Senior Consultant und CTO von Redtoo. Der Basler Dienstleister soll die System Engineers der Aduno Gruppe bei der Systemumstellung und der Client-Migration unterstützen. Beides ist laut von Büren noch nicht abgeschlossen. Installiert sind Microsofts System Center 2012 für die Client-Verwaltung inklusive Inventarisierung von Hardware und Software, Patchmanagement, Einrichtung von Basisapplikationen wie dem Citrix Receiver sowie für das Aufspielen zusätzlicher physischer und virtueller Applikationen.
Betriebssystem und lokale Software für Fat und Thin Clients sind in einem Golden Image gespeichert, das Administratoren via System Center per Knopfdruck ausrollen können. Zusätzliche Anwendungen werden als virtuelle Applikationen mittels Microsoft App-V bereitgestellt oder sowohl als physische oder auch virtuelle Anwendungen auf dem XenApp-Server installiert. Die Client-Seite liefert Fujitsu: Neben Thin Clients sollen Notebooks der Standard bei der Aduno Gruppe werden. Aktuell haben die hauseigenen Informatiker und Redtoo gerade den Proof of Concept erfolgreich abgeschlossen, also die Serverinfrastruktur im Zusammenspiel mit den verschiedenen Clients getestet. «Ende Oktober startet der Pilot mit 45 Benutzern in der ganzen Schweiz», erklärt von Büren den Projektplan.
Virtuelle Apps für Windows 8
Im aktuellen Konzept noch nicht festgeschrieben ist der Einsatz von Windows 8. Allerdings sind mit System Center und Citrix die Voraussetzungen dafür geschaffen, weiss der Redtoo-Projektleiter. «Unser Wunsch war anfangs Microsoft Surface. Allerdings ist Fujitsu der strategische Hardware-Partner der Aduno Gruppe. Der japanische Technologiekonzern bietet vorläufig nur Tablets mit Intel-Technologie an», sagt Kämpfer. Nächste Seite: Warten auf die Hardware Die Manager und Aussendienstmitarbeiter haben ihre Bedürfnisse hinten angestellt und warten nun auf entsprechende Clients. Bis März werden sie sich gedulden müssen. Dann liefert Fujitsu sein entsprechendes Tablet mit ansteckbarer Tastatur aus. Der Verzicht auf die ARM-Plattform bedeutet für die Aduno Gruppe auch, dass die komplette Infrastruktur für die laufende Windows-7-Migration mit den kommenden Tablets weiterverwendet werden kann. Physikalische sowie virtuelle Applikationen landen dann gleichermassen auf dem Desktop, das Hardware- und Software-Management kann ebenfalls mit System Center abgewickelt werden. Die Projektverantwortlichen bei Redtoo rechnen – wie von Aduno gewünscht – nur mit einem «geringen zusätzlichen Engineering-Aufwand». In Zahlen: Zwischen 5 und 10 Prozent des Gesamtprojekts wird der Einbezug von Windows 8 beanspruchen, schätzt von Büren.
Kein iPad, dafür Schulung
Der Einsatz von iPads oder Android-Tablets würde nach Ansicht von Redtoo wesentlich höhere Integrationskosten verursachen. Erstens hätte sich die Aduno Gruppe vom Ziel einer einheitlichen Managementumgebung für alle Clients verabschieden müssen. Zweitens wäre durch das Implementieren und allenfalls Einbinden einer zweiten Verwaltungs-Software ein höheres Budget notwendig gewesen. «Mit der Windows-Plattform wollten wir auch die Security-Herausforderungen durch den Einsatz von iPads umgehen», ergänzt Stefan Kämpfer. Apples Tablet ist heute schon allgegenwärtig, Windows 8 muss erst noch Anhänger finden. Sicher ist: Der Wechsel vom reinen Desktop-Betriebssystem auf eine Tablet-Oberfläche wird die Anwender fordern. Redtoo-Projektmanager von Büren sieht hier durchaus eine Herausforderung auf die Benutzer zukommen. «Es wird sicherlich Schulung brauchen – insbesondere für das Benutzen des neuen Start-Bildschirms.» Bei seinen Kunden setzt der IT-Dienstleister aber auf selbstständiges Lernen der Mitarbeiter. Dazu will die Aduno Gruppe Schulungsunterlagen von Microsoft im Intranet bereitstellen und Flyer für die ersten Schritte drucken. Vom Auftraggeber bekam von Büren das Signal, dass in einem Jahr einige Clients – gleichgültig ob Tablet oder Notebook – auf Windows 8 migriert werden sollen. Mit den modernisierten Systemen und virtualisierten Applikationen ist die Aduno Gruppe jedenfalls für den Mix aus Windows 7 und Windows 8 gerüstet. Nächste Seite: Tipps für Client-Migrationen Unternehmen, die vor einer vergleichbaren Migration stehen, gibt der IT-Dienstleister Redtoo folgende Tipps: Komplexität reduzieren: Unternehmen sollten auf Prozesse fokussieren, die einen hohen geschäftlichen Nutzen versprechen. Dabei empfiehlt es sich, mit so wenig Applikationen wie unbedingt notwendig zu arbeiten. Mit State of the Art Tools werden die Anforderungen am besten abgedeckt. Abhängigkeit verringern: Durch gewachsene Vernetzung von Anwendungen und Prozessen sind IT-Umgebungen unübersichtlich geworden. Diese Abhängigkeit kann mithilfe von Applikationsvirtualisierung aufgelöst werden. Zudem steht es dem Fachbereich dann frei, mit unterschiedlichen Clients und auch Betriebssystemen zu arbeiten. Client nicht überbewerten: Nur rund 30 Prozent eines Migrationsprojekts betreffen den Client selbst. Dabei geht es um technische Probleme, die heute allesamt lösbar sind. Der grösste Aufwand entsteht durch das Bereitstellen und Ausrollen von Applikationen. Hierauf sollten IT-Entscheider den Fokus legen, etwa die Zahl der Anwendungen minimieren, Kompatibilität prüfen und Installationsrichtlinien definieren. Auch muss das Umfeld (zum Beispiel Druckerinfrastruktur oder die Speichersysteme) berücksichtigt werden. Investitionen in die Zukunft: Eine Client-Migration ist ein langfristiges Projekt. Die Desktops sollten auch in fünf und mehr Jahren noch zeitgemäss sein und auch in Szenarien wie Bring Your Own Device oder Home Office integriert werden können. Dafür eignen sich insbesondere Lösungen, die heute Best of Breed sind.