16.01.2015, 09:03 Uhr

Google-Glass-Verkauf wird eingestellt

Was hatte Google nicht alles für Pläne mit seiner Datenbrille «Glass». Die Welt sollte einmal mehr revolutioniert werden. Das klappte nicht, jetzt wird der Verkauf der Brille eingestellt. Doch so schnell gibt Google nicht auf.
Google versucht einen Neuanfang bei der schwerfällig gestarteten Datenbrille Glass. Der Verkauf der ersten Version an Verbraucher werde eingestellt, zugleich solle das Projekt in einem eigenständigen Bereich aber fortgeführt werden, erklärte das Unternehmen am Donnerstag. Die Aufsicht solle der frühere Apple -Manager Tony Fadell bekommen, der sich damit noch stärker zum Hardware-Boss des Internet-Konzerns entwickelt.

Google hatte Glass - die Computerbrille mit Kamera, Internet-Anschluss und einem kleinen Bildschirm über dem rechten Auge - im Frühjahr 2012 medienwirksam vorgestellt. In der Öffentlichkeit stiess Google Glass vor allem aus Sorge um die Privatsphäre auf viel Ablehnung. Besonders viel Kritik kam aus Europa. Träger einer Google Glass bezogen aber auch in San Francisco Prügel. Zudem kämpfte die erste Version sogar nach einer Modifizierung mit kurzen Batterielaufzeiten und wurde im Betrieb zu warm.

Interesse stets bescheiden

Das Projekt war bisher beim Forschungslabor Google X angesiedelt, das viel Aufmerksamkeit von Mitgründer Sergey Brin bekommt. Er hatte die Brille auf der Entwicklermesse Google I/O im Juni 2012 vorgestellt und galt auch als eine zentrale treibende Kraft hinter Glass. Zuletzt zeichnete sich jedoch ab, dass das Interesse von Software-Entwicklern, Programme für die Datenbrille zu schreiben, mit dem ausbleibenden breiten Marktstart nachliess.

Im Zuge des nun auslaufenden «Explorer»-Programms haben schätzungsweise einige zehntausend Test-Nutzer vor allem in den USA die Brille für rund 1500 Dollar gekauft. Die Kooperationen mit Unternehmen und Software-Entwicklern sollen weitergehen, hiess es.

Mit neuer Strategie zum Erfolg?

Google vermarktete Glass zuletzt stärker als Werkzeug für spezialisierte Aufgaben am Arbeitsplatz, in Deutschland laufen Projekte zum Beispiel in der Autobranche. Darüber hinaus wurden am Donnerstag zunächst keine konkreten Pläne zur Zukunft von Glass bekannt. Für dieses Jahr wird mit einer neuen Version gerechnet - Ankündigungen dazu gab es aber bisher nicht.

Fadell, der bei Apple unter anderem massgeblich an der Entwicklung der iPod-Player beteiligt war, kam zu Google vor einem Jahr mit dem Kauf des von ihm mitgegründeten Herstellers vernetzter Thermostate Nest fr ber drei Milliarden Dollar. Nest entwickelt sich mit Kooperationen und Übernahmen zum Mittelpunkt der Google-Pläne zur Vernetzung von Alltags-Technik.

Die bisherige Glass-Projektleiterin Ivy Ross solle die operative Führung der Sparte behalten, werde aber Fadell unterstehen, hiess es. Möglicherweise ist es eine Abkehr von der bisherigen Vorgehensweise, Test-Nutzern ein noch weitgehend unfertiges Produkt in die Hand zu geben, statt es erst intern zur Marktreife zu führen.



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