6G – was kommt auf uns zu?

Ein völlig neuer Denkansatz

Mehr Autonomie im Netzwerk bedeutet auch, dass Menschen mit ihm interagieren, indem sie Anforderungen und Ziele festlegen, um die Geschäftsziele und Kundenbedürfnisse des Operators festzulegen und zu steuern. Damit das 6G-Netzwerk autonom funktioniert, muss ihm ein gewisses Mass an Freiheit zugestanden werden, seine Aktionen frei wählen zu können. Auch hier findet sich eine Parallele zu uns Menschen: zur Kindererziehung oder Mitarbeiterführung. Denn im Vordergrund stehen die zu erreichenden Ziele und Absichten statt Vorgaben, wie etwas zu tun ist. Damit kann das kognitive Netzwerk Lösungsstrategien finden, um diese Anforderungen ohne weitere Anweisungen zu erfüllen, was den Netzbetreiber entlastet.
Zur Realisierung kognitiver Netzwerke für 6G existieren einige Schlüsselbereiche in der Netzwerkarchitektur, die in nächster Zukunft neu- oder weiterzuentwickeln sind. Um die erforderlichen Funktionen zur Leistungsoptimierung und zur gewünschten betrieblichen Effizienz zu entwickeln, wurden einige wenige, aber zentrale «Technology-Enabler» definiert. Dazu zählen:
  • ein datengesteuerter IT- und Netzbetrieb
  • eine verteilte Intelligenz
  • ein kontinuierliches Beobachten und Lernen
  • eine absichtsbasierte Automatisierung
  • eine erklärbare und vertrauenswürdige künstliche
  • Intelligenz (KI)
  • eine kognitive 6G-System- und -Netzumgebung

Ausblick

Gegenwärtig kann davon ausgegangen werden, dass 6G die Vorgängergenerationen frühestens ab 2030 schrittweise ablösen wird. Doch bis dahin ist noch viel Arbeit zu erledigen, vor allem in den Standardisierungsgremien, aber auch in der Forschung. Denn bei 6G sind derart viele neue Komponenten involviert, die ein profundes Systemdesign und gründliches Testen bedingen, damit die Zuverlässigkeit von 5G am Ende wirklich übertroffen wird. Denn der Druck auf die Anbieter wird sehr gross sein – seitens des Bandbreitenbedarfs, der Anwendungen und der Nutzer. So besteht dank der erfolgreichen Vorgänger 4G und 5G eine hohe Erwartungshaltung. Tiefgreifende technische Probleme können sich die Anbieter wie Anfang 2020 bei einzelnen 5G-Neulingen nicht erlauben.
Der Autor
Rüdiger Sellin
ist Diplom-Ingenieur (FH) und arbeitet seit 1992 als Fachjournalist (SFJ/MAZ) mit den Schwerpunkten ICT und Elektrotechnik.



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