Neurologie
04.07.2024, 23:49 Uhr
Gehirn entschlüsselt Blickrichtung in Millisekunden
Das Gehirn erkennt die Blickrichtung einer anderen Person in Millisekunden. Forschende der Universität Genf haben den genauen Moment entschlüsselt, indem das Gehirn erkennt, wohin jemand anderes schaut.
The brain first perceives the more global visual cues, i.e. the orientation of the head, from 20 milliseconds onwards, before focusing on the more local information, i.e. the eyes, from 140 milliseconds onwards.
(Quelle: UNIGE)
Das könnte künftig bei der der Diagnose oder sogar bei der Therapie von Alzheimer oder Autismus helfen, teilte die Universität Genf am Donnerstag mit.
Der Blick spielt laut den Forschenden eine zentrale Rolle in alltäglichen sozialen Interaktionen. Die Kommunikationskraft eines Blickes beruht auf der Fähigkeit des Gehirns, die Blickrichtung anderer zu interpretieren.
Für die Studie präsentierten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Freiwilligen 3D-Avatare, die jeweils unterschiedliche Kopf- und Augenrichtungen darstellten. Eine erste Aufgabe bestand darin, die Richtung des Kopfes anzugeben, eine zweite die Richtung der Augen.
140 Millisekunden zur Entschlüsselung
Wie die Forschenden in der im Fachblatt "Neuroimage" erschienenen Studie zeigten, entschlüsselt das Hirn diese beiden Informationen unabhängig voneinander. Nach nur 20 Millisekunden weiss es, wohin der Kopf ausgerichtet ist. Nach 140 Millisekunden, etwa die Zeit, die man für einen Wimpernschlag braucht, hat das Gehirn entschlüsselt, wohin die Augen genau schauen.
Bei Menschen mit einer Autismus-Spektrum-Störung könnte die Entschlüsselung dieser Informationen beeinträchtigt sein, schrieben die Forschenden. Diese Ergebnisse lieferten daher einen konkreten Beitrag zur Frühdiagnose solcher Störungen bei Kindern.
In Bezug auf Alzheimer sei eines der auffälligsten Symptome die Unfähigkeit, Gesichter zu erkennen, selbst die von Familienmitgliedern. Diese Studie ebne daher den Weg für ein besseres Verständnis der beteiligten neuronalen Mechanismen.