Forschungsergebnisse
02.03.2023, 14:09 Uhr
Big Data stellt Gesellschaft vor grosse Herausforderungen
Big Data kann unser Leben stark verbessern, doch nur wenn die gesammelten Daten auch vorsichtig und verhältnismässig eingesetzt werden. Zu diesem Schluss kommt das Nationale Forschungsprogramm des Schweizerischen Nationalfonds
Big Data kann laut den Forschern eingesetzt werden, um das Alltagsleben zu verbessern, aber nur, wenn die Daten verantwortungsvoll genutzt werden
(Quelle: zvg)
Zunehmend elaboriertere Hard- und Softwaretechnologien ermöglichen die Sammlung und die Analyse von Datenmengen in nie dagewesenem Umfang. Diese «Big Data» können unser tägliches Leben verbessern - solange sie verantwortungsvoll genutzt werden. Zu diesem Schluss kommt das Nationale Forschungsprogramm «Big Data» (NFP 75) des Schweizerischen Nationalfonds (SNF).
Gleichzeitig sei «Big Data» eine Herausforderung für demokratische Prozesse, Gleichbehandlung, Fairness oder das Recht auf Anonymität im öffentlichen Raum. Dies erklärten die Verantwortlichen des NFP 75 am Donnerstag vor den Medien in Bern.
«Eine Versicherung könnte heute beispielsweise mit Big Data genaue Risikoanalysen machen und individuelle Policen erstellen», erklärte Friedrich Eisenbrand, Mathematikprofessor an der eidgenössischen Technischen Hochschule in Lausanne (EPFL), an der Medienkonferenz. Dies gefährde das Solidaritätsprinzip.
Zudem können aus Alltagsdaten sensible Informationen über Personen gewonnen werden. So könnte eine Supermarktkette aus dem veränderten Einkaufsverhalten einer Kundin schliessen, dass sie schwanger ist, oder aus Bewegungsdaten, ob eine Person an Depressionen leidet.
Regulierung noch in Kinderschuhen
Diese möglichen Probleme von «Big Data» zu verstehen sei wichtig, um auf die Zukunft vorbereitet zu sein, erklärten die Forschenden. Die Regulierung stecke noch in den Kinderschuhen und hinke der technologischen Entwicklung hinterher.
Schon heute spiele «Big Data» indes eine grosse Rolle in unserem täglichen Leben. «Wir haben uns an erstaunlich genaue Kaufempfehlungen beim Online-Shopping gewöhnt und wir nutzen ständig Suchmaschinen», sagte Eisenbrand.
«Ein modernes Spital in der Schweiz produziert monatlich ein Petabyte an Daten.» Das entspricht einer Milliarde Bücher. «Zum Vergleich: Die grösste Bibliothek der Welt, die British Library, führt etwa 10 Millionen Bücher», so Eisenbrand. Was man mit dieser Menge an Daten machen kann, sei wichtig zu verstehen. Von 2015 bis 2022 haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in 37 Forschungsprojekten verschiedene Aspekte dieser Technologien untersucht.
Grosses Potenzial
«Big Data» biete aber auch grosses Potenzial. Insbesondere in der Gesundheitsversorgung, der Mobilität, der Energieeffizienz oder der Informationsbereitstellung. Im Rahmen des NFP 75 sind beispielsweise Prototypen zur Überwachung des Gesundheitszustands von Patientinnen und Patienten auf der Intensivstation entstanden, die auch Vorhersagen über den Zustand von Patientinnen und Patienten ermöglichten.
Weiter könne «Big Data» beispielsweise zur automatischen Erkennung von Überschwemmungen eingesetzt werden, oder zur Optimierung des öffentlichen und privaten Verkehrs.
Die Schweiz kann eine Rolle spielen
Als Wirtschaftsgut gewinnen Daten immer mehr an Wert. Die Harmonisierung der Rechtsvorschriften werde jedoch durch nationale Unterschiede bei Datenschutz und Datensicherheit behindert. Die Ergebnisse eines Forschungsprojekts zum internationalen Handelsrecht unterstrichen die zunehmende Bedeutung einer solchen Harmonisierung.
«Die Schweiz könnte dabei als innovatives und global vernetztes Land eine wichtige Rolle spielen», sagte Mira Burri, Professorin für Internationales Wirtschaftsrecht an der Universität Luzern. Dank der zahlreichen internationalen Organisationen, mit Sitz in der Schweiz, befinde sich das Land in einer einzigartigen Position, um die Harmonisierung der transnational ausgerichteten Institutionen zu unterstützen.