Übersicht 09.03.2022, 06:08 Uhr

Quelloffene Projekte aus der Schweiz

Open-Source-Software ist in allen erdenklichen Bereichen zu finden – vom Planungswesen über die Katastrophenhilfe bis hin zur IT-Security. Wir stellen fünf interessante heimische Projekte vor.
(Quelle: Shutterstock/Bakhtiar Zein)
Sparpotenzial, Flexibilität oder die Community: Es gibt einige Argumente, um sich für den Einsatz von Open-Source-Software zu entscheiden. Auch in der Schweiz wird deshalb fleissig an quelloffenen Anwendungen und Komponenten gebastelt. Dem Monitoring-Tool «OSS Benchmark Schweiz» (www.ossbenchmark.com) zufolge veröffentlichen hierzulande derzeit insgesamt 140 Unternehmen, Behörden, Kantone, Städte, Gemeinden oder auch NGOs ihre Open-Source-Projekte quelloffen auf dem Entwicklerportal GitHub. Wir haben uns ins Getümmel gestürzt und einige davon – bekanntere und unbekanntere – unter die Lupe genommen.

SuitabilityGeothermalDrillingSwitzerland

In der Schweiz sind Bohrungen für Erdwärmesonden bewilligungspflichtig. In bestimmten Gebieten können diese beispielsweise aus gewässerschutzrechtlichen Gründen jedoch auch verboten oder nur unter Auflagen möglich sein. Die Regelungen variieren je nach Kanton. Damit man rasch und einfach abklären kann, ob an einem Standort eine Bohrung möglich ist, entwickelte das Bundesamt für Energie (BFE) gemeinsam mit EnergieSchweiz die Anwendung «kann-ich-bohren.ch». Sie basiert auf Eignungskarten für Erdwärmesondenbohrungen, die von allen Kantonen publiziert werden. Die Anwendung verknüpft die Schnittstellen der abrufbaren kantonalen Geodaten und erlaubt so eine Vorabklärung. Auch werden die Chancen für eine Bewilligung aufgezeigt. Aktuell haben jedoch noch nicht ganz alle Kantone ihre Schnittstellen freigegeben. Abgefragt werden diese von der Open-Source-Programmbibliothek «SuitabilityGeothermalDrillingSwitzerland», die das BFE mit einer externen Firma erstellt hat. Um weitere Anwendungsfälle zu ermöglichen, machte das BFE diese Programmbibliothek als Open-Source-Software verfügbar.

Cryptopus

Egal ob Online-Shopping, E-Banking oder Musikstreaming: Tagtäglich nutzt man die unterschiedlichsten Web-Dienste. Beim Einrichten der entsprechenden Accounts sollte für jeden Dienst ein indi­viduelles Passwort gesetzt werden. Um diese sicher abzuspeichern, bietet sich ein Passwortmanager an. Einen solchen entwickelte das Schweizer IT-Unternehmen Puzzle ITC auf Basis von Ruby on Rails bereits im Jahr 2006. Er ist multiuserfähig, webbasiert und nennt sich Cryptopus. Das Tool wird nach wie vor ständig weiterentwickelt und von Puzzle sowie anderen Unternehmen produktiv für die Verwaltung von Zugangsdaten verwendet.

Geocat

Geometadaten beschreiben die Geodaten, damit diese leichter verwaltet, gefunden und bewertet werden können. Geocat, so heisst der Metadatenkatalog für die Geodaten der Schweiz. Der Dienst dokumentiert unter anderem die entsprechenden Informationen von Bundesämtern, Kantonen, Gemeinden, dem Fürstentum Liechtenstein sowie von Forschungs­instituten und privaten Firmen. Geocat bietet damit den Einstiegspunkt für die Suche nach Informationen zu Luftbildern, geschützten Ortsbildern, Naturgefahren oder auch Erdbeben. Auf die Metadaten des Dienstes greifen andere Portale wie das Geoportal des Bundes oder das Portal für Opendata zurück.

QField

QField ist eine App zur Erfassung von geografischen Daten, um diese vom Feld ins Büro zu bringen. Entwickelt und zur Verfügung gestellt wird sie vom Unternehmen Opengis.ch aus Laax. Laut Firmenangaben wurden im Dezember 2021 mit der App auf der Insel Tonga alle relevanten Landwirtschaftsdaten neu erfasst. Seit dem verheerenden Vulkanausbruch von Mitte Januar werde sie nun vor Ort vom zuständigen Ministerium für die Katastrophenhilfe-Planung eingesetzt. QField ermögliche es, die Schäden schneller zu analysieren und so den Wiederaufbau rascher zu gestalten.

Threema

Der Schweizer Messenger Threema will am Markt seit jeher mit Datenschutz punkten und positioniert sich deshalb als sichere Alternative zum weitverbreiteten WhatsApp des Facebook-Konzerns Meta. Um seinen Nutzerinnen und Nutzern vollumfängliche Transparenz gewährleisten zu können, stellte das Unternehmen per Ende 2020 komplett auf das Modell Open Source um. Seither sind die Apps für Android und iOS sowie auch die Desktop- und Web-Anwendung quell­offen auf GitHub einsehbar. Die kryptografischen Verfahren, die Threema einsetzt, wurden ebenfalls detailliert dokumentiert.



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