Zalando und Co. erhöhen den Druck auf den Schweizer Detailhandel

Händler stolpern über neues Kundenverhalten

Die traditionellen Detailhändler kämen indes online auf keinen grünen Zweig. Bestand früher der erste Schritt eines Kaufs in der Entscheidung für einen Händler, bei dem man das Produkt suchte, ist es heute umgekehrt: Zuerst gingen die Interessenten ins Internet, um das Produkt zu suchen, und entschieden sich erst dann für den Händler. Auf dieses veränderte Verhalten der Kunden hätten sich die traditionellen Detailhändler nicht eingestellt, befand der E-Commerce-Report. «Traditionelle Anbieter erwarten, dass die Kunden gleich im ersten Schritt auf ihre Webseite kommen», hiess es. Das sei aber immer weniger der Fall. «Faktisch erwarten die Händler weiterhin, dass ein Kunde zu ihnen ins Geschäft kommt und etwas vom dort Ausgestellten kauft», heisst es im Report.
Derzeit kämpfe jeder Detailhändler online für sich alleine. Die Alternative wäre, dass eine Interessensgemeinschaft des Schweizer Detailhandels für den Aufbau einer gemeinsamen Plattform zusammenkäme. Dies habe beispielsweise der deutsche Buchhandel mit Allianz für das E-Book Tolino gemacht, um sich gegen den Kindle von Amazon zu behaupten.

Innovation fehlt

Der Schweizer Detailhandel sei aber zu langsam, nutze den Vorteil der Nähe zum Kunden zu wenig und stecke in den bisherigen Strukturen fest, bilanzierte Wölfle. So würden die Schweizer nichts unternehmen, um das mühsame Retourschicken von online bestellter Ware, die einem nicht gefällt, zu erleichtern. Wohin die Reise geht, zeigt der Modeanbieter Zalando in Deutschland. Dort könnten Teilnehmer beim Kundenbindungsprogramm Zalando Plus ihre Retouren kostenlos abholen lassen. «Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis es ein solches Angebot auch in der Schweiz geben wird.» Bis der Schweizer Detailhandel das merke, dürfte es noch viele Jahre dauern, sagte Wölfle: «Bis dahin haben sich Schweizer Kunden an diesen Service gewöhnt.»
Aber nicht nur Zalando macht der hiesigen Branche zu schaffen. Als Damokles-Schwert gilt im Detailhandel Amazon. Der US-Riese bedient die Schweiz bisher nur nebenbei, ohne spezifische Angebote für das Nicht-EU-Land. Zudem drängen die chinesischen Anbieter mit ihren Billigprodukten auf den Schweizer Markt, die derzeit noch von Posttarif-Subventionen und der Steuerbefreiung für Kleinstsendungen profitieren.



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