Digitalisierung des Schweizer Konsums

Kodak, Apple und Apple corps

Die Luftfahrtbranche sollte durch die massenhafte Verbreitung von Computertechnologie leiden. Durch grössere Vergleichbarkeit und Zugänglichkeit sanken die Preise. Aber nicht so stark wie in der Unterhaltungsbranche. Das Geschäft mit Musik, Film und Foto wurde durch die Technologie vollkommen überholt. Wenn Firmen schon Ende der 1980er-Jahre die Signale erkannt hätten, wären sie allenfalls noch zu retten gewesen. Ein Beispiel ist Kodak.
Ein neu entwickelter Kamerachip war Computerworld nur eine Randnotiz wert: Kodak hatte im März 1989 einen Bildsensor mit vier Millionen Pixeln entwickelt. Die jeweils 9 × 9 Mikrometer grossen Bildelemente wandelten auftreffendes Licht in Elektronen um, die für ein bildformendes Videosignal genutzt werden, schrieb die Zeitung. Sie hätte womöglich schon absehen können, welche Bedeutung der Kamerachip für die Analogfilm-Hersteller haben könnte. Dazu hätte es jedoch viel Visionskraft gebraucht, denn die erste Serienkamera mit vier Megapixeln wurde erst 2000 lanciert. Von Olympus, nicht von Kodak. Der Fotografiepionier war damals schon in wirtschaftlichen Schwierigkeiten.
Der Mac-Computer bekam mehr Schnittstellen – und zog damit den Argwohn der Beatles auf sich
Quelle: Catherine Gauchat
Die Musikbranche sah sich ebenfalls um die Jahrtausendwende mit den Herausforderungen der Digitalisierung konfrontiert. Sie nahm 1989 ihren Anfang. In dem Jahr wurden in Europa erstmals mehr CDs als LPs abgesetzt. Und Apple Computer sah sich zum zweiten Mal nach 1981 mit einer Klage der Beatles-Plattenfirma Apple Corps konfrontiert. Acht Jahre zuvor hatte die Plattenfirma erreicht, dass der Computerkonzern zwar den Namen und ein ähnliches Logo verwenden, aber nicht ins Musikgeschäft einsteigen durfte. Nun hatte Apple aber die Modelle Mac Plus, Mac SE, Mac II und Mac IIGS auf den Markt gebracht, die Midi-Sounds wiedergeben konnten. Während Apple Corps einen Einstieg in das Musik-Business erkannte, war sich Apple Computer keiner Schuld bewusst. Drei Jahre später musste der Computerkonzern zurückkrebsen und zahlte 26,5 Millionen US-Dollar Schadenersatz. Parallel verpflichtete sich das Unternehmen, dem Musikgeschäft fernzubleiben. Nach der Jahrtausendwende folgte ein weiterer Rechtsstreit, als Apple zuerst iTunes und dann den iPod lancierte. Diesen Prozess gewann der Computer-Hersteller. Anschlies­send hatte der Konzern einen grossen Anteil an der Kommer­zialisierung des digitalen Musikgeschäfts: iTunes war ab 2010 laut Apple der grösste Plattenladen der Welt.



Das könnte Sie auch interessieren