AWS vs. Azure 11.12.2014, 14:36 Uhr

Kampf der Cloud-Titanen

Im Markt für Infrastructure as a Service (IaaS), sprich Server und Speicher aus der Cloud, zeichnet sich ein Duell der Giganten ab. Der IaaS-Marktführer Amazon Web Services (AWS) drängt mit Macht Richtung Unternehmenskunden. Genau dort aber will Microsoft mit Windows Azure punkten und rüstet sein Portfolio massiv auf.
Nachdem Microsoft in den letzten Jahrzehnten mit Anbietern wie Novell, Oracle, IBM oder HP um on-Premise Marktanteile kämpfen musste, hat sich mit den Amazon Web Services (AWS) ein neuer Gigant in der Public Cloud etabliert, der nun verstärkt seine Fühler in Richtung der Unternehmenskunden ausstreckt. Dieser Markt wird vorwiegend von Microsoft beherrscht und birgt in Sachen Cloud Computing ein enormes Potenzial für die Anbieter. Prognosen von Crisp Research zeigen in den nächsten Jahren ein deutliches Wachstum von 40 Prozent pro Jahr, wodurch sich die Umsätze alleine in Deutschland im Jahr 2018 auf 28 Milliarden Euro belaufen dürften. Amazon Web Services: IaaS-Marktführer Schon auf der AWS re:Invent 2013 haben die Amazon Web Services (AWS) mit einigen neuen Diensten begonnen, Unternehmenskunden zu locken. Nachdem sich AWS als führender Infrastrukturanbieter und Enabler für Startups und neue Geschäftsmodelle in der Cloud etabliert hat, versucht das Unternehmen aus Seattle schon seit geraumer Zeit, einen Fuss direkt in das lukrative Unternehmensumfeld zu bekommen. Hintergrund Die Amazon Web Services sind derzeit unangefochtener Marktführer in Sachen Public IaaS. Als Geschäftsbereich von Amazon.com betreibt die Firma seit 2006 in weltweit neun Regionen mehrere Rechenzentren und sogenannte Edge-Locations, um die Daten schneller auszuliefern. Mit stetigen Investitionen in seine Infrastruktur und das Portfolio zeigt Amazon, wie bedeutend Technologien für das Unternehmen sind. So nutzt Amazon seine Cloud Infrastruktur selbst für alle eigenen Angebote und Dienste. Neben den Infrastruktur-Basisdiensten Amazon EC2 (Amazon Elastic Compute Engine, Rechenleistung) und Amazon S3 (Amazon Simple Storage Service, Speicherplatz) stehen viele weitere infrastrukturnahe Services zur Verfügung, mit denen Kunden die Infrastruktur effektiv nutzen können. Das zahlt sich aus. Nach Einschätzungen von Crisp Research setzt ein durchschnittlicher AWS Kunde etwa 11 bis 12 AWS Services ein, um seine Web-Applikation auf der Amazon-Cloud-Infrastruktur zu betreiben. In einem beachtlichen Tempo veröffentlicht AWS neue Services und festigt damit seine Attraktivität als Innovationstreiber im Cloud-Markt. Nachdem AWS sehr viele der erfolgreichen Startups dieser Welt als seine Kunden nennen kann, besteht der nächste Schritt nun darin, auch etablierte Unternehmen auf die Cloud-Infrastruktur zu ziehen. Eine Herausforderung bei der Nutzung der AWS-Cloud stellt allerdings die Scale-out Infrastruktur dar. Web-Applikationen müssen, wenn sie wirklich hochverfügbar sein sollen, erst für die AWS-Cloud entwickelt werden. Der Start einer einzelnen EC2-Instanz reicht niemals aus, um hier von einer Cloud-fähigen Applikation zu sprechen. Hierzu wird ein Verbund mehrerer EC2-Instanzen benötigt, über den die Applikation verteilt läuft. Im Fehlerfall einer Instanz wird eine neue gestartet; während einer Lastspitze werden neue Instanzen hoch- und später wieder heruntergefahren. Die Amazon-Infrastruktur Die AWS-Infrastruktur spannt sich derzeit über neun verschiedene Regionen weltweit auf. Jede Region besteht aus mindestens zwei voneinander unabhängigen und isolierten Rechenzentren, den sogenannten Availability Zones (AZ). Um die Verfügbarkeit und Redundanz einer Applikation sicherzustellen, sollte ein Multi-AZ Konzept genutzt werden. Service-Portfolio von AWS: Amazon EC2 Amazon EC2 (Amazon Elastic Compute Cloud) ist der Top-Service von AWS und wird von den Kunden intensiv genutzt. EC2 ist einer der ersten Compute Services in der Cloud und hat sich seit seiner Verfügbarkeit im Jahr 2008 stetig weiterentwickelt. Insbesondere die geographische Reichweite, die unterschiedlichen VM-Typen, die Unterstützung verschiedener Betriebssysteme sowie die unterschiedlichen Arten des Bezugs und das Ökosystem sind in der Cloud derzeit das Mass der Dinge. Auf Basis der Kundenrückmeldungen erweitert Amazon den Service ständig um Verbesserungen und neue Funktionen. So reagierte Amazon umgehend auf Anfragen von Unternehmenskunden nach einem besseren I/O Durchsatz für Oracle und SAP Workloads und stellte hierzu neue SSD Instanz-Typen bereit. Unternehmenslösungen von Microsoft, Oracle, Red Hat, SAP, IBM und anderen Softwareanbietern sind für den Betrieb auf Amazon EC2 zertifiziert. Kunden können zwischen on-Demand, Reserved und Spot Instances wählen, um so ihre Workloads je nach Bedarf mit entsprechender Rechenleistung zu verarbeiten. Amazon S3 Amazon S3 (Amazon Simple Storage Service) ist Amazons Speicherdienst. Er wird sowohl von vielen Kunden für den weltweiten Zugriff auf Daten in Web-Applikationen als auch von Unternehmen für das Backup von Daten genutzt. Nach Angaben von Amazon wurden im April 2013 bereits über zwei Billionen Objekte in Amazon S3 gespeichert. Hinzu kommen etwa 1,1 Millionen Zugriffe pro Sekunde über die API. Amazon S3 dient als Speicher-Backbone für viele weitere AWS Services, darunter Elastic Block Store (EBS), Amazon Relational Database Service (RDS), Amazon Elastic MapReduce (EMR), Amazon CloudFront und Amazon Storage Gateway. Amazon Glacier, Storage Gateway, CloudFront Amazon Glacier ist ein Archivierungsservice, der für das Speichern und das Backup von komprimierten Daten genutzt werden kann und auf Amazon S3 basiert. Beim Amazon Storage Gateway handelt es sich um eine virtuelle Appliance, mit der Unternehmen Backups von ihren Daten automatisch in die Amazon-Cloud übertragen können. Amazon CloudFront schliesslich ist das AWS Content Delivery Network, das eine weltweite Verteilung von Daten über Edge Locations bietet und eng mit Amazon S3 integriert ist. Amazon Virtual Private Cloud (VPC) Amazon Virtual Private Cloud (VPC) wird überwiegend von Unternehmenskunden genutzt, die ihre on-Premise-Infrastrukturen mit der Amazon-Cloud verbinden. Mit VPC lässt sich ein isolierter Bereich innerhalb der AWS PublicCloud aufbauen, um darin sensiblere Daten zu verarbeiten. Hierzu werden virtuelle Netzwerke aufgebaut, die vom Kunden selbst angepasst und kontrolliert werden. Öffentliche Server werden innerhalb eines öffentlichen Subnetzes bereitgestellt. Backend-Systeme sowie Applikations- und Datenbankserver hingegen stehen innerhalb eines privaten Subnetzes, auf das nicht öffentlich zugegriffen werden kann. In Kombination mit AWS Direct Connect, mit dem eine dedizierte Verbindung zwischen einem Unternehmens-RZ und einer AWS-Region aufgebaut werden kann, lässt sich mit Amazon VPC eine hybride Infrastrukturumgebung im AWS-Kontext am sichersten betreiben. Speziell Kunden aus dem Finanzsektor, Behörden und Unternehmen aus dem Gesundheitswesen nutzen diese Form der Konnektivität, um Workloads in die Public Cloud zu übertragen. Amazon Relational Database Service (RDS), Redshift Der Amazon Relational Database Service (RDS) ist Amazons relationale Datenbank, die als Service bereitgestellt wird. Zu Beginn wurde nur MySQL unterstützt. Mittlerweile kann auch Oracle und Microsoft SQL genutzt werden. Amazon RDS unterstützt Hochverfügbarkeit, Multi-AZ Konzepte und Replizierungen für den lesenden Zugriff und kann mit Amazon VPC kombiniert werden. Amazon Redshift ist ein Data Warehouse Service, der über eine hohe I/O-Performance verfügt und für die Analyse grosser Datenmengen gedacht ist. Der Dienst spielt eine zentrale Rolle in Amazons Strategie, Unternehmen auf seine Cloud-Infrastruktur zu bringen. Nächste Seite: AWS-Fazit Fazit: Amazon Web Services Amazon ist der führende IaaS-Anbieter und bedient die Anforderungen verschiedener Kundengruppen. Während AWS zu Beginn überwiegend von Startups genutzt wurde, richten sich Services wie Amazon Redshift, Amazon Storage Gateway, AWS Direct Connect, Amazon WorkSpaces, AWS CloudTrail und Amazon Kinesis insbesondere an Unternehmenskunden. Trotz aller Dementis von AWS Senior Vice President Andy Jassy ist zu erwarten, dass Amazon auch im Private-Cloud-Markt ein Wort mitreden wird, um gegen Anbieter wie Microsoft und VMware anzutreten. Allerdings hat Amazon hier noch Nachhohlbedarf. Mittels «AWS Direct Connect» und «Amazon VPC» lässt sich auf der Netzwerkebene zwar eine eigene Infrastruktur mit der Amazon Public Cloud verbinden. Auf Applikations- und Managementebene mangelt es jedoch an einer eigenen mächtigen Software für die on-Premise Seite. Mit dem «AWS Management Portal for vCenter», einem Plugin für das VMware vCenter, mit dem sich virtuelle Maschinen in die Amazon Cloud übertragen lassen, hat AWS mittlerweile einen ersten Schritt gemacht. Um die Verbreitung bei den Unternehmenskunden zu erhöhen, ist dies die richtige Strategie. Schliesslich ist VMware weiterhin in vielen IT-Infrastrukturen verbreitet und bietet AWS hier Potenzial, anzugreifen. Allerdings handelt es sich bei dem Tool derzeit noch um eine rudimentäre Lösung, mit der sich virtuelle Maschinen lediglich in die Amazon-Cloud importieren lassen. Die Verwaltung und der automatisierte Transfer von Workloads sind damit nicht möglich. Je nach Land und Use Case variieren die Anforderungen, die Amazon für Unternehmen erfüllen muss. Europäische Kunden sind hier meist vorsichtiger mit der Datenhaltung und speichern die Daten lieber im eigenen Land. Crisp Research hat schon mehr als einen Kunden beraten, der technisch von der Amazon-Cloud überzeugt war, das Speichern der Daten in Irland aber nicht in Frage kam. In einigen Fällen spielt indes auch die fehlende Einfachheit der Nutzung eine Rolle. Das bedeutet, dass ein Unternehmen seine bestehende Anwendung oder Webseite nicht für die Amazon Infrastruktur (neu) entwickeln möchte. Gründe hierfür sind fehlende Zeit und das Wissen, um so etwas umzusetzen. Zudem würde sich damit oft die Time to Market verlängern. Beides lässt sich darauf zurückführen, dass es doch relativ komplex ist, auf den Amazon Web Services Skalierbarkeit und Verfügbarkeit zu erreichen. Es sind nun einmal nicht nur ein paar API-Aufrufe. Vielmehr muss die vollständige Architektur auf die AWS Cloud ausgerichtet werden. In Amazons Fall liegt es insbesondere an der horizontalen Skalierung (scale-out), die dies erforderlich macht. Die Unternehmen würden dagegen eher eine vertikale Skalierung (scale-up) bevorzugen. So könnten sie ihr bestehendes System 1:1 migrieren und müssten nicht von vorne beginnen, um Cloud Erfolge zu erzielen. Nächste Seite: Microsoft Windows Azure Microsoft Windows Azure: Vielfältiger Cloud-Stack für Iaas und PaaS Microsoft Windows Azure wurde ursprünglich als Platform-as-a-Service gestartet. Ziel war es, der Microsoft Entwicklergemeinde eine auf Microsoft Technologien basierte Entwicklerplattform in der Cloud zu bieten. Im April 2013 erweiterte Microsoft die Azure Plattform offiziell um ein eigenes Infrastructure-as-a-Service-Angebot, um den Bedürfnissen von Unternehmenskunden zu entsprechen. Microsoft verlagert stetig mehr eigene Services und Angebote auf die Windows-Azure-Plattform und ist demnach sein eigener grösster Kunde. Dennoch kann der Windows-Konzern mit Toyota, BMW, 3M oder Trek ein paar grosse Namen zu seinen Azure Kunden zählen. Ein Teil der Windows Azure Platform ist das Angebot von Rechenleistung (virtuelle Maschinen). Zwar richten sich die Preisangaben an Stunden aus, abgerechnet wird jedoch pro Minute. Wer sich für einen festen sechs- oder zwölfmonatigen Vertrag entscheidet, erhält Rabatt auf den Stundenpreis pro genutzter virtueller Maschine. Mit Windows Azure Storage lassen sich Daten permanent innerhalb der Azure-Cloud speichern und weiterverarbeiten. Wie auch Amazon AWS und Google bietet Windows Azure neben reiner Infrastrukturleistung noch weitere Services an, die genutzt werden können, um die virtuellen Maschinen gewinnbringend einzusetzen. Dazu gehören Big Data Dienste (HDInsight), Enterprise Application Integration (BizTalk Services) oder eine Cloud-basierte Active Directory (AD), die sich auch mit einer eigenen on-Premise AD verbinden lässt. Darüber hinaus lassen sich die virtuellen Maschinen, für die sowohl Windows- als auch Linux-Betriebssysteme zur Verfügung stehen, mit fertigen Images starten. Windows Azure wird über acht Regionen weltweit betrieben. Dazu gehören Nordamerika, Europa und Asien. Neue Rechenzentren wurden für Australien und Japan angekündigt. Service-Portfolio: Windows Azure Cloud Services, virtuelle Server Windows Azure Cloud Services stellen PaaS-Funktionen über die Plattform bereit, indem Entwickler ihren Programmcode auf der skalierbaren Infrastruktur ausrollen und betreiben können. Neben .NET lassen sich auf Windows Azure auch Java, PHP, Ruby und Node.js-Applikationen ausführen. Im Juni 2012 hat Microsoft Windows Azure auch mit Infrastruktur-Services in Form von virtuellen Servern erweitert. Damit wurde die Lücke zu den Amazon Web Services etwas verkleinert. Auf den Windows Azure Infrastruktur Services können neben Linux Distributionen auch WebLogic Server betrieben werden. Windows Azure Storage Windows Azure Storage gehört zu den ersten Services, die als Teil der PaaS erschienen sind. Die Storage Services bestehen aus insgesamt drei Komponenten: Blobs, Tables und Queues. Blobs stellen ein permanenten und hochverfügbaren Speicherplatz zu Verfügung, der sowohl von den Windows Azure Cloud Services als auch von den Infrastruktur-Services genutzt wird, um die virtuellen Festplatten zum Speichern der Betriebssysteme und Daten zu verwalten. Nach Angaben von Microsoft sind auf dem Azure Blob Storage mehr als 8,5 Billionen Objekte gespeichert. Mit der Akquisition von StorSimple bietet Microsoft eine virtuelle Appliance, auf der Unternehmen ihre Daten nahtlos mit Windows Azure Storage archivieren können. Der Windows Azure CDN Service ist eng mit dem Speicherplatz integriert, um die Datr mehrere Edge Locations weltweit performant auszuliefern. Windows Azure Virtual Network Das Windows Azure Virtual Network ermöglicht den Aufbau eines logisch isolierten Bereichs innerhalb von Windows Azure. Damit lassen sich on-Premise Rechenzentren über eine IPsec-Verbindung mit Windows Azure verbinden. Kunden können mithilfe eines virtuellen Netzwerks Unternehmensrechenzentren mit Windows Azure erweitern. Ist eine Verbindung aufgebaut, lassen sich sämtliche virtuelle Maschinen und Services einem DNS-Server on-Premise oder innerhalb des virtuellen Netzwerk zuweisen. Kunden erhalten damit die Möglichkeit, ihre eigenen Domain Controller mit Windows Azure zu nutzen. Unternehmen, die ihre Applikationen sowohl auf der PaaS als auch auf IaaS betreiben, nutzen das virtuelle Netzwerk als Brücke zwischen beiden Angeboten. Windows Azure SQL Database Die Windows Azure SQL Database ist ein vollständig verwalteter relationaler Datenbank-Service, der auf der SQL-Server-Technologie basiert. Ein SQL Database Server besteht aus einer logischen Gruppe von Datenbanken. Innerhalb jedes logischen SQL-Datenbank-Servers können Kunden mehrere Datenbanken erstellen und Tabellen, Views, Stored Procedures, Indizes und weitere bekannte Objekte nutzen. Die Windows Azure SQL Database steht in drei Ausführungen zur Verfügung:Web, Business und Premium. Die Web und Business Versionen laufen auf einer Shared-Infrastruktur, wobei die Daten innerhalb eines Rechenzentrums repliziert werden. Die Premium Version ist eine dedizierte Variante mit einer festgelegten Anzahl von Ressourcen, die nicht mit anderen Datenbanken geteilt werden. Nächste Seite: Azure-Fazit Fazit: Microsoft Windows Azure Dass Microsoft als eines der weltweit führenden IT-Unternehmen einmal mit einem "Online-Shop" um Marktanteile kämpfen muss, hätte sich in Redmond lange Zeit kaum jemand vorstellen können. Ebendies ist heute die Realität. Amazon ist mit seinen Amazon Web Services (AWS) mit Abstand der Innovationsmotor im Cloud-Computing-Markt. Im Bereich Infrastructure-as-a-Service (IaaS) ist AWS der unangefochtene Marktführer. Und hier greift nun auch Microsoft an. Nachdem Windows Azure zu Beginn als reine PaaS am Markt positioniert wurde, sind sukzessive IaaS-Komponenten hinzugefügt worden. Das Release der Windows Azure Infrastruktur Services war für viele ein zu später Schritt, da bereits grosse Marktanteile in diesem Bereich an AWS abgeflossen sind. Allerdings gibt es durchaus einige Gründe, die für Microsoft sprechen.Microsoft ist einer der wenigen Cloud-Computing-Anbieter, der aufgrund seiner Historie und Erfahrungen auf Unternehmenskunden eingehen kann und deren Bedürfnisse und Sorgen kennt. Mit weiteren neuen Services wie Azure AD Premium, den Active Directory Federation Services, Express Route oder eines bald vollständig Cloud-fähigen Identity Management richtet der Konzern sein Azure-Service-Portfolio konsequent auf Unternehmenskunden aus.Allerdings sollte dabei eines beachtet werden: Etwas Neuartiges oder gar echte Innovationen lassen sich in aktuellen Azure-Releases nicht finden. Stattdessen wird lediglich versucht, den Technologievorsprung von Amazon AWS durch die Erweiterung von Infrastruktur-Ressourcen aufzuholen. Die Innovationskraft Amazons ist in diesem Kontext nicht zu unterschätzen. In regelmässigen Abständen baut der Anbieter seine Cloud Plattform mit zusätzlichen disruptiven Services und Funktionen aus.Dennoch ist Microsoft im lukrativen Segment der Unternehmenskunden in einer sehr guten Ausgangsposition. Der Konzern hat sein Portfolio mit einigen Infrastruktur-Services um wichtige Komponenten erweitert. Darüber hinaus verfügt Microsoft bereits über eine sehr grosse on-Premise-Kundenbasis, die in die Cloud überführt werden muss. Dazu gehören renommierte und finanziell gut aufgestellte Unternehmen. Genau in diesem Bereich muss Amazon erst noch Vertrauen aufbauen. Zudem sollte man den stetig wachsenden Private-Cloud-Markt nicht vernachlässigen. Hier sieht das Kräfteverhältnis gleich ganz anders aus. Dass Microsoft im IaaS-Bereich noch nicht auf Augenhöhe mit Amazon ist, bedeutet nicht, dass der Anbieter nicht erfolgreich sein wird. Denn am Ende ist es nicht entscheidend, als Erster am Markt zu sein und das beste Produkt zu haben. Wichtiger ist es, seine bestehenden und potenziellen Kunden davon zu überzeugen, dass sie einen echten Mehrwert erhalten. Es wäre nicht das erste Mal, dass Microsoft dies schafft. Cloud OS Partnernetzwerk: Vorteil Microsoft Einen strategischen Vorteil baut sich Microsoft derzeit über sein Cloud OS Partnernetzwerk auf. Es besteht aus weltweit mehr als 25 Cloud-Serviceprovidern, die sich nach Microsoft-Angaben auf hybride Cloud-Szenarien speziell mit der Microsoft-Cloud-Plattform konzentrieren. Hierzu setzen sie auf eine Kombination des Windows Server mit Hyper-V, System Center und dem Windows Azure Pack. Microsoft möchte damit seine Vision unterstreichen, sein Cloud OS als Basis für Kunden-Rechenzentren, Service-Provider Clouds und der Microsoft Public Cloud zu etablieren. Hierzu bedient das Cloud OS Partner Netzwerk mehr als 90 verschiedene Märkte mit einer Kundenbasis von insgesamt drei Millionen Unternehmen weltweit. Insgesamt 2,4 Millionen Server und mehr als 425 Rechenzentren bilden die technologische Basis.Für Microsoft ist das Cloud OS Partnernetzwerk ein kluger Schachzug, um weltweit mehr Marktanteile zu gewinnen. Hinzu kommt, dass es gut in Microsofts bewährte Strategie passt, Kunden überwiegend nicht direkt, sondern über ein Netzwerk von Partnern zu versorgen. Auch den Kunden kommt das Partnernetzwerk prinzipiell entgegen. Unternehmen, die bisher aus Gründen der Datenlokalität oder lokaler Richtlinien zum Datenschutz die Microsoft Public Cloud (Windows Azure) gemieden haben, können sich nun einen Anbieter in ihrem eigenen Land suchen, ohne auf die gewünschte Technologie zu verzichten. Für Microsoft eröffnet sich damit ein weiterer Vorteil: Der Konzern ist nicht gezwungen, in jedem Land ein Rechenzentrum zu bauen und kann sich auf bestehende oder strategisch wichtige Standorte konzentrieren. Nächste Seite: Tabellarischer IaaS-Portfolio-Vergleich IaaS-Portfolio-Vergleich: Amazon Web Services vs. Microsoft Windows Azure ! TABELLE !! TABELLE !! TABELLE !! TABELLE !Quelle: Crisp Research, Stand: Oktober 2014 Nächste Seite: Strategische Perspektive Strategische Perspektive: Amazon Web Services oder Microsoft Windows Azure? Aus einem strategischen Blickwinkel betrachtet offenbaren Microsoft und Amazon unterschiedliche Stärken. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil für Microsoft besteht darin, dass der ehemalige Executive Vice President Cloud and Enterprise, Satya Nadella, zum CEO bestellt wurde. Er wird dem Unternehmen (s)eine klare Vision von der Cloud vorleben. Hinzu kommen Microsofts hybride Lizenz- und Deployment-Modelle (zum Beispiel Private Cloud und Hosted Azure) sowie ein starkes Alignment und die Integration auf Technologie- und Produktebene (Cloud OS). Darüber hinaus gehört die über die letzten Jahrzehnte etablierte Partnerbasis für Beratungs- und Integrationsdienstleistungen zu Microsofts Kronjuwelen. Amazon hingegen profitiert von seiner Position als Innovator und «Market Thought Leader» im Bereich Public IaaS. Zugleich verfügt das Unternehmen über eine ausgesprochen gute Rechenzentrums-Infrastruktur. Das spiegelt sich in einer kosteneffizienten Produktion und effizienten Data Center Operations wider. Neben einem breiten und modularen Infrastruktur- und Service-Portfolio kann Amazon zudem eine klare Strategie ohne Altlasten umsetzen. Unterm Strich lässt sich sagen, dass Microsoft aufgrund seiner PaaS-Historie technologisch in diesem Bereich einen deutlichen Vorsprung hat. Amazon AWS hingegen ist derzeit noch der unumstrittene Innovations- und Marktführer im IaaS-Umfeld. Aufgrund der steigenden Bedeutung von Hybrid- und Hosted-Private-Cloud-Modellen geht Crisp Research allerdings davon aus, dass sich das Kräfteverhältnis in den kommenden Jahren verändern wird. AWS ist daher gut beraten, sein Portfolio um weitere Deployment-Modelle zu erweitern und sich nicht mehr ausschliesslich auf die Public Cloud und den IaaS-Bereich zu konzentrieren. René Büst ist Senior Analyst und Cloud Practice Lead bei Crisp Research mit dem Fokus auf Cloud Computing und IT-Infrastrukturen. Er ist Mitglied des weltweiten Gigaom Research Analyst Network und gehört weltweit zu den Top 50 Bloggern in diesem Bereich. Seit Ende der 90er Jahre konzentriert er sich auf den strategischen Einsatz der Informationstechnologie in Unternehmen. Dieser Artikel erschien zunchst in unserer deutschen Schwesterpublikation Computerwoche.de.