Der Bankangestellte wird immer ersetzbarer
28.06.2016, 16:16 Uhr
Video-Identifikation auf dem Vormarsch
Bis ein Konto eröffnet ist, dauerte es bisher seine Zeit. Nicht mehr. Post, Swisscom und UBS lancieren verschiedene Lösungen zur Identifikation mittels Video. Der Gang zum Bankschalter entfällt. Die Finanzinstitute zeigen grosses Interesse.
Im März verabschiedete die Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht FINMA eine Richtlinie, die elektrische Identifikationen zulässt. Und hat damit einen Nerv getroffen: Die Schweizerische Post lancierte heute die Videolösung ID-Check. Damit sollen natürliche Personen per Video identifiziert werden können. Der Gang zum Finanzinstitut oder auf die Gemeinde kann entfallen. Die Eigenentwicklung soll sich einfach in bestehende Prozesse und Applikationen eingliedern lassen, schreibt die Post in einer Mitteilung. Zielgruppen sind Firmen, Behörden und Institutionen, die für ihre administrativen Prozesse einmalig die Identität von natürlichen Personen überprüfen müssen.
Glarner KB und Valiant bei Swisscom
Für den Anwender soll der Prozess einfach gestrickt sein. Ausser einem Computer mit Webcam und Mikrofon oder ein Smartphone brauche er nichts. Einfach die Videoverbindung aufbauen, einen gültigen Ausweis mit der Vor- und Rückseite in die Kamera halten, ein Foto des Gesichts erstellen lassen und schon ist die eigene Identität verifiziert. Der Service steht werktags bis 22:00 Uhr und samstags bis 13:00 Uhr zur Verfügung. Bisher sind keine Kunden spruchreif. Die Post sagt, dass beispielsweise die Postfinance derzeit über einen Einsatz von ID-Check nachdenke. Die Post ist nicht das erste Unternehmen, das den Videocheck einführt beziehungsweise anbietet. Gestern gab die Glarner Kantonalbank bekannt, Kunden bestimmter Produkte auch mittels Video zu identifizieren. Das neue Angebot gilt vorerst für die Onlineprodukte «Hypomat», «Investomat» und «Kontomat». Die Glarner Kantonalbank arbeitet für die Lösung mit Swisscom zusammen. Nach Eingabe der persönlichen Daten wird den Angaben nach eine Videoverbindung zum Swisscom-Call-Center hergestellt, und ein Mitarbeitender des Call-Centers erstellt über die Kamera ein Bild der Person. Auf dieselbe Lösung der Swisscom setzt seit April auch die Valiant Bank. «Der Kunde, der ein Konto eröffnen will, kann dies ohne Papierkram tun», wirbt die Bank. Einzig die Kontokarten würden ihm noch zusammen mit den Eröffnungsdokumenten per Post zugestellt. Der restliche Prozess der Kontoeröffnung läuft über Video.
UBS als Vorreiterin
Noch früher als die ehemaligen Staatsbetriebe war allerdings die UBS mit einer Lösung auf dem Markt. Bereits im März demonstrierte Andreas Kubli, Head Multichannel Management & Digitization bei UBS Schweiz an einer Veranstaltung die Kontoeröffnung via Smartphone. Die Grossbank hat dafür eine App entwickelt, in der der Neukunde seine persönlichen Daten erfasst und die gewünschten Produkte auswählt. Anschliessend folgt die Video-Identifikation des Benutzers, für die einerseits ein Porträtfoto geknipst und andererseits die ID oder der Reisepass gescannt wird. Die App hat UBS in Zusammenarbeit mit Namics entwickelt. Gregor Erismann, Head of Marketing & Communication bei Namics, sagte auf Nachfrage, dass solche Lösungen am Markt derzeit auf grosse Nachfragen stossen würden. Weitere Kunden nebst der UBS wollte er nicht nennen. In nicht allzu ferner Zukunft dürfte sich das ändern. Der Mehrwert für Kunden und Bank ist schlichtweg zu gross.