29.04.2015, 15:53 Uhr
WLAN aufrüsten oder warten?
Erst seit knapp zwei Jahren gibt es den WLAN-AC-Standard. Doch mit «Wave 2» steht schon der nächste Standard vor der Tür.
Erst vor zwei Jahren schwappte mit dem Standard 802.11ac eine erste Welle schnellerer WLAN-Router auf den Markt. Diese schaffen theoretische Datenraten von bis zu 1,3 Gbit/s im 5-GHz-Band, was theoretisch fast dem Dreifachen der altbewährten WLAN-Geschwindigkeit nach 802.11n entspricht. Kommt dazu, dass gute Schnellfunker dieser Kategorie preislich so langsam erschwinglich werden. Die demnächst folgenden «Wave 2»-Router dagegen werden schon ein Netzwerk mit bis zu 3,5 Gigabit pro Sekunde aufspannen. Da drängt sich die Frage auf, was das nun für KMUs und vor allem für den Endverbraucher bedeutet.
Was bringt WLAN 802.11ac?
Während WLAN 802.11n unter Verwendung von zwei oder drei Funkantennen bis zu 300 oder 450 Mbit/s erreichen, kommt WLAN 802.11ac (Wave 1) theoretisch auf gewaltige 1,3 Gbit/s pro Sekunde. Der Hauptunterschied: Das Gigabit-WLAN nutzt höhere Frequenzen und macht sich breitere Funkkanäle zunutze. Dieser Vorteil kommt vor allem dann zum Tragen, wenn mehrere Geräte gleichzeitig verbunden sind.
Bei letzterer Generation nach 802.11n hat man den Datendurchsatz verdoppelt, indem man zwei Kanäle von 20 MHz Breite zu einem 40-Mhz-Channel kombinierte. Die erste Generation der Produkte nach 802.11ac verdoppelt die Breite der Kanäle nochmals auf 80 MHz. (Bei der kommenden «Wave 2»-Geräteklasse ist mit bis zu 160 MHz zu rechnen.) Ausserdem: Während 802.11n noch in ausgewählten Kanälen vollen Frequenzbereichs 2,4 GHz und dem weniger überfüllten 5 GHz agierte, nutzt WLAN AC den Frequenzbereich von 5 GHz. Einzelne AC-fähige Endgeräte empfangen jedoch nur ca. 40 bis 500 Mbit/s. Das ist aber immer noch beachtlich: Denn Empfangsgeräte nach 802.11n senden und empfangen weniger als die Hälfte der Daten. Erfreulich: Mittlerweile werden gut ausgestattete WLAN-AC-Router erschwinglich. Kosteten erste All-in-One-Router vor zwei Jahren noch um die 200 Franken, gibts mittlerweile schon preislich wesentlich attraktivere Geräte ab 120 Franken. Nächste Seite: umrüsten oder warten?
Umrüsten hängt von Endgeräten ab
Seit den Intel-Haswell-Chipsätzen ist der AC-Standard bereits in vielen Notebooks und PCs als Funkmodul integriert. WLAN AC ist zwar abwärtskompatibel. Damit aber ältere Notebooks und PC auf derselben Wellenlänge funken, muss mit entsprechenden USB-Empfangsadaptern nachgeholfen werden. Für PCs sind auch Erweiterungskarten auf PCI-Express-Basis erhältlich. Bei Smartphones zeichnet sich erst unter den neueren High-End-Modellen so allmählich ein Durchbruch dieser Modulbestückung ab. Für viele Mittelklasse-Tablets und Einstiegs-Handys ist die Norm jedoch noch lange nicht selbstverständlich. In dieser Geräteklasse lässt sich die AC-Fähigkeit nicht händisch nachrüsten. Der nächste Standard wartet schon Und was heisst das nun konkret für den Endverbraucher? Schlussendlich hängt der Kauf eines neuen Routers von der Anzahl AC-fähiger Geräte im Haushalt ab. USB-Empfangsadapter zum Nachrüsten kosten nach wie vor gegen 60 bis 100 Franken.
Wer also nur ein Notebook oder einen PC auf den neusten WLAN-Standard bringen will, sollte sich die Investition sehr gut überlegen. Ganz allgemein macht ein Umrüsten erst dann Sinn, wenn wirklich so gut wie alle Heimnetzgeräte mit WLAN AC kommunizieren, dazu gehören auch Smartphone und der Smart-TV. Wer mit PC und Notebook besonders schnell surfen will, bleibt ohnehin lieber bei der altbewährten Gigabit-Verkabelung. Bleibt noch die entscheidende Frage offen, was der doppelt so schnelle «Wave 2»-Nachfolgestandard bringt. Denn erste Router und Access Points des künftigen WLAN-Standards sind schon so gut wie unterwegs. Nächste Seite: Wave 2 schon im Sommer und Fazit
«Wave 2» schon im Sommer
Mit der Übertragungsnorm 802.11ac Wave 2 steht die nächste Routergeneration vieler grosser Hersteller schon vor der Tür. Eines der ersten Modelle wird die AVM Fritzbox 4080 sein, die mit bis zu 2,5 Gbit/s Netz funkt (laut der Spezfikation ist noch Spielraum für bis zu 3,5 GHz). Speziell bei der Wave-2-Fritzbox: Der Router von AVM sendet und empfängt die Daten der einzelnen Geräte nicht mehr hintereinander, sondern gleichzeitig (Multi-User-Mimo). Das hat gegenüber den Vorgängerstandards auch den Vorteil, dass ältere Geräte wie Smartphones nicht mehr ausgebremst werden. Cisco und weitere Hersteller sind schon drauf und dran, erste Access Points für Unternehmen zu lancieren.
Es gilt als sehr wahrscheinlich, dass es erste WLAN-Produkte der nächsten Generation noch in diesem Sommer zu unseren Händlern schaffen. Erste native Geräte werden unserer Einschätzung nach zur Einführungsphase mindestens 300 Franken (und mehr) kosten. Etwa gleich teuer waren erste Wave-1-Geräte vor zwei Jahren.
Fazit
Für den Endverbraucher hängt die Umstiegsüberlegung von den kompatiblen Endgeräten ab und davon, ob man zuhause vorwiegend mit WLAN oder drahtgebunden unterwegs ist. Die zum Einführungszeitpunkt noch verteuerten Wave-2-Geräte öffnen dagegen Unternehmen genau jetzt das Zeitfenster, um sich Gedanken über die Infrastruktur zu machen. Denn ob Gigabit-Netzwerk-Switches im Unternehmensnetzwerk diesem Durchsatz noch standhalten, ist eine andere Frage. Fakt ist: Bis zum schnellen «Gigabit-WLAN» wird noch einige Zeit vergehen.