10.12.2015, 16:17 Uhr
Swisscom will Geschwindigkeit auf Kupfernetz verfünffachen
Im Geschwindigkeitsrennen zwischen der Swisscom und den Kabelnetzbetreibern tritt der «Blaue Riese» nochmals aufs Gas: Auf dem Kupfernetz soll das Tempo in den Gemeinden auf dem Land bis zum Fünffachen beschleunigt werden.
Im Geschwindigkeitsrennen zwischen der Swisscom und den Kabelnetzbetreibern tritt der «Blaue Riese» nochmals aufs Gas: Auf dem Kupfernetz soll das Tempo in den Gemeinden auf dem Land bis zum Fünffachen beschleunigt werden. Weil die Swisscom nicht die ganze Schweiz mit den teuren Glasfasern bis in die Wohnungen oder Geschäfte erschliessen will, beabsichtigt der Konzern, ausserhalb der Ballungsgebiete die Leitungslänge zwischen Kunde und Verteilknotenpunkt zu kürzen, um auf dem etwas langsameren Kupfernetz schneller zu werden. Dazu lege die Swisscom die Glasfaserleitungen und die entsprechende elektronische Ausrüstung bis in die Verteilschächte der einzelnen Strassen, statt nur in die Quartierkästen, wie Netzbau-Chef Markus Reber am Donnerstag vor den Medien in Ittigen BE erklärte. Dadurch nimmt die Länge des Kupferkabels von maximal 750 Meter auf rund 220 Meter ab. Bei grösseren Wohnblöcken legt die Swisscom die Glasfaserleitungen gleich bis in den Keller. Bisher seien bereits eine viertel Million Haushalte und Geschäfte auf diese Weise erschlossen worden, sagte Reber. Bis Ende nächsten Jahres sollen es rund eine halbe Million sein.
Neue Technik verleiht Flügel
Zudem soll der neue technische Standard "G.fast" (sprich: Dschi-dot-fast) eingeführt werden. Damit steigt die heutige Höchstgeschwindigkeit auf dem Kupfernetz von derzeit 100 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) auf bis zu 500 Mbit/s. Der Pilotversuch mit G.fast finde mit rund 100 Kunden im ersten Halbjahr 2016 statt, sagte Reber. Breit eingeführt solle die neue Technologie gegen Ende nächsten Jahres werden. Die Swisscom sei der erste Telekomkonzern der Welt, der G.fast einführe, sagte Schweiz-Chef Felix Kamer vom chinesischen Technologiekonzern Huawei, der das Swisscom-Netz aufrüstet. Das Ziel sei, bis Ende 2020 etwa 85 Prozent aller Schweizer Wohnungen und Geschfte mit Ultrabreitband-Technologien zu erschliessen, sagte Reber. Darunter versteht die Swisscom Bandbreiten von 100 Mbit/s und mehr. Bis Ende 2023 sollen alle Gemeinden an Ultrabreitband angeschlossen sein.
Glasfasern sind noch schneller
Zusätzlich zu den Haushalten, die am Kupfernetz hängen, hat der grösste Telekomkonzern der Schweiz bereits über eine Million Haushalte und Geschäfte direkt mit den ultraschnellen Glasfasern erschlossen. Hiermit können die Nutzer mit einer Spitzengeschwindigkeit von 1 Gigabit pro Sekunde (= 1000 Mbit/s) durchs Internet sausen. Grund für die Aufrüstung ist einerseits die technische Entwicklung. Die Datenmenge im Festnetz verdopple sich alle 16 Monate, sagte Reber. Im Mobilfunknetz seien es gar alle 12 Monate. Treiber dieser Entwicklung seien einerseits die Dienste in der Datenwolke, andererseits das ultrahochaufgelöste TV, das die Swisscom (und auch Sunrise) im nächsten Jahr einführen wollen. Bei UHD sind schnellere Leitungen nötig als beim heutigen HDTV. Gleichzeitig nehme die Arbeit von zu Hause statt im Büro zu, was den Datenverkehr ankurble. Zudem steht der «Blaue Riese» unter Druck der Konkurrenz. Derzeit rstet Quickline als erster Schweizer Kabelnetzbetreiber sein Netz auf die neue Technologie Docsis 3.1 auf, die ausschliesslich von Kabelnetzbetreibern verwendet wird. Damit könnte in nächsten drei bis vier Jahren gemäss früheren Angaben die Surfgeschwindigkeit der Endkunden von gegenwärtig 200 Mbit/s auf 1 bis 2,5 Gbit/s steigen. Auch UPC Cablecom ihrerseits testet Docsis 3.1 derzeit. Mit der neuen Technologie versprach der grösste Kabelnetzbetreiber der Schweiz Geschwindigkeiten von 10 Gbit/s und mehr.