09.02.2011, 11:30 Uhr
Nokia-CEO Stephen Elop spricht von «brennender Ölplattform»
In einem internen Memo nimmt Nokia-CEO kein Blatt vor den Mund. Er vergleicht den finnischen Handy-Hersteller mit einer brennenden Ölplattform
Ein internes Memo von Ex-Microsoft-Mann und Nokia-CEO Stephen Elop ist an die Öffentlichkeit gelangt. Darin rüttelt der Kanadier mit deutlichen Worten seine Belegschaft auf. Der Tenor des Memos ist radikal: Nokia – der einstige Branchenprimus im Handy-Markt – hat es verpasst, im rasant wachsenden Smartphone-Markt auf die Bedürfnisse der Kunden einzugehen. So vergleicht er den Zustand des Konzern mit einer «brennenden Ölplattform» von der man sich nur mit einem Sprung aus 30 Meter ins eisige Wasser der Nordsee retten kann. Auch sonst gibt sein von TechCrunch veröffentlichtes Memo kein schmeichelhaftes Bild über Nokia ab. Hart geht er mit der Entwicklungsabteilung ins Gericht: «Das erste iPhone wurde 2007 ausgeliefert und wir haben immer noch kein Produkt im Angebot, das diesem Gerät das Wasser reichen könnte.» In der Tat: Wer das neueste Paradepferd von Nokia, das N8, in den Händen gehalten hat, wähnt sich von der Bedienung her in einem kruden Mix zwischen Touchscreen-Funktionalität und umständlicher Menü-Navigation. Dass Symbian ein Klotz am Bein von Nokia ist, hat Elop auch eingesehen. Er beschreibt das Betriebssystem als nicht-kompetitiv, schwerfällig, kompliziert und weder benutzer- noch entwicklerfreundlich. Auch sonst gibt das Memo interessante Einblicke in das Geschäft mit den mobilen Geräten. So zitiert Elop einen Mitarbeiter, der gesagt hat, dass in China «in der Zeit ein neues Gerät entwickelt wird, in der wir eine Powerpoint-Präsentation aufpolieren.» Auch die Finanzindustrie verliert langsam das Vertrauen in die Wettbewerbsstärke von Nokia. So prüfen die grossen Rating-Agenturen Standard and Poor's sowie Moody's eine Herabstufung der Kreditwürdigkeit von Nokia oder haben diese schon publiziert. Mit Spannung wird am Freitag die Jahrespressekonferenz von Nokia erwartet, wo Stephen Elop neben dem Konzernergebnis auch die Zukunftsstrategie für Nokia skizzieren will. Gerüchten zufolge steht eine strategische Partnerschaft mit Microsoft im Raum, das mit seinem Windows Phone 7-Betriebssystem ein solides Fundament für zukünftige Entwicklungen gelegt hat.