07.04.2014, 06:56 Uhr
Blick in die Smartphone-Geschichte
Das Smartphone ist bereits über 20 Jahre alt. Wir zeichnen die wichtigsten Stationen auf dem Weg zum vielgenutzten Client auf.
Kaum zu glauben, die ach so trendigen Smartphones haben schon über 20 Jahre auf dem Buckel. Und das erste gescheite Mobiltelefon stammte weder von Samsung, Apple oder HTC, sondern vom IT-Urgestein IBM. Es war der blaue Riese, der an der Computermesse Comdex anno 1993 das IBM Simon präsentierte, das damals noch unter dem Entwicklungsnamen «Angler» segelte. So richtig in die Westentasche passte das erste Smartphone nicht, war es doch so gross wie ein heutiges Tablet und wog ein halbes Kilo. Und so richtig smart nach heutigen Begriffen war Simon ebenfalls nicht: Sein Prozessor war mit 16 MHz getaktet, der Hauptspeicher betrug ein Megabyte und war genau gleich gross wie der lokale Speicher. Als Betriebssystem kam zudem eine Abwandlung des vom PC bekannten DOS von Microsoft zur Anwendung. Viele Apps konnte Simon gleichfalls nicht sein eigen nennen. Das «Ökosystem» des IBM-Handys bestand genau aus einem Programm, eine Textanwendung, die Geschriebenes vom PC auf den Simon spitzte. Umfangreich war dagegen der Preis dieser ersten App: Auf der PC-Seite kostete das Programm 3000 Dollar und für jeden Simon waren weitere 300 Dollar fällig. Immerhin verfügte das Betriebssystem von Simon über verschiedene Funktionen wie einen Kalender, ein Adressbuch und einen Notizblock. Und Simon konnte etwas, das heutige Smartphones nicht können, er konnte faxen. Nächste Seite: Nokia 9000 Communicator IBMs Simon war kein kommerzieller Erfolg beschert. Das erste halbwegs ordentliche Smartphone, das auch eine gewisse Anwenderschar ansprach, hat wohl Nokia auf den Markt gebracht. 1996 zeigten die Finnen den Nokia 9000 Communicator. Von aussen sah der Communicator wie ein auch für die damalige Zeit klobiges Handy aus. Doch richtig «smart» wurde das Gerät, wenn es aufgeklappt wurde. Dann erschien ein zusätzlicher Bildschirm und eine vollwertige Tastatur. Der Communicator konnte bereits E-Mails verschicken und mit einem Browser Webseiten ansurfen. Darüber hinaus besass der elektronische Backstein typische PDA-Funktionen (persönlicher digitaler Assistent) wie Kalender und Adressbuch. Als Betriebssystem kam eine DOS-Variante zum Einsatz. Deshalb arbeitete der 500 Gramm schwere Communicator auch gut mit dem PC zusammenarbeiten. Nächste Seite: Blackberry 1999 kam dann der erste Blackberry von Research in Motion (RIM) auf den Markt. Der Original-Modell war allerdings nicht viel mehr als ein Pager. Es besass eine Tastatur und einen kleinen Bildschirm und diente vor allem Business-Leuten dazu, effizient Textnachrichten zu verschicken. Diese Möglichkeit zu kommunizieren machte den Blackberry schnell zu einem weltweiten Firmenstandard. Erst drei Jahre später, als Pager langsam aber sicher aus der Mode gerieten, präsentierte RIM sein Blackberry Smartphone, das die Textnachricht-Funktion in ein Handy einpflanzte. Bis 2011 blieb der BlackBerry nicht zuletzt wegen seiner sicheren Kommunikation das Nonplusultra für Unternehmen - bis das iPhone dem Gerät hinsichtlich Verkäufe den Rang ablief. Nächste Seite: Palm Treo 180 2002 war das Jahr der Mobilgeräte - angeführt von Palms Treo 180, einem Gerät, das Stimmkommunikation mit Apps und Internetverbindung kombinierte. So gesehen war das Treo 180 also das erste Smartphone im heutigen Sinne. Das Gerät war eine Weiterentwicklung des Palm-PDA und verwendete auch das entsprechende Palm-OS als Betriebssystem. Den Treo 180 gab es in zwei Versionen mit komplett unterschiedlichen Eingabemethoden. Während das eine Modell ein vollständige Tastatur aufwies, verwendete das 180g in bester Palm-Tradition sogenannte Graffiti zur Eingabe, will heissen: es nutzte eine Schrifterkennung, die allerdings vom Benutzer eine spezielle Schreibweise der Buchstaben erforderte.Nächste Seite: HPs iPaq Ebenfalls wie der Palm Treo nahm HPs iPaq den Weg vom PDA zum Smartphone unter die Füsse. Zunächst mit Schwarz-weiss-Bildschirm und einer Windows-ähnlichen Oberfläche, mutierte das iPaq zum ersten bunten Windows-Smartphone.Während das iPaq keine lange Karriere hinlegen konnte, hielt das mobile Windows-Betriebssystem unter verschiedensten Namen länger durch. Genau genommen bis 2010, bis Microsoft es für Windows Phone 7 über die Klinge springen liess. Nächste Seite: Apples iPhone Im Jahr 2007 wurde der Smartphone-Markt zünftig umgekrempelt. Apples charismatischer Chef Steve Jobs präsentierte das iPhone, nicht ohne gleich mächtig verbal auf die Pauke zu hauen: «Wir sind der Industrie fünf Jahre voraus». Tatsächlich wies das iPhone einige bedeutende Neuerungen auf, die heute praktisch alle Hersteller übernommen haben. Zu diesen gehört der berührungsempfindliche Bildschirm, der mit entsprechenden Wischgesten bedient wird sowie die virtuelle Tastatur, welche nur dann auf dem Monitor erscheint, wenn der Anwender etwas eingeben will. Dass Apple übrigens selbst ein Smartphone entwickelte, ist einer gescheiterten Kooperation mit Motorola zu verdanken. Bereits 2005 hatte Apple das Motorola-Smartphone ROKR E1 gezeigt, auf dem via iTunes bis zu 100 Musiktitel geladen werden konnten. Aber Jobs war unzufrieden mit dem iPod-Handy-Zwitter, und Apple begann sein eigenes Smartphone zu entwickeln, das im Gegensatz zum Vorgänger dann vor allem auch vom Design her von sich reden machte.Nächste Seite: Ankunft der Androiden Fast anderthalb Jahre nach der Präsentation des iPhone begann Google mit Android die erfolgreiche Aufholjagd. Im Oktober 2008 kam Android 1.0 auf erste Smartphones, konkret auf das als T-Mobile G1 vermarktete HTC Dream. Das auf Linux basierende Betriebssystem, das von der von Google dominierten Vereinigung Open Handset Alliance herausgegeben wird, konnte bald mehrere Hersteller um sich scharen.Schon beim ersten Android-Phone spielten Bewegungssensoren und die Verwendung von GPS eine wichtige Rolle. In späteren Versionen von Android lieferte sich die Allianz dann ein regelrechtes Wettrennen mit Apple, das sie schlussendlich, was die Absatzzahlen von Android-Smartphones anbetrifft, auch gewann.