ZAS 11.08.2014, 11:44 Uhr

IT-Debakel in der AHV kostete Millionen

Trotz massiver Vorwürfe haben die Vorsteher der Zentralen Ausgleichskasse (AHV) stets bestritten, dass grössere finanzielle Schäden entstanden seien. Eine Berechnung des Tages-Anzeigers lässt Zweifel aufkommen.
Das IT-Debabel der AHV kostet die Steuerzahler Millionen. Daran gibt es nach Hochrechnungen - trotz Dementi der Verantwortlichen - keine Zweifel mehr
In der AHV-Informatik lief in den letzten Jahren sehr vieles schief. Projekte wurden fast an Ausschreibungsrichtlinien vorbei vergeben, man bezahlte überteuerte, nutzlose externe Angestellte und in der Regel mehr, als mit Unternehmen vertraglich vereinbart war, benutzte veraltete IT-Architekturen, hatte keine Kompetenzenregelung und die Führung schleuste all diese Probleme an den Kontrollinstanzen vorbei. Und stellte sich dabei dennoch ungeschickt an. Es gibt wirklich nicht viel positives, das zwei Untersuchungsberichte zu Beginn des Sommers Tage über die IT in der Zentralen Ausgleichsstelle (ZAS) zu Tage förderten. Trotz dieser erheblichen Vorwrfe sagte Serge Gaillard, Direktor der Eidgenösssischen Finanzverwaltung, welche der ZAS vorsteht: « Fälle von Korruption oder Hinweise auf grösseren finanziellen Schaden wurden nicht festgestellt.». Nun aber hat der Tages-Anzeiger recherchiert, dass diese Aussagen, die von der Eidgenössischen Finanzkontrolle bereits in den Untersuchungsberichten angezweifelt wurden, zumindest merkwürdig sind. Er hat die Kosten dieses Berichts und desjenigen der Revisionsgesellschaft Ernst & Young angeschaut und kommt zum Schluss, dass die Aussagen von Gaillard zweifelhaft sind. Alleine 2013 hätte die ZAS 13 Millionen Franken für IT ausgegeben, aufgeteilt in externe Angestellte (7,7 Millonen) und IT-Mandate (5,5 Millionen).

45 Millionen Franken für IT-Projekte

Auch die überhöhten Zahlungen an IT-Firmen wurden angeschaut. Dokumentiert seien diese im unpublizierten Anhang der Berichte, den die EFV auf Nachfrage des «Tages-Anzeigers» aushändigte. Ernest&Young untersuchte 5 Schlüsselprojekte. «Beim Projekt Sitax (Budget 974'000 Franken) bezahlte die ZAS fast 800'000 Franken mehr, als in den Verträgen festgelegt worden war. Beim Projekt Alexsi (Budget 6 Millionen Franken) waren es rund 1,1 Millionen Franken zusätzlich. Die Mehrkosten für die drei restlichen von Ernst&Young untersuchten Projekte hinzuaddiert, liegt die Gesamtsumme 2,3 Millionen Franken über Vertragsniveau», fasst der «Tagi» zusammen. Würde man diese Kosten auf die insgesamt 78 IT-Projekte der ZAS hochrechnen, ergebe dies eine Gesamtsumme von 45 Millionen Franken. Damit konfrontiert, sagte EFV-Stabschef Andreas Hostettler, die Berechnungen seien falsch. Sie würden auf falschen Annahmen beruhen und seien auf unzulässige Art hochgerechnet. Und ZAS-Interimsdirektor Jean-Pierre Kuhn sagte der Zeitung: «Man kann aus einer Budgetüberschreitung nicht ohne weiteres auf das Vorliegen eines finanziellen Verlustes schliessen.»



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