06.01.2016, 13:39 Uhr
Toshiba fällt auseinander - und wir können/müssen zusehen
Toshiba, dieses stolze, traditionsreiche japanische Unternehmen, befindet sich derzeit in einer veritablen Krise. Warum? Weil die Führungsriege das Gefühl hatte, schummeln zu müssen
Weil es über die Weihnachtsfeiertage etwas unterging: Toshiba zeigt derzeit spektakulär, wie sich ein Unternehmen in kürzester Zeit in den Abgrund treiben kann: Letztes Jahr deckten japanische Regierungsbehörden auf, dass die Japaner über Jahre zu hohe Gewinne auswiesen. In der Folge musste das Unternehmen seine Gewinne für die Geschäftsjahre 2008 bis 2014 um rund 1,2 Milliarden Franken nach unten korrigieren. Acht Mitglieder der Firmenführung mussten ihren Hut nehmen, unter anderem Konzernchef Hisao Tanaka und dessen Vorgänger Norio Sasaki. Die Börsenaufsicht forderte von Toshiba, die wegen der Korrektur bereits in die roten Zahlen rutschte, eine Strafe in Höhe von knapp 60 Millionen Dollar. Der Börsenkurs sank letztes Jahr um beinahe 50 Prozent. ###BILD_54387_fullwidth### ##{"type":"__invalid__InterRed::Userlink","linktype":"e","linkoffset":0,"ziel_ba_name":"","bid":0,"cid":0,"extern":"http:\/\/www.computerworld.ch\/news\/it-branche\/artikel\/toshiba-soll-tausende-stellen-abbauen-und-keine-tvs-mehr-produzieren-schuld-traegt-ein-bilanzskanda\/","fragment":"","t3uid":0,"page":0,"text":"Im Dezember k\u00fcndigte Toshiba als Reaktion an","target":"_top","alias":"","_match":"","_custom_params":[]}#!, rund 7000 Mitarbeiter zu entlassen, kurz darauf wurde die Zahl auf 10 500 korrigiert. Ausserdem stellt man künftig keine TVs mehr her. Als erste Firma, die in Japan Farbfernseher entwickelte, ein herber Schlag. Und nicht der letzte: Kurz vor Weihnachten gab Toshiba eine Verlustwarnung für das im März endende Geschäftsjahr von 550 Milliarden Yen, rund 4,6 Milliarden Franken, bekannt. Das ist mehr als der akkumulierte Gewinn der letzten zwei Jahrzehnte. Schuld daran war gemäss NZZ nicht nur der Bilanzskandal, auch für das operative Geschäft wurde mit einem Verlust von 340 Milliarden Yen gerechnet. Nur das TV-Geschäft aufzugeben ist deshalb nicht genug. Im PC-Bereich will sich Toshiba fortan auf den B2B-Bereich fokussieren. Consumer-Notebooks werden künftig nur noch in den Japan und USA verkauft, wie das Unternehmen in einem Revitalisierungsplan bekanntgibt. Nebst der Straffung der Strukturen in den weiteren Geschäftsbereichen will Toshiba die interne Kultur reformieren, die internen Kontrollen verstärken und das Geschäftsportfolio einer gründlichen Analyse unterziehen. Um die Restrukturierungen durchzuführen, will Toshiba einen Kredit von 2,5 Milliarden Dollar aufnehmen. Bis Ende Januar will man die Geldgeber um die Kreditlinie bitten. Derzeit beschäftigt Toshiba rund 200 000 Angestellte und wies im letzten Jahr einen Umsatz von 56 Milliarden Dollar aus.