25.09.2013, 11:22 Uhr

Raiffeisen schmeisst IBM raus

Die Raiffeisen-Banken haben ein IT-Problem. Der Plan, die in die Jahre gekommene Eigenentwicklung «Dialba» mit IBM-Hilfe fit zu machen, ist endgültig gescheitert. Die beiden Parteien dürften sich bald vor Gericht treffen.
Bei Raiffeisen hat man genug davon, dass IBM die gemachten Versprechungen nicht einhalten kann
Dialba ist eine Eigenlösung von Raiffeisen für ihre 328 Bankfilialen, die vor Jahren in Delphi und Powerflex geschrieben wurde. Entsprechend veraltet ist das System und soll abgelöst werden, bislang tut sich Raiffeisen aber schwer damit. Zuerst wurde einiges Geld in Avaloq Front investiert, die Lösung wurde aber nicht eingesetzt. Zu teuer und komplex sei sie gewesen, sagt ein Insider. Die Banken-Informatiker wären zudem nicht begeistert davon gewesen, sich an ein neues System gewöhnen zu müssen.  Um das Problem zu umgehen wurde entschieden, Dialba auf Java zu portieren. Ein Millionenauftrag. Dafür holte man sich IBM als Migrationspartner hinzu, die der Raiffeisen «wahre Wundermaschinen» versprochen hätten. Im Projekt «Dialba2020» versuchte IBM, die eigenen Versprechungen wahr zu machen. Schnell merkte man bei Raiffeisen aber, dass sich Big Blue hier wohl übernommen hatte und obwohl es einen Aufschub gab und IBM «unglaublich viel Personal» einsetzte, stellten sich keine Fortschritte ein.

Es geht wohl vor Gericht

Vor kurzem wurde «Dialba2020» deswegen erneut unterbrochen, mittlerweile wurde entschieden, keinen zweiten Neuanfang zu wagen. IBM hat ihre Leute bereits vom Projekt zurückgezogen, Raiffeisen wird nun wohl klagen. Raiffeisen-Sprecher Franz Würth bestätigte den Projektabbruch, wollte juristische Folgen aber weder bestätigen noch dementieren. IBM enthielt sich eines Kommentars.  Und was macht Raiffeisen jetzt, um ihr System anzupassen? Für die Dauer von Dialba2020 war eigentlich ein Moratorium für Dialba vorgesehen, dieses wird nun sicher aufgehoben. Das vordergründige Ziel sei es, Dialba weiterzuentwickeln, sagt Würth. «Das System wird noch einige Jahre im Einsatz sein. Nun sind wir am überlegen, mit welcher technischen Plattform danach gearbeitet werden soll.» Entweder man findet einen Hersteller, der die Java-Portierung hinkriegt oder man setzt auf ein fremdes System. Da wäre wohl Avaloq in der Poleposition, weil deren Lösung bereits als Kernbankenapplikation eingesetzt wird. Allerdings sind bei Raiffeisen nicht alle glücklich mit Avaloq, der Entscheid wird sich wohl noch einige Monate hinauszögern.



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