Lehrplan21 ist da 07.11.2014, 11:53 Uhr

IT-Branche kann aufatmen

Das Schlimmste ist abgewendet: im Lehrplan21 gewinnt die Informatik an Wichtigkeit dazu. Ob das auf dem Papier stehende aber auch umgesetzt wird, muss sich weisen.
Lange wurde über den Lehrplan21 beraten, gestritten und gezittert. Mit diesem heute von der Deutschschweizer Erziehungsdirektoren-Konferenz (D-EDK) verabschiedeten Dokument wird festgelegt, was Schüler künftig lernen. Beziehungsweise den Kantonen vorgeschlagen, wie sie den Unterricht gestalten sollten. Denn mit dem Lehrplan 21 werden erstmals die Ziele der Volksschule in der Deutschschweiz harmonisiert. Der Vorteil: einheitliche Lehrmittel und aussagekräftige Leistungserhebungen. Der Nachteil: was nicht im Lehrplan 21 steht, gerät in Vergessenheit. Zwischenzeitlich sah es so aus, als knnte die Informatik dieses Schicksal erleiden. Sie war mit «ICT, Medien und Informatik» als überfachliches Gebiet vorgesehen, was ungefähr bedeutet, dass es völlig auf den Lehrer ankam, welches Art von IT-Wissen vermittelt wird. Wenn der Mathelehrer ein Excel-Formular brauchte, hätte das bereits die Anforderung erfüllt. Der Branche gefiel dies natürlich überhaupt nicht, ICTSwitzerland wehrte sich dagegen. Man wollte die Informatik stattdessen in das Fach «Natur, Mensch und Gesellschaft (NMG)» integrieren.

Von Harmonisierung zur Innovation

Der Versuch scheiterte, wie der heute offiziell vorgestellte Lehrplan21 zeigt. Unter der Rubrik MNG werden die Schüler weiterhin nur in Fächern wie Hauswirtschaft oder Ethik unterrichtet. Trotzdem zeigt sich der Verband sehr zufrieden mit den Ergebnissen. «Wir haben erreicht, was wir wollten», sagt Alain Gut, Vorstandsmitglied und Präsident der Kommission Bildung von ICTswitzerland. «Das Fach heisst nun nicht mehr ICT und Medien, sondern Medien und Informatik.» Die Integration in ein anderes Fach sei nie realistisch gewesen, weil es sich beim Lehrplan21 um ein Harmonisierungs- und nicht um ein Innovationsprojekt handelte, sagt Gut. Dass es Informatik dennoch geschafft hat, als einziges Fach neu Aufnahme in den Lehrplan21 zu finden, sei darum sehr positiv. Was das genau bedeutet, erklärt Christoph Mylaeus, E-EDK Geschäftsleiter. «Informatik ist nun kein überfachliches Thema mehr, sondern muss ein eigenes Zeitgefäss erhalten und durch entsprechend ausgebildete Lehrpersonen unterrichtet werden» In der 5. und 6. Klasse sowie in der Sekundarstufe I sollen jeweils zwei Jahreswochenlektionen «Medien und Informatik» Aufnahme in den Stundenplan finden. Die Schüler sollen dort unter anderem lernen, einfache Computerprogramme zu schreiben. Bereits früher werden sie mit Algorithmen vertraut gemacht.

Es hängt an den Kantonen

Auch wenn dies eine Verbesserung gegenüber dem Status Quo ist, grosser Jubel wäre zu verfrüht. Die Kantone sind frei zu entscheiden, wie sie den Lehrplan21 umsetzen. Und auch ab wann. Beispielsweise der Aargau wird ihn erst 2020/2012 einführen, andere Kantone bereits im August 2017. Und auch wie sie den Lehrplan gestalten wollen, bleibt den Kantonen überlassen. Ob sie also wirklich zwei Stunden eines traditonellen Fachs zugunsten von «Medien und Informatik» opfern wollen, wird sich zeigen. Das hängt auch von den zur Verfügung stehenden Lehrpersonen ab, die entsprechend geschult werden müssen. Zwar müssen die Lehrer keine IT-Helden zu sein, um die didaktischen Anforderungen erfüllen zu können. Sie müssen aber Konzepte verstehen können, welche der Informatik zugrunde liegen. Und solche Lehrer müssen erst noch ausgebildet werden, wie Alain Gut sagt: «Es gibt nicht genügend Lehrpersonen. Aber das ist nicht nur ein IT-Problem.» Nun seien die Pädagogischen Hochschulen gefordert. Und diese hätten sich in Gesprächen durchaus interessiert gezeigt, entsprechende Kurse anzubieten.



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