10.07.2015, 10:29 Uhr
Kapo Zürich verzichtet auf Galileo, will aber weiter Trojaner einsetzen und erstattet Anzeige
Drei Tage nachdem bekannt wurde, dass die Zürcher Kantonspolizei einen Staatstrojaner gekauft hat, erwachte die Behörde aus ihrer Lethargie.
Die Zürcher Kantonspolizei verzichtet künftig auf den Einsatz der Überwachungssoftware «Galileo». Der Entscheid dafür sei gestern gefallen, sagte eine Sprecherin dem Blick. Interessanterweise sagte uns die Sicherheitsdirektion erst am Mittwoch, dass man die Software gründlich prüfen werde, bevor man zu einem Entscheid kommt. Da scheint die eine Hand nicht zu wissen, was die andere tut. Doch immerhin scheint man bei der Kapo drei Tage, nachdem die italienische Softwarefirma «HackingTeam» gehackt wurde und die Öffentlichkeit so erst vom Staatstrojaner erfuhr, aus dem Dornröschenschlaf erwacht. Wollte man zu Beginn nicht einmal die Existenz der Software bestätigen, obwohl geleakte Dokumente dies bereits taten, hat man nun klare Massnahmen definiert.
Trojaner weiter einsetzen
Einerseits hält die Kantonspolizei an der Strategie fest, Trojaner einzusetzen, wie eine Kapo-Sprecherin inside-it.ch mitteilt. Man habe Verträge mit «HackingTeam» für den Bezug und den Support von zusätzlich gewünschten Schwachstellen abgeschlossen, die mindestens noch ein Jahr laufen. Gemäss «inside-it» hat die Kapo im Februar erfolgreich eine Schwachstelle für Word-Dokumente bezogen und womöglich auch eingesetzt. Wohl erfolglos seien dagegen bisher die Versuche gewesen, den Internet Explorer über fingierte HTML-Dokumente und den Android-Browser direkt anzugreifen.
Nebst dem Festhalten an Trojanern will die Kapo auch auf zivilrechtlichem Weg versuchen, den durch die Veröffentlichung entstandenen Schaden wieder einzutreiben, wie die Sprecherin weiter sagt. Finanziell beläuft sich die Summe auf 486 500 Euro, den Kaufpreis für Galileo. Der Imageschaden, welcher der Kapo und allen Befürwortern von neuen technologischen Hilfsmitteln für die Straffverfolgung entstanden ist, ist nicht quantifizierbar.