14.11.2017, 11:20 Uhr
Der drittschnellste Supercomputer der Welt steht in der Schweiz
In der Liste der 500 schnellsten Rechner der Welt schafft es die Schweiz auf das Siegertreppchen. Dominiert wird die Rangliste weiterhin von China.
Zum Auftakt der International Supercomputing Conference 2017 in Denver wurde die fünfzigste Top-500-Liste der weltweit schnellsten Superrechner präsentiert. Was US-Präsident Donald Trump gar nicht gefallen dürfte: China hat die USA im Gesamtranking überholt. Noch vor sechs Monaten waren die Amerikaner jene, die im Ländervergleich am meisten Rechner in der Liste führten. Mit der aktuellen Liste wendet sich das Blatt wieder. Denn China investierte im letzten halben Jahr stark und legte sich insgesamt 94 neue Systeme zu – die USA im Vergleich dazu nur 19. Mit insgesamt 201 Anlagen überholt das Land der Mitte die USA (145 Anlagen) nun deutlich. Den dritten Platz belegt Japan mit 35 Rechenanlagen, gefolgt von Deutschland (20), Frankreich (18) und Großbritannien (15).
Schweizer Rechner ist schnellster Europäer
Nicht nur in der Gesamtrangliste, sondern auch bei den einzelnen Rechnern hat China die Nase vorne. Den ersten Platz verteidigten die Chinesen zum vierten Mal mit grossem Abstand mit «Sunway TaihuLight». Die Anlage arbeitet im Supercomputer Center in Wuxi und kommt auf eine Leistung von 93 Petaflops. Mit dem System «Tianhe-2» («Milchstrasse») am chinesischen Supercomputer-Center in Guangzho, das 33,8 Petaflops leistet, sichert sich China auch den zweiten Platz.
Der erste Verfolger von Chinas Supercomputer kommt aus der Schweiz und ist gleichzeitig Europas schnellstes System. Der Rechner «Piz Daint» steht im Schweizer Supercomputing Center CSCS in Lugano, wird von der ETH Zürich betrieben und verfügt über eine Leistung von 19,59 Petaflops. Der Cray-Supercomputer mit Nvidia-Tesla-P100-GPUs wurde im Herbst 2016 umfassend ausgebaut, womit dessen Leistung mehr als verdreifacht werden konnte. Auf dem vierten Platz – noch vor den USA – kommt nun auch noch ein Supercomputer Japans zu liegen. Dank einer Aufrüstung kommt der Rechner «Gyoukou» der japanischen Agentur für Meeres- und Erdforschung nun auf 19,1 Petaflops. Schliesslich folgt auf dem fünften Rang das System «Titan» (17,59 Petaflops) des Oak Ridge National Laboratory des US-Energie-Ministeriums.
Cray dominiert in puncto Leistung
471 der auf der Top-500-Liste aufgeführten Systeme verwenden Intel-Prozessoren, wie die Herausgeber auf ihrer Website schreiben. Mit 122 Systemen stellt HPE unter den Herstellern nach wie vor den grössten Anteil an Superrechnern. Dahinter folgen Lenovo (81), Inspur (56), Cray (53) und Sugon (51). Im Vergleich zur letzten Auswertung im Sommer führen HPE, Lenovo und Cray allerdings einige Geräte weniger – Inspur und Sugon legten dagegen etwas zu. In puncto Leistungsfähigkeit ist der Supercomputer-Hersteller Cray nach wie vor führend. Die Rechner des US-Unternehmens machen insgesamt 19,5 Prozent der Gesamtperformance aller gelisteten Systeme aus. HPE folgt dahinter mit einem Anteil von 15,2 Prozent. Supercomputer nehmen in der Medizin, in der Wirtschaft, für die Berechnung von Verkehrsströmen, der Analyse von Molekülbewegungen oder der Vorhersage, Analyse und Simulation von Wetterdaten eine immer wichtigere Rolle ein. Bei vielen komplexen Berechnungen kommt es aber immer häufiger auf Qualität als auf Quantität an. Für die Top-500-Liste wird traditionell die Quantität über den sogenannten Benchmark-Wert ermittelt. Viele Experten halten den Wert deshalb als nicht mehr zeitgemäss und in der Praxis nur bedingt aussagekräftig.