Vor dem Insieme-Flop und vor der Seco-Affäre gab es ein anderes Ereignis, das die Schweizer IT-Szene gehörig durcheinanderwirbelte: Im Frühling 2010 kam es bei der Fenaco-Tochter Bison
zu einem regelrechten Putsch gegen die Konzernleitung des damals in die Krise geratenen deutschen PC-Ware-Konzerns, der Muttergesellschaft der Schweizer Comparex. An einer kurzfristig einberufenen Mitarbeiterveranstaltung gab die gesamte Geschäftsleitung von Comparex Schweiz um Oliver Schalch ihren Rücktritt bekannt. Quasi gleichzeitig reichte der grösste Teil der rund 200 starken Comparex-Belegschaft ihre Kündigung ein. Rudolf Fehlmann, damals Chef von Bison und mit 35 Prozent an Comparex beteiligt, bot der gesamten Mannschaft eine neue Stelle zu gleichen Anstellungsbedingungen an. Die nahmen das Angebot dankend an. Comparex, die in diesem Vorgang mit Fenaco auch den wichtigsten Kunden an Bison verloren, reichte Klage wegen unlauterem und geschäftsschädigendem Wettbewerb ein. Rudol Fehlmann blieb Bison-Chef,
bis Fenaco im letzten Herbst die Firma komplett bernahm. Oliver Schalch ist aktuell CEO von Bison IT Services AG.
Heute, fünf Jahre später, hat die Staatsanwaltschaft des Kantons Luzern die Untersuchungen abgeschlossen.
Und klagt Oliver Schalch und Rudolf Fehlmann beim Kriminalgericht an. Die Anklage lautet auf ungetreuer Geschäftsbesorgung, Verletzung des Fabrikations- und Geschäftsgeheimnisses und unlauteren Wettbewerb. Insgesamt wurden gegen neun Personen Strafuntersuchungen geführt. Drei Personen konnte kein strafrechtlich relevantes Verhalten nachgewiesen werden, gegen vier weitere ehemalige Mitglieder der Geschäftsleitung von Comparex laufen die Verfahren noch.