31.08.2015, 10:22 Uhr
Cablecom liefert Kundendaten ins Ausland - EDÖB interveniert
Per 1. September liefert Cablecom ihre Kundendaten an das Mutterhaus Liberty Global. Das bedeutet Arbeit für den Eidgenössischen Datenschützer.
Ab morgen liefert UPC Cablecom die Daten ihrer Kunden an «Partnernetze, Konzerngesellschaften und Dritte» im In- und Ausland. Zugestimmt haben die Kunden Mitte Juli, als sie die neuen AGBs der Cablecom unterzeichneten. Cablecom will künftig das Seh-, Surf- und Telefonierverhalten seiner Kunden analysieren, um ihnen dadurch individuell angepasste Angebote machen zu können. Wie die «NZZ am Sonntag» schreibt (Artikel online nicht verfügbar), soll die Auswertung der Auslandsdaten «teilweise durch die Muttergesellschaft Liberty Global» durchgeführt werden. Der britische Konzern hatte eigenen Angaben zufolge per Juni 2015 rund 27 Millionen Kunden in 14 Ländern und erwirtschaftete einen Umsatz von über 18,2 Milliarden Dollar.
Daten sollen nicht verkauft werden
Mit der Weitergabe der Daten könnte sich Cablecom in einer rechtlichen Grauzone bewegen. In der Schweiz verbietet das Gesetz die Übermittlung von Personendaten ins Ausland, wenn dort gesetzliche Vorgaben fehlen, die einen angemessenen Schutz der Persönlichkeit gewährleisten, schreibt die «NZZ am Sonntag». Ausserdem dürfen Personendaten nur zu dem Zweck bearbeitet werden, der bei der Beschaffung angegeben wurde. Cablecom sagt der Zeitung, dass man die Daten nicht verkaufen würde, wie es auch in den Geschäftsbedingungen steht. Drittfirmen allerdings dürften die weitergegebenen Daten «im Rahmen des jeweiligen Auftrags nutzen». Wie diese Aufträge aussehen, wird nicht beantwortet.
EDÖB stellt Fragen
Unterdessen hat sich der Eidgenössische Datenschützer dem Thema angenommen. «Wir haben das Unternehmen Anfang August kontaktiert und aufgefordert, uns verschiedene Fragen zu den Änderungen der Geschäftsbedingungen und den damit einhergehenden Datenbearbeitungen zu beantworten», sagt Francis Meier, Sprecher des Eidgenössischen Datenschutz- und Öffentlichkeitsbeauftragten, der «NZZ». Auch Kunden seien nicht glücklich mit den Änderungen der AGBs, wie Sara Stalder, Geschäftsleiterin der Stiftung für Konsumentenschutz, in der Zeitung sagt: «Die Leute sind sehr verärgert, dass die Firma ihre Daten für kommerzielle Zwecke auswerten will. Sie sehen darin keinen Nutzen.» Einige hätten angekündigt, ihren Vertrag mit Cablecom aufzulösen. Cablecom spricht derweil davon, kaum negative Rückmeldungen erhalten zu haben. Die Daten würden benutzt, «um persönliche Film-Empfehlungen oder ähnliche Angebote auszuarbeiten». Daneben würden Daten «für andere Zwecke» anonymisiert und nach Interessengruppen sortiert gesammelt.