05.09.2017, 14:29 Uhr
50 Jahre Mikroelektronik in der Schweiz
Vor 50 Jahre wurde in der Schweiz die erste Quarz-Armbanduhr entwickelt. Das war auch der Startschuss der hiesigen Mikroelektronik-Branche.
Vor 50 Jahren wurde in den Labors des CEH (Centre Électronique Horloger) – der Vorgängerorganisation des CSEM (Schweizerisches Zentrum für Elektronik und Mikrotechnik) – die erste Quarz-Armbanduhr entwickelt. Damit war eine neue Schweizer Branche aus der Taufe gehoben worden, nämlich jene der Mikroelektronik, ihrerseits Wegbereiter für die digitale Revolution.
Mit zwei Betas fing es an
«Beta 1» und «Beta 2»: So lauteten die Codenamen der ersten elektronischen Quarz-Armbanduhren, die 1967 zum alljährlich stattfindenden Präzisionswettbewerb der SSC (Société suisse de chronométrie) in Neuenburg quasi nebenbei eingereicht wurden. Ein paar Monate später sorgten diese in Neuenburg entwickelten, in mehreren Modellen erhältlichen Prototypen für eine Sensation. Durch ihre extreme Genauigkeit heimsten sie die ersten zehn Ränge des Wettbewerbs ein, bei dem schweizerische und japanische Zeitmesser einander gegenüberstanden. Die von Seiko eingereichten Uhren, die auf derselben Technologie basierten, mussten sich mit Trostpreisen begnügen.
Die damals erbrachte Leistung lässt sich nur noch schwer ermessen. Denn in den sechziger Jahren steckte die Mikroelektronik noch in den Kinderschuhen. Eine elektronische Uhr zu entwickeln, die sich durch ihre Genauigkeit abhebt, stellte eine grosse Herausforderung dar: Es gab zwar grosse Quarzuhren, doch verglichen mit der Grösse einer Armbanduhr und der Ladekapazität der damaligen Batterien war ihr Verbrauch viel zu hoch. Nächste Seite: Impulsgeber für eine ganze Region
Impulsgeber für eine ganze Region
Ganze fünf Jahre brauchten die zwölf Forscher denn auch, um jene Innovation zu entwickeln, die das Gesicht der Uhrmacherkunst verändern würde. Bitter nur, dass die Uhrmacherbranche in der Schweiz nicht von der hier getätigten Entwicklung profitieren konnte. Denn die japanische Seiko hatte zwar den Wettbewerb mit ihrer Quarzuhr verloren, die Technik war aber von Anfang an für die Massenproduktion besser geeignet als die Innovationen der Neuenburger.
Trotzdem hinderte dies die helvetischen Ingenieure und Wissenschaftler nicht daran, weitere Neuheiten in ihrem Bereich zu erfinden. Halbleiter für Mäuse, Hörgeräte und Kommunikationsgeräte wurden entwickelt. Daneben entstand in der Region Neuenburg ein Netzwerk und eine stark mit der Mikroelektronik verwobene Kultur. Übrigens: Auch ihr Comeback hat die Schweizer Uhrenindustrie einer Quarzuhr zu verdanken, nämlich der Swatch.